Beim Stundenausfall geht es nicht um Statistiken, es geht um die Zukunft unserer Kinder“, stellte Daniel Haas, SPD-Landtagskandidat für den Wahlkreis Bietigheim-Bissingen und Vater zweier Söhne, klar. Weniger Fehlzeiten für die Schüler, mehr Geld für Lehrer, aber auch mehr Schülerbeteiligung. Zudem einen an die Anforderungen der Zeit angepassten Lehrplan mit Fächern wie Digitalisierung und Demokratieunterricht, ebenso wie offenere Konzepte für den Unterricht, bei dem nicht eine Unterrichtsform für 25 Individuen reiche – die Forderungen, wie Schule in Baden-Württemberg in Zukunft sein solle, sind zahlreich.
Bietigheim-Bissingen Forderung: Mehr Demokratiebildung
Die SPD lud zur Diskussion über Bildung mit Betroffenen ein – wenn es nach der Partei ginge, würde sich in der Schule viel ändern.
Am vergangenen Donnerstagabend wurden sie in einer SPD-Veranstaltung von Vertretern aller am Bildungswesen Beteiligten vorgebracht. Andreas Stoch, Fraktionsvorsitzender SPD-Landtagsfraktion, und Daniel Haas, die zur Podiumsdiskussion in die Germania am Viadukt geladen hatten, hörten zu – und bestätigten den Großteil der Forderungen.
Schüler fordern mehr Demokratiebildung
Baran Rahimi vom Landesschülerbeirat sprach sich für grundsätzlich mehr Schülerbeteiligung aus, man wolle sich einbringen und mitreden. Eine Kernforderung von ihr ist mehr Demokratiebildung, ebenso wie Digitalisierung als Schulfach. Die Schule sollte eigentlich ein „Safe Space“, ein sicherer Ort, sein, sagte sie, stattdessen sei man mit Leistungsdruck und Lehrermangel konfrontiert: „Wir fühlen uns sehr unwohl, wir haben Angst vor der Zukunft.“
Farina Semler, stellvertretende Landesvorsitzende der GEW und angestellte Lehrerin, setzt sich für eine bessere Finanzierung des Bildungssektors ein. Hier müsse schon „richtig Geld in die Hand genommen werden“ für Fortbildung und neue Konzepte. Es hänge immer am Geld – oft fände bei Finanzierungen auch ein unwürdiges Pingpongspiel zwischen den Ministerien statt. Zwei Anfragen bekomme man bei der GEW pro Woche von Lehrern, die aus dem Schuldienst rauskommen wollen. „Die Lehrer brauchen eine Entlastung“, weiß sie, stattdessen kämen immer neue Aufgaben hinzu.
Eltern: Bildungsplan bleibt zu häufig auf der Strecke
Als Elternvertreterin würde sich Florentine Kochanski über eine zukunftsorientierte Entwicklung der Bildung freuen. Der Bildungsplan bliebe zu häufig auf der Strecke. Es werde nur eine Form des Unterrichts für 25 Individuen angeboten, während der „Preis für die Schule des Jahres“ zeige, dass gerade offenere Konzepte Vorteile bringen. Markus Nutz, Schulleiter der Waldschule Bissingen, berichtete aus der Praxis von einigen Absurditäten berichten. Etwa, dass iPads für den Unterricht für die Schüler als Bildungsmittel vom Land gezahlt werden – für das Gerät für die Lehrkraft zahlt aber die Kommune.
Schule sind knapp mit Lehrern besetzt
Auch seine Schule ist knapp besetzt, in der ersten Woche des Schuljahres kam man gerade so ohne Ausfall durch. Er ist erst mal damit konfrontiert, wie die Kinder in der Schule ankommen: manche sind gar nicht im Kindergarten gewesen. Auch er spricht sich für ein letztes kostenfreies und verpflichtendes Kindergartenjahr aus. Er ist gegen eine Vielzahl Energie bindender Tests, wie den Kompasstest in Klasse vier.
Michael Stoch will als ehemaliger Kultusminister mit dem Thema Bildung in den Wahlkampf ziehen. Sollte er die Möglichkeit dazu haben, werde sich das Bildungswesen in Baden-Württemberg grundsätzlich ändern – angefangen mit den Kitas. Diese sollten grundsätzlich umsonst sein, aus bildungstechnischen wie auch wirtschaftlichen Gründen. Einmal könne so schon vor der Schulzeit gefördert werden, zum anderen stünden viele gut ausgebildete Elternteile der Wirtschaft wieder zur Verfügung.
Schule soll neu gedacht werden
„Schule neu denken“ ist ein weiteres Ziel von ihm. Aus dem bestehendem System soll sie grundsätzlich umgebaut werden. Dass die größten Klassen oft in den Stadtvierteln mit den größten Bildungsunterschieden seien, sei ein Unding.
In der Diskussion mit den Gästen und dem Publikum, von dem rund 30 Prozent keine Parteimitglieder waren, stand nochmals der Fachkräftemangel im Fokus, der Umgang mit KI und digitaler Kompetenz, ebenso die Zukunft des Beamtentums. Vor allem aber, so das Fazit des Abends, brauche es einen Dialog über Bildung, der sowohl parteienübergreifend sei, als auch alle Akteure und Betroffene des Schulwesens einbeziehe.
