Circa 500 Einsätze hat die Feuerwehr Bietigheim-Bissingen im vergangenen Jahr absolviert. Stetig steigt deren Zahl und auch die Anforderungen an die ehrenamtlichen Einsatzkräfte. Als die Feuerwache in der Mühlwiesenstraße in den 1970er-Jahren gebaut wurde, gab es rund 50 Mitglieder bei der Freiwilligen Feuerwehr. Mittlerweile sind es 74 Feuerwehrmänner und -frauen und 35 Mitglieder in der Jugendfeuerwehr. Sie alle brauchen Platz. Die Feuerwache in Bietigheim ist in die Jahre gekommen und entspricht bei weitem nicht mehr den aktuellen Anforderungen.
Bietigheim-Bissingen Feuerwehr müsste für zwei Jahre aufs DLW-Gelände ziehen
Über den Neubau der Feuerwache an der Mühlwiesenstraße hat der Gemeinderat Bietigheim-Bissingen gesprochen und der Vergabe von Planungsleistungen zugestimmt.
Bereits im Oktober 2022 stellte ein Gutachter im Rahmen des Feuerwehrbedarfsplans in der Gemeinderatssitzung fest, dass es in der Mühlwiesenstraße 25 „gravierende Mängel“ gebe und dass die „räumliche Kapazitätsgrenze erreicht“ sei. Die Gremiumsmitglieder stimmten der Fortschreibung des Bedarfsplans damals zu und damit begann auch die Suche nach einem möglichen neuen Standort, um beide Abteilung zusammenzuführen.
Kein gemeinsamer Standort
In einem langen Prozess habe man gemeinsam mit der Stadt verschiedene Standorte evaluiert und sei zu dem Schluss gekommen, dass es keinen passenden neuen Standort gibt, um auch die gesetzlichen Hilfsfristen für Einsätze einhalten zu können. „Damit waren wir dann wieder bei der Mühlwiesenstraße und es ging darum zu sehen, wohin wir in der Bauzeit ausweichen können“, erklärt Kommandant Frank Wallesch auf BZ-Anfrage. Eine Halle auf dem alten DLW-Gelände soll für rund zwei Jahre die Abteilung Bietigheim beherbergen, denn solange werde die Bauzeit laut Gemeinderatsvorlage voraussichtlich andauern. „Ich kenne mittlerweile fast jede leer stehende Halle in Bietigheim-Bissingen“, amüsiert sich Wallesch. Allein diese Suche habe sehr viel Zeit in Anspruch genommen und gezeigt, wie komplex das Thema ist.
Am Interimsstandort sei dann auch schon mehr Platz für die Jugendfeuerwehr, die sich derzeit in den Kellerräumen der Mühlwiesenstraße 25 befindet. „Die Jugendfeuerwehr ist wichtig, denn hier kommt unser Nachwuchs her. Gerade erst sind sechs von der Jugendfeuerwehr zu den Aktiven gewechselt“, sagt der Kommandant.
2400 Quadratmeter Fläche
Bei der Planung gemeinsam mit der Stadt habe man auch weit in die Zukunft geblickt, sodass das Gebäude auf lange Sicht noch für die Feuerwehr funktioniere. Homeofficeplätze, separate Werkstätten und ein Schleusenkonzept für eine Schwarz-Weiß-Trennung wurden berücksichtigt. „Eigentlich sollten wir die private saubere Kleidung (weiß) nicht am gleichen Ort lagern wie die schmutzige Einsatzkleidung (schwarz). Aber auf Grund der fehlenden Räume findet das alles in einem Raum statt“, erklärt Wallesch. Laut Gemeinderatsvorlage benötigt die Feuerwehr eine Fläche von 2400 Quadratmetern. Deshalb sei ein kompletter Abbruch der Fahrzeughalle mit einem Neubau notwendig.
Da die Ein- und Ausfahrtsituation nicht optimal ist, soll noch einmal beim Regierungspräsidium angefragt werden, ob eine Zufahrt über die B 27 möglich wäre, alternativ soll auch noch die Möglichkeit eines Bypasses am Kreisel geprüft werden, um den Einsatzkräften ein schnelles Ausrücken zu ermöglichen.
Auch für das DRK, dass ebenfalls Flächen in der Mühlwiesenstraße nutzt, muss dann noch ein Ersatz gefunden werden, denn bei der neuen Planung wird die Feuerwehr die bestehenden in vollem Umfang benötigen.
Laut Gemeinderatsvorlage wäre der Baubeginn für das dritte Quartal 2026 vorgesehen, sodass die neue Wache im ersten Quartal 2028 fertiggestellt werden könnte. Im Gemeinderat am Dienstagabend stimmte das Gremium über das Verfahren zur Vergabe der Planungsleistungen und auch über das Raumkonzept und die Interimswache ab.
Gemeinderäte stehen hinter Wehr
Während sich CDU-Stadträtin Eva Jahnke an den Großbrand vor 40 Jahren, dem auch ihr Familienhaus zum Opfer fiel, erinnerte, und den mutigen Einsatz der Feuerwehr lobte, betonte sie: „Wir stehen hinter der Feuerwehr Bietigheim-Bissingen.“ Und signalisierte damit die Zustimmung der CDU-Fraktion. „Wir bedanken uns sehr bei den Wehren und bringen uns gerne für eine moderne Feuerwehr ein“, betonte Petra Kühlthau von den Freien Wählern.
Getreu dem Motto der Feuerwehr „Wasser marsch“, rief Traute Theurer von der GAL-Fraktion zu „Beschlüsse marsch“ auf. „Die Arbeitsbedingungen müssen sich ändern und wir müssen dafür sorgen“, betonte sie. Auch SPD-Fraktionssprecher Thomas Reusch-Frey betonte die Notwendigkeit des Beschlusses und merkte an, dass es bei der Zufahrt Optimierungsbedarf gebe und man auf das Regierungspräsidium hoffe.
Nicht als „beratungsresistent“ wolle man bei der FDP-Fraktion gelten, erklärte Götz Noller und so wurde beiden Anträgen einstimmig zugestimmt. „Es ist unstrittig, dass wir etwas tun müssen. Jetzt gilt es noch viele Bausteine zusammenzusuchen“, kündigte Oberbürgermeister Jürgen Kessing die weitere Planung an.