Bietigheim-Bissingen Hohe Inflation zwang zu Abstrichen

Von Yannik Schuster
Eine Quellfassung wurde im Rahmen des Nachhaltigkeitsprojekts zwischen Tupungato im westlichen Argentinien und Bietigheim-Bissingen verbessert beziehungsweise erneuert. Foto: Stadt Bietigheim-Bissingen

Anstatt drei konnte in der mit Bietigheim-Bissingen befreundeten argentinischen Stadt Tupungato nur eine Quellfassung zur Verbesserung der Trinkwasserversorgung erneuert werden.

Neben den Partnerstädten Kusatsu (Japan), Sucy-en-Brie (Frankreich), Surrey Heath (England), Szekszárd (Ungarn) und Overland Park (USA) pflegt die Stadt Bietigheim-Bissingen seit einigen Jahren auch freundschaftliche Beziehungen zur der rund 33.000 Einwohner fassenden Stadt Tupungato am Rande der Anden in Argentinien. Zurück geht diese Beziehung auf einen Besuch des damaligen argentinischen Botschafters Edgardo Malaroda zur Handball-WM der Frauen im Jahr 2017. Offiziell bestehen die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Bietigheim-Bissingen und Tupungato seit 2019.

In den vergangenen Jahren arbeitete man an einem gemeinsamen Nachhaltigkeitsprojekt: der Verbesserung der Trinkwasserversorgung in Tupungato (die BZ berichtete). Das Projekt basiere auf den international vereinbarten Nachhaltigkeitszielen (SDG), zu deren Umsetzung sich die Nationen weltweit verpflichtet hätten, erklärt Stadtsprecherin Anette Hochmuth. Darin seien neben Bund und Ländern auch die Kommunen aufgerufen, sich im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit für deren Umsetzung einzusetzen. Aus diesem Grund wurde das Projekt in Tupungato auch vom Ministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert.

Rückgang beim Grundwasser

„Die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung in Tupungato stellt ein großes Problem dar. Aufgrund des Klimawandels ist das natürliche Quell- und Grundwasservorkommen im Vergleich zum positiven Bevölkerungswachstum der letzten Jahre durch einen Rückgang gekennzeichnet“, sagt Hochmuth. Und weiter: „Tupungato, ein gebirgsreiches Department, hat dringenden Bedarf, die Trinkwasserversorgung zu verbessern. Außerdem ist eine quantitativ und qualitativ sichere Wasserversorgung auch entscheidend für den Wein-, Obst und Gemüseanbau. Davon lebt die Gemeinde.“

Ursprünglich war deshalb geplant, drei Quellfassungen für das Trinkwasser in Tupungato zu verbessern, respektive zu erneuern. Diese seien nämlich offen beziehungsweise nur mit Plastikabdeckungen geschützt, wodurch die Gefahr einer Verunreinigung hoch sei. Auch existiere keine Mengenerfassung und nicht alle Stadtteile hängen am Trinkwassernetz.

Der Finanzierungsplan des Vorhabens musste jedoch aufgrund der in jüngster Zeit in Argentinien herrschenden hohen Inflation – im Jahr 2024 durchschnittlich rund 230 Prozent – angepasst werden. Statt drei konnte nur noch eine der Quellfassungen erneuert werden. Unter anderem wurden das Gelände gereinigt, Zugangswege gebaut, Rohre verlegt, ein Schutzwall gebaut, Zufahrtstrassen gereinigt und gebaut und eine Beleuchtung installiert. Das Projekt wurde in diesem Jahr erfolgreich abgeschlossen.

Dabei wurde die Durchführung des Projektes auch von der, sich mittlerweile knapp ein Jahr im Amt befindlichen, Regierung von Javier Milei beeinträchtigt, die laut Hochmuth Instabilität und eine stark gestiegene Inflation brachte. Es sei der guten Leistung der Verwaltung in Tupungato und der guten Zusammenarbeit zu verdanken, dass zumindest ein Teil des Vorhabens inzwischen abgeschlossen werden konnte.

Gespräch über Fortsetzung

Insgesamt waren für das Projekt 90.000 Euro veranschlagt, 49.000 Euro davon hat das Ministerium gefördert, 31.000 Euro hat Tupungato als Eigenbeitrag eingebracht, die übrigen 10.000 Euro bezahlte Bietigheim-Bissingen.

Ob auch die beiden verbleibenden Quellfassungen noch erneuert werden, ist derzeit offen. Erste Gespräche dazu habe man mit Vertretern aus Tupungato bereits geführt, in den kommenden Wochen soll ein neuer Zeit- und Finanzierungsplan besprochen werden, sagt Hochmuth. Nach vorheriger Genehmigung durch den Gemeinderat würde auch hierfür wieder eine Förderung durch das Ministerium beantragt werden.

 
 
- Anzeige -