Bietigheim-Bissingen Hospiz-Workshop: Innehalten in den schnellen Zeiten

Von Neset-Ruppert, Petra
Teilnehmerinnen des Segensbretter-Workshops des Hospiz waren in der Martin-Luther-Kirche künstlerisch aktiv. Foto: /Oliver Bürkle

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hospiz Bietigheim-Bissingen haben in einem Workshop mit der Künstlerin Bali Tollak Segensbretter gestaltet. Diese sollen zum Nachdenken anregen. 

Ich hätte nie gedacht, dass ich in Bietigheim-Bissingen so schwitzen würde“, sagt Künstler Wolfgang Denning, der sich selbst „der Mann an der Farb-Bar nennt“ und gemeinsam mit der Künstlerin Bali Tollak zu einem ganz besonderen Workshop in die Martin-Luther-Kirche nach Bissingen gekommen ist. Ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stellen im Kirchenschiff „Segensbretter“ her.

Die Idee, solche Bretter zu gestalten hatte die Künstlerin Bali Tollak, als sie 2002 Urlaub im Bayrischen Wald machte. „Dort habe ich sogenannte Toten- und Gedenkbretter entdeckt, die mir sehr gefallen haben“, erinnert sich Tollak. Ein Professor erklärte ihr den Ursprung dieser Holzbretter: Damit wurden die Toten zu Grabe getragen und im Anschluss stellte man die Bretter entweder auf dem Friedhof oder den Höfen auf, in denen die Verstorbenen gelebt hatten. So gedachte man der Toten.

Bereits mehr als 400 Seelenbretter gestaltet

„Diese Idee hat mir gut gefallen, um einfach mal innezuhalten in unserer schnellen Zeit“, sagt Tollak. Anfangs hatte sie die Seelenbretter in die Natur gestellt. Wenig später bat ein Pfarrer sie, ob sie die Seelenbretter für eine Umbettung auf dem Friedhof aufstellen könne und so begann sie diese besonderen Holzbretter in der Öffentlichkeit zu zeigen. Mehr als 400 Seelenbretter hat die gebürtige Augsburgerin bereits gestaltet und über die Jahre kamen auch Segens-, Engels-, Friedens-, Natur- und Soldatenbretter hinzu.

Seit 2004 gibt sie Workshops in denen Gruppen selbst Seelen- und Segensbretter gestalten können. In Bietigheim-Bissingen ist Bali Tollak bereits zum zweiten Mal zu Gast. Das Hospiz hat sie eingeladen um mit 25 Teilnehmerinnen Segensbretter zu gestalten. „Wir bieten immer wieder verschiedene Teamevents an, denn dabei kann man sich gegenseitig stärken“, erklärt Petra Zuccalá, Vorsitzende des Hospiz Bietigheim-Bissingen. Gerade um das Haupt- und Ehrenamt zusammenzubringen eigneten sich diese Angebote besonders gut.

Und dann geht es los: Bali Tollak erklärt den Aufbau eines Brettes und schickt die Teilnehmerinnen los zur Farb-Bar, denn nun gilt es die Grundierung und damit den Hintergrund für das Segensbrett auszuwählen. Die Sprüche haben sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bereits vorab ausgewählt. Es sind Zitate, die sich mit dem Thema Leben und Tod beschäftigen, die anregen sollen sich dazu Gedanken zu machen und auch ins Gespräch zu kommen.

Das klappt auch beim Workshop bereits sehr gut, denn kaum ist die Farbe auf den Seelenbrettern wird auch schon gefragt: „Was hast du denn für einen Spruch aus gewählt?“ „Der ist aber schön, wie bist du darauf gekommen?“

Lieblingsspruch fürs „tiefer denken“

Auf Ingrid Mocklers Brett steht: „Man sieht die Sonne untergehen und erschrickt doch, wenn es dunkel wird.“ Sie ist die hauptamtliche stellvertretende Pflegedienstleitung und arbeitet seit fünf Jahren im Hospiz. „Das ist mein Lieblingsspruch und er ist so passend. Das erlebe ich immer wieder im Hospiz“, sagt Mockler. Sie ist zum ersten Mal bei einem solchen Workshop dabei und ist begeistert. „Es war heiß, aber entspannend“, lautet ihr Fazit und sie freut sich über die vielen verschiedenen Sprüche, die zum „tiefer denken“ anregen.

Auch die ehrenamtliche Mitarbeiterin Else Rieger ist begeistert. Sie hilft seit 13 Jahren im Hospiz ehrenamtlich mit und gestaltet bereits zum zweiten Mal ein besonderes Brett. „Die Angebote vom Hospiz mache ich regelmäßig mit. Das ist immer ein schöne Zusammenkommen“, sagt Rieger.

Tiefsinnige Themen, die Lebenserfahrung zeigen

Nach dreieinhalb Stunden sind die Segensbretter fertig. „Ich bin begeistert, wie viele unterschiedliche Bretter und Gedanken hier entstanden sind“, sagt Petra Zuccalá zum Abschluss der Workshops. „Die Bretter sind wirklich sehr schön tiefsinnig. Man merkt, dass sich die Gestalter bereits mit gewissen Themen im Leben auseinandersetzen mussten. Ich hoffe sie finden ein schönes Zuhause“, ergänzt Tollak. Bevor die Segensbretter bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern aufgestellt werden, können Besucher der Friedhofssoirée sich das Ergebnis ansehen, denn die Segensbretter werden bei dieser Jubiläumsveranstaltung ausgestellt.

Veranstaltung des Hospiz Bietigheim-Bissingen

Die Friedhofssoirée des Hospiz Bietigheim-Bissingen findet am Freitag, 18. Juli, von 16 bis 20 Uhr auf dem Friedhof St. Peter in Bietigheim statt. Dieses Angebot zum Jubiläumsjahr des Hospiz ist kostenlos und richtet sich an alle Interessierten auch Angebote für Kinder und Jugendliche gibt es an diesem Tag.

 
 
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