Bietigheim-Bissingen Hier sind die Züge immer pünktlich

Von Helga Spannhake
Am Sonntag fand die Modelleisenbahnausstellung in der Kammgarnspinnerei statt. Im Bild zeigen Lothar Hermsen (links) und Hugo Vollmer vom LGB Stammtisch in Walheim ihre Anlage. Foto: /Martin Kalb

Traditionell in der ersten Januarwoche veranstalten die Eisenbahnfreunde ihre große Modellbahnausstellung. Rund 500 Besucher bestaunten am Sonntag die Anlagen.

Wie beliebt der Tag der offenen Tür der Eisenbahnfreunde Bietigheim-Bissingen im neuen Jahr ist, merkte man schon vor dem Betreten des Vereinsheims in der Kammgarnspinnerei, denn bereits am Vormittag waren alle Parkplätze belegt. Im Innenbereich war genauso viel los: Vorn beim Eingang erhielt man am Schalter seine Eintrittskarten, wobei Kinder bis 14 Jahren in Begleitung Erwachsener sich über freien Eintritt freuen konnten, und gerade die Kinder drückten sich einen Raum weiter vor der großen Hauptanlage ihre kleinen Nasen an den Scheiben platt.

Mit leuchtenden Augen verfolgten sie die vielen verschiedenen vorbeifahrenden Personen- und Güterzüge, während das Eisenbahnfreunde-Mitglied Stefan Meyer hochkonzentriert ihnen genau gegenüber an der Wand vor dem Weichenbild stand: „Es ist wichtig, den Überblick zu behalten“, erzählte er, während er manuell Weiche um Weiche stellte, damit es auf der HO-Modellbahnanlage keine Kollisionen zwischen den fahrenden Zügen gab.

30 Lokomotiven drehen Runden

Auf den zwei Kreisen drehten immerhin 30 Lokomotiven mit ihren Waggons unermüdlich ihre Runden. Neu haben die Modellbaufreunde in die Landschaft eine Straßenbahn mit zwölf Haltestellen und digitaler Blocksteuerung eingebaut: „Ein Modellbauer ist nie fertig“, erklärte der 1. Vorsitzende der Eisenbahnfreunde Bietigheim-Bissingen Rainer Weber schmunzelnd und ergänzte, dass es immer etwas zu verbessern oder einfach zu erneuern gibt. So soll auch das bestehende eingebaute Schloss demnächst einer Dracula-Burg weichen.

Seit 1992 gibt es die große fest installierte Anlage, HP-Spinne genannt. Mit viel Liebe zum Detail entstand rund um die 800 Meter Gleise die Landschaft mit Autos, Menschen, Häusern und viel Natur: „Es macht Spaß, die Realität in klein nachbilden zu können“, begründete Rainer Weber die ungebrochene Faszination Modellbahnanlage und hoffte, dass sich unter den kleinen und großen Gästen vielleicht das ein oder andere neue Vereinsmitglied findet – wobei nach wie vor der Modellbahnbau das Metier von Männern und Jungen ist.

Nach längerer Suche ist inzwischen bei den Eisenbahnfreunden Bietigheim-Bissingen die Position des Jugendleiters mit Thomas Atzig auch wieder besetzt, und mit der Modellbahnausstellung sollte gezeigt werden, was der Verein so alles zu bieten hat. Traditionell sind dazu auch andere Vereine und Modellbahnbauer eingeladen.

Züge werden per App gesteuert

So konnten sich die Eisenbahnfans am Stand bei Ulis Modellbahnshop mit gebrauchten Modellbahnartikeln eindecken: Bereits für zwei Euro wechselten Waggons ihren Besitzer. Und auch im Untergeschoss bei Familie Kohlmorgen und Modellspielwaren Siegfried Ade fand sich das ein oder andere Schnäppchen: „Ich bin Modellbauer in zweiter Generation“, lachte Marius Kohlmorgen, und er war sich sicher, auch Jüngere für dieses Hobby gewinnen zu können: „Das funktioniert über die digitale Technik, mit der man zum Beispiel Züge über eine App steuern kann“.

Jedes Jahr beliebt bei den Besuchern ist die große LGB-Anlage, die im unteren Raum aufgebaut war. Knapp viermal größer als HO ist die bunte Gartenbahnanlage. Insgesamt fünf Züge standen auf den Schienen bereit, zwei davon waren in Bewegung und ihr charakteristisches „Choo-Choo“ konnte man im ganzen Raum hören.

Nachbau der Bottwartalbahn

„Wir brauchen zwei Winkerkellen“ ertönte es an der Treppe, und strahlende Kinderaugen nahmen sie von GES-Mitglied Wolfgang Steiger entgegen. Er war eingeladen worden, die echte museale Eisenbahn vorzustellen, und er hatte nicht nur den Fahrplan des Feurigen Elias dabei, sondern auch Kalender, Bücher sowie kleine Dampflokkekse.

Ebenfalls vertreten war die Bürgeraktion Bottwartalbahn: „Wir fahren nicht im Kreis“, betonte Wolfram Berner, einer der drei Initiatoren der Gruppe, und ergänzte, dass das dem Original geschuldet sei. Vom Anfangsbahnhof in Marbach am Neckar bis zum Endbahnhof in Heilbronn-Süd führte die Originalstrecke der Schmalspurbahn, deren Betrieb in den 60er-Jahren eingestellt wurde. Als originalgetreuer Nachbau in Spur HOe aber blieb sie erhalten.

 
 
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