Ein 16-jähriger Junge wird von seinen Eltern auf die Wartburg geschickt, die damit eine Liebesbeziehung verhindern wollen. Vor Ort trifft er auf einen geheimnisvollen Mönch, der sich als niemand Geringeres als Martin Luther entpuppt. In sieben Geschichten beleuchtet Günther Bentele in seinem neuen Buch „Hexen, Seuchen, Bauernkrieg“ verschiedene Szenarien des Mittelalters aus der Sicht einfacher Bürger. Vom Bauernkrieg über Hexenprozesse bis hin zum Bau des Behaim-Globus, dem ältesten erhaltenen Globus der Welt, der auch den Beginn des modernen Kolonialismus eingeläutet hat.
Bietigheim-Bissingen „Es hat mich praktisch nicht mehr gegeben“
Sieben Kurzgeschichten des Autors Günther Bentele sind in einem Buch neu erschienen.
2006 zum ersten Mal erschienen
„Ich will zeigen, wie Alltagsgeschichten von der großen Politik, von Kriegen und anderen Katastrophen beeinflusst wurden“, sagt er. Aus der Reihe tanzt dabei eine Kurzgeschichte, die die tatsächliche Geschichte kurzerhand herumdreht: Was wäre eigentlich, wenn nicht die Europäer Amerika entdeckt hätten, sondern umgekehrt die Inkas und Azteken Europa erobert hätten? Inklusive aller Gräueltaten, die tatsächlich geschehen sind, nur eben auf der anderen Seite des Atlantiks. Neu sind die Geschichten jedoch nicht. Sie erschienen bereits im Jahr 2006 in einer dreiteiligen Reihe namens „Augenblicke der Geschichte“. Anfangs verkauften sich die Bücher hervorragend, allerdings waren sie in ihrer Aufmachung zu teuer und damit nicht für die anvisierte Zielgruppe, nämlich Jugendliche, attraktiv.
Für die pädagogische Didaktik
Für einen großen Dämpfer in der Karriere des Schriftstellers Günther Bentele, der bis dahin schon zahlreiche historische Romane verfasst hatt, sorgten die Harry-Potter-Bücher. „Alle Welt wollte nur noch Fantasy lesen“. Historisches Material sei plötzlich nicht mehr angesagt gewesen, die Auflagen seiner Bücher seien zusammengebrochen. „Es hat mich quasi nicht mehr gegeben.“ Auch wenn Bentele für einige Zeit weitere Romane verfasste, seit einigen Jahren jedoch ist der Metterzimmerer in der Belletristik nun schon nicht mehr in Erscheinung getreten.
Dann erhielt der heute 84-Jährige vor zwei oder drei Jahren einen Anruf von Ulrich Schnakenberg, einem Geschichts- und Politiklehrer sowie einer der führenden deutschen Experten für die politische Karikatur des 20. Jahrhunderts. Dieser habe seine Arbeit gekannt, berichtet Bentele, sie gar als Klassiker bezeichnet. „Das hört man natürlich gern“, lacht er. Schnakenberg habe gefragt, ob er einige seiner alten Geschichten neu herausbringen darf, sein Anliegen sei die pädagogische Didaktik. Bentele willigte ein.
Romane gegen Antisemitismus
Ob auch weitere seiner Geschichten neu herausgegeben werden, weiß Bentele Stand heute nicht. Persönlich wünscht er sich, dass seine zwei Romane gegen Antisemitismus – „Schwarzer Valentinstag“ und „Die zwei Leben der Isolde G.“ neu herausgebracht werden. Es sei schließlich ein hochaktuelles Thema, das so vielleicht auch besser an eine jüngere Generation herangetragen werden könne, glaubt Bentele.
Yannik Schuster