Fährt man derzeit im Erlengrund 9 in Bietigheim-Bissingen auf den Hof der Familie Geiger fällt auf, dass einiges neu ist. Die Fassade des Gebäudes ist frisch verputzt, hier und da ragen noch Kabel aus der Wand. Vor allem aber fällt eine Schiebetür auf, die es so zuvor nicht gab: Hier entsteht ein Hofladen. „Seit 2016 haben wir unsere Milchautomaten, an denen Kunden und Kundinnen sich selbst Milch abfüllen können. Immer wieder wurden wir auch nach anderen regionalen Produkten gefragt“, sagt Tobias Geiger. Schon damals sei die Idee entstanden, die Direktvermarktung auszuweiten. Bis der Hofladen jedoch umgesetzt werden konnte, dauerte es noch eine ganze Weile.
Bietigheim-Bissingen Familie Geiger eröffnet einen Hofladen
Familie Geiger aus Bissingen eröffnet am 1. Februar ihren Hofladen im Erlengrund 9. Angeboten werden neben eigenen Produkten auch Waren aus der Region. Der Selbstbedienungsladen soll 24/7 geöffnet sein.
140 Rinder auf dem Geiger-Hof
Tobias Geiger ist Landwirt und betreibt mit seiner Frau Marisa und seinen Eltern den Hof, der vor allem auf Milchvieh spezialisiert ist. Auch etwas Ackerbau gehört dazu, vor allem um die Kühe zu verpflegen. Derzeit versorgt die Familie 70 ausgewachsene Kühe und 70 Jungtiere. „Das hier ist ein Vier-Generationen-Betrieb und wir leben ausschließlich von unserem Hof“, erzählt Tobias Geiger. Auch seine Großeltern und die beiden Kinder Emma und Max leben mit auf dem Hof.
Etwa zwei Jahre zog sich das Genehmigungsverfahren, das ermöglichte, dass aus den vorhandenen zwei Wohneinheiten drei werden konnten. Denn zuvor wohnten Tobias Geiger mit Frau und Kindern nicht im Erlengrund. „Ich habe meine Kinder sowieso schon kaum noch gesehen. Ein Hofladen wäre so nicht umsetzbar gewesen“, sagt er. 2022 kam die Baugenehmigung für die Umstrukturierung der Wohnfläche und auch der Zuspruch für den Anbau, in dem nun der Hofladen ist. Er wird die Tage testweise geöffnet, offizielle Einweihung ist am 1. Februar (siehe Infobox).
Der Raum wirkt hell und einladend, es riecht nach der Holzvertäfelung. Von einem rustikalen Eindruck kann aber nicht die Rede sein – bezahlt wird nämlich an einer Selbstbedienungskasse, und das Bar, mit Karte oder Handy. Teilweise sind die Waren mit einem Strichcode zum Abscannen ausgezeichnet oder es sind Produkte, die am Bildschirm ausgewählt werden. Das Kassensystem stammt aus Österreich und ist speziell für die Direktvermarkt konzipiert worden. „Uns war die einfache Bedienung wichtig“, sagt Tobias Geiger und begründet: „Wir wollen ein Familienbetrieb bleiben.“ Mit Verkaufspersonal wäre das nicht umsetzbar für die Geigers, dann müssten ganz andere Umsätze generiert werden. Schon der Direktverkauf ihrer Milch wäre ohne die Automaten nicht leistbar, sagt er. Der Hofladen soll durchgehend für Kunden zugänglich sein.
Neben der hauseigenen Milch, die wie gewohnt selbst abgefüllt werden kann, werden auch andere Produkte angeboten. Wichtig sei ihnen die Regionalität, sagen die Geigers. So bieten sie Äpfel von Schellings aus Bissingen an, Kartoffeln aus Enzweihingen, Linsen aus Freiberg-Beihingen, besondere Öle aus Ditzingen, Sonnenblumen- und Rapsöl aus Sachsenheim, Eier aus Möglingen, Kaffee aus Sachsenheim, Müsli aus Sersheim, Eis aus Sachsenheim und Ebersbach, „bei der man die Milche richtig herausschmeckt“, so die Geigers – und in puncto Milch macht dem Ehepaar so schnell keiner etwas vor. „Die Produkte sind so regional wie möglich“, sagt Tobias Geiger. Auch sei ihm wichtig, Kollegen aus der umliegenden Landwirtschaft zu unterstützen. Das Sortiment soll nach und nach erweitert und immer saisonal angepasst werden.
Weitere Produkte der Geigers
Auch die Geigers selbst haben neben der Milch noch weitere Güter zu bieten. So pressen sie eigenen Apfelsaft aus Äpfeln von ihren Streuobstwiesen. Vor drei Jahren hat Marisa Geiger mit dem Imkern angefangen. 2024 hat sie gut 60 Kilo Honig mit ihren drei Wirtschaftsvölkern produziert, der innerhalb von 1,5 Monaten ausverkauft war. Kurz vor Corona begann die Familie auch, eigenes Fleisch zu verkaufen. „Das fand großen Zuspruch“, sagt Marisa Geiger. Die Hälfte der Nachzucht ist männlich, die wird nach Oberriexingen verkauft, eine Hälfte der weiblichen Kälber wird zur Nachzucht von Milchkühen gebraucht und die andere Hälfte, die mästet Familie Geiger nun selbst. Geschlachtet wird in Ilsfeld, wohin Tobias Geiger seine Tiere selbst fährt. „Dadurch haben unsere Tiere so wenig Stress wie möglich“, sagt er. Pro Jahr werden sechs bis acht Tiere geschlachtet.
In Zusammenarbeit mit der Metzgerei Häfele produzieren sie auch Dosenwurst, eine Mischwurst aus Schwein und Rind. Sie haben aber auch verschiedene reine Rindswürste im Angebot.
Eröffnung des Hofladens am 1. Februar
Der Hofladen der Familie Geiger (Erlengrund 9 in Bissingen) wird am Samstag, 1. Februar, eröffnet. Zwischen 11 und 16 Uhr gibt es einen Stehempfang mit gegrillten Rindsroten aus eigener Produktion, verschiedenen Getränken sowie Kaffee und Kuchen der Bissinger Landfrauen.