Bietigheim-Bissingen Hohe Energiekosten führen Menschen zur Sozialberatung der Caritas

Von bz
Das Team des Caritas-Familienzentrums in der Ziegelstraße in Bietigheim (von links): Petra Tolksdorf, Claudia Dressler, Uschi Gebler, Anni Zipperer und Lilly Schröder. Foto: /Martin Kalb

Petra Tolksdorf vom Caritas-Familienzentrum in Bietigheim zeigt an Beispielen, wie wichtig die Spenden für Menschen in Not sind.

Mittwochmorgen im Familienzentrum der Caritas in Bietigheim: Im Erdgeschoss ist Frau M. im Gespräch mit der Sozialarbeiterin der Allgemeinen Sozialberatung. Frau M. ist alleinerziehende Mutter von zwei Kindern im Grundschulalter. Sie erhält keinerlei Unterstützung vom Vater der Kinder. Ihr Minijob reicht nicht zum Leben und sie erhält ergänzende Leistungen vom Jobcenter. Aufgrund psychischer Überforderung kann sie ihre Unterlagen oft nicht rechtzeitig beim Amt einreichen und so kommt es zu Verzögerungen bei der Auszahlung und immer wieder zu finanziellen Engpässen.

Beratung im Vordergrund

Dies sei eines von vielen Beispielen für Beratungsgespräche, wie sie im Familienzentrum stattfinden, schildert Petra Tolksdorf, Leiterin der Existenzsicherung und Integration bei der Caritas. In den Themen, mit denen die Mitarbeiterinnen des Familienzentrums dabei konfrontiert werden, bilde sich das Leben in seiner gesamten Breite ab. Tolksdorf: „Manchmal brauchen Menschen nur eine Information oder einen Rat, und es bleibt bei einem einmaligen Kontakt, bei anderen wiederum ist die Begleitung längerfristig und die zu bearbeitenden Problemlagen sind komplex, vielschichtig – und mitunter bedrückend.“ Im Vordergrund stehe die Beratung, die nicht nur die Symptome der aktuellen Notsituation, sondern vor allem die Ursachen in den Mittelpunkt rücke. „Nur wenn diese bekannt sind, kann wirklich nachhaltig an der bestehenden Situation etwas verändert werden. Finanzielle Beihilfen sind dabei nur ein kleiner, dafür aber sehr wichtiger Beitrag, um schnell und unbürokratisch Not zu lindern“, so Tolksdorf.

Das Beratungsangebot im Familienzentrum der Caritas, mit der Allgemeinen Sozialberatung und der Migrationsberatung für Erwachsene und junge Zugewanderte, wird durch die Baby-Willkommensbesuche in der Stadt und die Schwangerschaftsberatung des Sozialdienst Katholischer Frauen komplettiert.

Im Fall von Frau M. beantragt die Sozialarbeiterin eine Beihilfe und finanziert damit auch noch eine neue Waschmaschine.

Ein weiteres Fallbeispiel, so Tolksdorf: Herr K. hat als Nächster einen Beratungstermin an diesem Morgen, er lebt alleine und arbeitet in der Gastronomie. Sein Gehalt reicht gerade so für seine hohe Miete, eine günstigere Wohnung konnte er leider nicht finden, und die Abzahlung seines Kredits. Diesen hat er aufgenommen, um sich die Wohnung einzurichten, nachdem seine Ehe gescheitert ist. Herr K. bringt den Brief seines Stromanbieters mit, dieser hat seinen monatlichen Abschlag von 60 Euro auf 120 Euro erhöht.

Steigende Preise

Herr K. weiß nicht, wie er in den nächsten Monaten seine Verbindlichkeiten zahlen soll. In der Beratung wird dann erst mal ein Haushaltsplan erstellt. Ein eventueller Anspruch auf Wohngeld könnte Herr K. überprüfen lassen und auch die Ausgabenseite – wo kann er noch einsparen – stellt er gemeinsam mit der Beraterin auf den Prüfstand.

Ratsuchende mit hohen Energiekosten und in deren Folge stark erhöhten monatlichen Abschlagszahlungen, kommen derzeit vermehrt in die Allgemeine Sozialberatung, berichtet Petra Tolksdorf. Dies sei neben den stark gestiegenen Preisen für Lebensmitteln Anlass oder zumindest Thema in vielen Beratungsgesprächen.

Im Nachbarbüro bespricht an diesem Tag die Kollegin der Migrationsberatung mit einem jungen syrischen Familienvater, welche Formulare er noch benötigt, um seine Frau und seine zwei Kinder, aus Jordanien im Rahmen des Familiennachzugs nachkommen zu lassen. Der Vater erzählt ebenso, dass er sich Sorgen um seinen jüngsten Sohn macht, der krank ist. Danach kommt Herr A. vorbei, er hat heute keinen Termin, aber eine dringende Frage. Seine Arbeitserlaubnis hat er noch nicht schriftlich bekommen. Nachdem er ein erfolgreiches Bewerbungsgespräch hatte, benötigt er sie für seinen Arbeitgeber. Die Beraterin kontaktiert mit ihm gemeinsam das zuständige Amt, und Herr A. kann sich seine Papiere abholen.

Unterstützung durch BZ-Aktion

„All diese Beratungs- und Kursangebote wären nicht möglich, wären da nicht starke Partner an der Seite der Caritas – wie zum Beispiel die Bietigheimer Zeitung, die mit ihrer BZ-Aktion Menschen in Not die Arbeit in dieser Form möglich macht“, sagt Petra Tolksdorf. Sie trage mit dazu bei, dass Menschen in Notsituationen schnell und unbürokratisch geholfen werden könne.   bz

Umfassendes Kursangebot für Familien

Das Familienzentrum
 bietet ein umfassendes Kursangebot mit Themen rund um die Familie an. Neu hinzugekommen zu den bekannten Kursen wie Pekip und Rückbildungskurs für Mütter ist die Einführung zum guten Schlaf für Babys und Kleinkinder und das

Standort
des Familienzentrums ist in der Ziegelstraße 11 in der Bietigheimer Altstadt. Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite www.caritas-ludwigsburg-waiblingen-enz.de, telefonisch unter (07142) 91 35 0 oder per Mail an cz-bietigheim@caritas-ludwigsburg-waiblingen- enz.de.

 
 
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