Bietigheim-Bissingen Eine Spende, die verbindet

Von Petra Neset-Ruppert
Der Untermberger Roman Schmidt spendete Nina Lau, die an Leukämie erkrankt war, Stammzellen. Sie sehen sich regelmäßig und tauschen sich aus. Foto: /privat

Roman Schmidt aus Bietigheim-Bissingen spendete Stammzellen für die an Leukämie erkrankte Nina Lau. Die beiden sehen sich regelmäßig. Wie Schmidt Spender wurde hat er der BZ erzählt.

Da steckte Frauen-Power dahinter“, erzählt Roman Schmidt aus Untermberg und lacht. Er erinnert sich wie er damals dazu kam sich als Spender bei der DKMS, der Deutschen Knochenmarkspenderdatei, aufnehmen zu lassen. Vor rund acht Jahren kam seine Freundin zu ihm, drückte ihm ein Päckchen in die Hand und erklärte: „Mach das mal.“ Seine Freundin hatte sich bereits registrieren lassen, als der FV Löchgau einen Spendenaufruf organisiert hatte. „Ohne groß nachzudenken hab ich es gemacht: Stäbchen rein und fertig“, sagt der 37-Jährige. Mittlerweile ist er mit eben jener Freundin verheiratet, hat zwei Kinder und 2021 konnte er mit seiner Stammzellenspende einer Frau, die an akuter myeloischer Leukämie erkrankt war, helfen.

„Ich dachte da wird eh nichts passieren. Die Chancen, dass es dann auch passt, sind so gering“, sagt Schmidt, der als Projektmanager für Valeo arbeitet. Doch dann kam 2018 der erste Anruf von der DKMS. Roman Schmidt sei in die engere Auswahl gekommen für eine Spende. Ob er es sich noch vorstellen könne auch zu spenden. „Das stand für mich fest: Wenn ich helfen kann, dann helfe ich“, erinnert sich der Familienvater.

Sechser im Lotto

Also ging er los mit einem Päckchen von der DKMS und ließ sich bei seinem Hausarzt Blut abnehmen. „Er musste auch erst mal den Beschreibungsbrief lesen, denn das passiert nicht jedem Hausarzt, dass er sowas machen kann. Die Wahrscheinlichkeit als Spender zu passen, ist so hoch wie ein Sechser im Lotto“, sagt Schmidt. Doch damals kam er dann doch nicht für eine Spende in Frage auch nach einer weiteren Anfrage 2019 passierte erst mal nichts. 2020, einen Tag vor Weihnachten meldete sich dann die DKMS wieder. „Der Mann am Telefon sagte mir es wäre ernst und sie bräuchten meine Stammzellen“, erzählt der 37-Jährige. So ging er im Januar 2021 zu Voruntersuchungen nach Stuttgart ins Krankenhaus. Als von dort die Freigabe kam, begann er im Februar mit der Vorbereitung. „Ich musste mir täglich ein oder zwei Spritzen setzen für ein paar Tage, damit die Stammzellen im Blut freigesetzt werden. Das war wirklich unkompliziert“, erklärt Schmidt. Bei ihm wurde die periphere Stammzellenentnahme angewandt. Dabei werden über rund drei einhalb Stunden aus dem Blut des Spenders die Stammzellen gefiltert. „An der einen Seite ging das Blut raus, an der anderen wieder rein, vollkommen unkompliziert und gar nicht schlimm. Einen Tag später hat Nina die Stammzellen dann bekommen.“ Nina Lau erkrankte im Herbst 2017 an Leukämie. Damals wurde sie per Chemotherapie behandelt, weshalb Roman Schmidt als Spender dann doch nicht gebraucht wurde. Als sich 2019 ihr Zustand dann doch verschlechterte, kam die DKMS 2020 wieder auf den Familienvater zu.

Briefe nach der Spende

Nach der Spende hatten sich die beiden Briefe geschrieben. „Wir hatten beide angegeben, dass wir Kontakt wünschen. Aber erst mal konnten wir uns nur über die DKMS schreiben“, erzählt Schmidt. Nach zwei Jahren geben sowohl Lau als auch Schmid die Einwilligung, dass sie ihre Kontaktdaten tauschen. „Erst mal haben wir uns dann regelmäßig per WhatsApp geschrieben. Ich wollte nicht forsch sein und habe abgewartet was von ihr kommt“, erinnert sich der Projektmanager. Dann kam der Vorschlag auf sich zu treffen. Glücklicherweise wohnen die beiden nicht so weit von einander entfernt. So machte sich Roman Schmidt gemeinsam mit seiner Frau und seiner jüngsten Tochter auf den Weg nach Gemmingen in der Nähe von Heilbronn.

„Wir sind übers Wochenende zu ihr gefahren. Im Auto hab ich dann gemerkt, dass ich ganz schön nervös war“, erinnert sich Schmidt. Doch die erste Umarmung mit Nina sei „herzlich und lang“ gewesen, ein „cooles Gefühl“. Es gab Erdbeerkuchen und viele lange Gespräche. „Als wir Nina und ihre Familie kennengelernt haben, wurde mir erst klar, dass ich nicht nur Nina geholfen habe. Mit der Spende haben ihr Familie und Freunde auch wieder Zeit mit ihr bekommen“, sagt Schmidt. Erst vor Kurzem hat er wieder mit der ganzen Familie Nina Lau besucht. Sie tauschen sich regelmäßig aus und haben schon einige Gemeinsamkeiten entdeckt dabei sei schon so etwas wie eine Freundschaft entstanden.

Manche Dinge seien einfach selbstverständlich, betont der 37-Jährige. Dann gehe es nicht um das eigene Ego. Wenn es in Gesprächen um das Thema Stammzellenspende geht, gibt Schmidt immer eine Anregung mit: „Bald ist Weihnachten, du sitzt am Tisch mit deiner Familie und dann schaust du jeden mal an. Wenn einer von deinen Lieben das bekommt, dann hoffe ich, dass die Person, die ihm oder ihr helfen kann auch bereit ist das zu tun.“ Denn genau das sei so wichtig. Erst einmal offen sein für die Möglichkeit dass man jemandem helfen kann, findet Schmidt. „Lasst euch registrieren. Es tut nicht weh, ist easy und geht ganz schnell.“

Jeder Zeit wieder spenden

Roman Schmidt war nach seiner Stammzellenspende erst einmal für zwei Jahre gesperrt, falls Nina doch noch eine weitere Spende benötigte. Nun könnte er wieder für andere Personen Stammzellen spenden. Bereit wäre er auch ein weiteres Mal zu spenden. „Auch wenn die Person keinen Kontakt möchte, ich würde es wieder tun“, sagt Schmidt.

Und falls die DKMS noch mal bei ihm anruft? „Dann sollte ich wohl mit dem Lotto spielen anfangen“, lacht Schmidt. Aber vorher würde er erst einmal spenden.

 
 
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