Bietigheim-Bissingen Fließend ineinander übergehende Bewegungen

Von Helga Spannhake
Zum Welt-Tai-Chi- und Qi-Gong-Tag am Samstag wurde auch in Bietigheim-Bissingen im Bürgergarten praktiziert. Foto: /Oliver Bürkle

Am Samstag luden die freie Tai-Chi-Gruppe und die freie Qi-Gong-Gruppe Bietigheim-Bissingen wie jedes Jahr am letzten Samstag des Aprils zum Mitmachen anlässlich des Welt-Tai-Chi- und Qi-Gong-Tages ein. Der Bürgergarten bot die passende Kulisse.

Es ist kühl, aber trocken an diesem Morgen. Der Wind weht frisch, während der Kaskadenbrunnen am Bürgergarten unermüdlich vor sich hin sprudelt. Ein Mann geht wartend auf und ab: Sportlich gekleidet ist er und trägt einen kleinen Rucksack, aus dem ein Bambusstab hervorlugt. Günter Sauer aus Ludwigsburg ist seit 2003 aktiv bei der freien Tai-Chi-Gruppe und Qi-Gong-Gruppe Bietigheim-Bissingen dabei: „Das ist eine sehr schöne Disziplin und die Beweglichkeit wird gefördert“, erklärt er seine Begeisterung für die im Chinesischen Kaiserreich entwickelte Kampfkunst.

Meditation statt Nahkampf

Dieser Aspekt des Nahkampfes ging allerdings immer mehr verloren und Tai-Chi wird als Meditation in Bewegung beschrieben, fügt Gruppenmitglied Florian Popp hinzu. Bequem sitzt seine schwarze Hose und den ebenfalls schwarzen Pulli ziert auf dem Rücken der große weiße Schriftzug „Tai-Chi“. Seit fünf Jahren nimmt Florian Popp aus Bietigheim-Bissingen beim wöchentlichen Training teil und möchte die positiven Auswirkungen nicht mehr missen: „Die Körperkoordination verbessert sich und man findet in eine innere Ruhe“, schwärmt er.

Nach und nach trudeln weitere Teilnehmende ein, aber aufgrund der doch recht kühlen Temperaturen sind es am Ende nur sechs Frauen und vier Männer, die im Kreis stehend die Aufwärmübungen absolvieren.

Die Handgelenke werden vor dem Körper gedreht, die Schultern rollen vor und zurück, der Rumpf wird gebeugt und die Waden gedehnt. Alle Verspannungen sollen sich nach und nach lösen, der Körper eingestimmt werden auf die folgende Peking-Sequenz.

Dem Spatzen am Schwanz ziehen

Da gilt es dann dem Spatzen am Schwanz zu ziehen sowie dem wilden Pferd die Mähne zu streicheln, wie zwei der Aufgaben betitelt sind. Ruhig und gleichmäßig fließend schwingen die Arme durch die Luft und für das Bild der Wolkenhände werden sie direkt vor den Augen entlanggeführt.

Die Peking-Sequenz ist ein moderner Ablauf in 24 Bildern und geht auf die Ärztin und klinische Psychologin Marion Rieber zurück, die Schülerin des weniger bekannten chinesischen Meisters Gia Fu Feng war. Sie empfand seine bevorzugt weichen und gleitenden Bewegungen bei der Ausführung des Tai-Chi als besonders gesundheitsfördernd.

Übungsleiter Heinz-Joseph Nicolin wiederum besuchte wiederholt Lehrgänge von Marion Rieber, erwarb beim Ausbildungsseminar sein Taijilehrer-Diplom und rief schließlich 2001 die erste der beiden Bietigheimer Übungsgruppen ins Leben. Mit seinen 86 Jahren und aufgrund einer schweren Fußverletzung als Jugendlicher ist er inzwischen nicht mehr so gut auf den Beinen und leitet daher die folgenden Fingerübungen auf einen Stuhl sitzend an: „Wie beim Klavierspielen“, fordert Heinz-Joseph Nicolin von seinen Elevinnen und Eleven das entsprechende Fingerspiel ein und geht weiter zum Öffnen und Schließen der Faust. Dynamisch greifen alle Hände in die Luft und auch der 89-jährigen Bietigheimer Seniorin Brigitte ist der Spaß anzusehen: „Ich habe früher mal einen Kurs gemacht“, erinnert sie sich und stellt fest, dass doch nicht mehr alles von damals präsent ist.

Bambusstäbe werden eingesetzt

Zum Abschluss der Mitmach-Aktion zum Welt Tai-Chi- und Qi-Gong-Tag kommen die Bambusstäbe noch zum Einsatz. Auch sie werden gleichmäßig mit sanft fließenden Bewegungen zuerst vor dem Körper hin und her geschwungen sowie um 180 Grad gedreht. Beim mehrfach gedrehten Wechsel des Bambusstabes von Brusthöhe zur senkrechten Stellung hinter dem rechten Arm allerdings bedarf es Hilfestellungen der geübten Teilnehmenden, wie Elisabeth Walle aus Steinheim.

Energie für den Tag

Betont langsam führt sie die Bewegungen vor, damit alle folgen können. Sie selbst hat im Jahr 2007 einen Anfängerkurs besucht und schätzt beim Tai-Chi die Ruhe: „Das gibt mir Energie für den Tag und wenn ich abends noch übe, dann kann ich wunderbar durchschlafen in der Nacht“, berichtet sie von ihren Erfahrungen.

 
 
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