Im August 2022 fand die Grundsteinlegung für die Energiezentrale Mitte (EZM) im Bogenviertel statt. 13 Monate später kann die EZM dann in Betrieb genommen werden, berichtet SWBB-Geschäftsführer Richard Mastenbroek den Gemeinderäten Bietigheim-Bissingens bei der diesjährigen Pferdemarkt-Rundfahrt, bei der gleich mehrere Baustellen angefahren wurden.
Bietigheim-Bissingen Fernwärme für bis zu 3000 Haushalte
Der Betrieb der Energiezentrale Mitte im Bogenviertel in Bietigheim-Bissingen beginnt noch im September. Gemeinderäte besuchten die Baustelle im Rahmen der Pferdemarkt-Rundfahrt.
Für die EZM habe die SWBB eine besondere Förderung erhalten, da die Kombination der Energieversorgung eine besondere sei: „Es gibt gerade mal zwei Dutzend solcher IKWK-Anlagen in Deutschland“, erklärt Mastenbroek. IKWK steht für innovative Kraft-Wärme-Kopplung. Durch die Kopplung verschiedener Energieträger an einem Standort kann die Strom- und Wärmeversorgung auch dann sichergestellt werden, wenn zum Beispiel nicht ausreichend Solarstrom vorhanden ist. „Die Verzahnung mit den Erdwärmepumpen ist das besondere an der Anlage. Die Abwärmenutzung, die wir hier nutzen, ist eben kein Standard mehr, sondern geht darüber hinaus“, so Mastenbroek.
Fernwärme für bis zu 3000 Haushalte
Rund 15 Millionen Euro kostet der Bau der neuen Energiezentrale, die im Bogenviertel derzeit fertiggestellt wird. Circa neun Millionen Euro IKWK-Förderung wird es dafür geben. Mit rund 20 Prozent erneuerbaren Energien wird die EZM in Betrieb gehen. „Perspektivisch können dann bis zu 3000 Haushalte mit erneuerbarer Fernwärme versorgt werden“, blickt der SWBB-Geschäftsführer zuversichtlich in die Zukunft. Rechtzeitig zur anstehenden Winterzeit könne man dann bereits von der Energiezentrale aus Haushalte mit Wärme und Strom versorgen. Für die Zukunft haben die Stadtwerke bereits auch vorgesorgt am Standort im Bogenviertel: „Wir haben die Wasserrechte hier bereits erworben und somit die Option auch ein Kühlnetz zu errichten“, erklärt Mastenbroek. Auch in der Energiezentrale gibt es noch freie Flächen, die bei Bedarf mit weiteren Pumpen und Kesseln ausgestattet werden können, um so mehr Energie und Wärme zu verteilen. Unter der direkt nebenan verlaufenden Bahnlinie wurde ein Durchbruch für die Leitungen geschaffen. „Wir werden die B27 auch noch queeren müssen“, kündigt Oberbürgermeister Jürgen Kessing an und verspricht: „Das geht dann dieses Mal zügiger, weil wir erst starten werden, wenn auch wirklich alle Materialien da sind.“
Erdgas zur Abdeckung der Spitzenlasten
Die EZM besitzt auch einen Erdgaskessel. „Der wird jedoch nur zur Spitzenlastabdeckung genutzt. Die Menge ist daher vorerst überschaubar“, erklärt Lucas Reiber, technischer Leiter bei der SWBB.
Auf die Frage, wie viel Fernwärmeversorgung denn angestrebt werde, weist Mastenbroek auf den noch ausstehenden kommunalen Wärmeplan hin. Dieser muss erst noch fertiggestellt werden. „Bis Ende des Jahres haben wir die Zahlen und da müssen wir dann auch besprechen, welche Energieformen wo Sinn machen“, antwortet OB Kessing. Gerade in kompakten Gebieten mache Erdwärme Sinn, wenn es viele Anschlüsse gebe.
Auf die Frage, ob im kommunalen Wärmeplan dann auch Zeitabschnitte genannt würden, sodass sich Eigentümer, bei denen in nicht allzu ferner Zukunft eine neue Heizungsanlage benötigt wird, planen können, verhielten sich Kessing und Mastenbroek zurückhaltend. „Natürlich haben wir dann auch eine Übersicht, in welchen Gebieten was sinnvoll ist, aber man braucht dann auch die Menschen, die das anschließen wollen“, so der SWBB-Geschäftsführer. „Das ist alles eine Frage der Wirtschaftlichkeit“, so Kessing.
Bietigheim-Bissinger Fernwärme startet nicht bei Null
Gerade mit Blick auf andere Kommunen, die je nach Vorgaben vom Bund dann auch Wärmenetze aufbauen müssen, werde sich dies in Zukunft sicher auf die Bauzeiten und -kosten auswirken, befürchtet der OB. „Wenn wieder alles gleichzeitig gemacht werden muss, wird dass für alle Kommunen, auch für uns ein Problem“, so Kessing. Lucas Reiber von der SWBB zeigt sich jedoch sehr zuversichtlich: „Wir starten hier in Bietigheim-Bissingen bei der Fernwärme ja nicht bei Null.“
Die EZM ist Teil des Fernwärmenetzes der SWBB. Ihren Namen „Mitte“ habe sie bekommen, weil sie zwischen den beiden bereits bestehenden Zentralen im Stadtteil Buch und Kreuzäcker liege. Wenn alle Verbindungen zwischen den drei Energiezentralen hergestellt seien, könne bei einem kurzfristigen Ausfall auch ganz unkompliziert über die jeweils funktionierenden Fernwärmepunkte Energie geliefert werden.