Bietigheim-Bissingen Hotel Schiller wird zum Familienprojekt

Von Heidi Vogelhuber
Evangelos Tsimopoulos und seine Tochter Maria Tsimopoulou führen gemeinsam das Hotel Schiller in Bietigheim-Bissingen. Die Pächter haben das historische Gebäude renoviert und freuen sich seit dem 1. Juni über Übernachtungsgäste. Foto: /Martin Kalb

Die neuen Pächter des Hotels Schiller am Marktplatz führen den Betrieb als Familie. Wer das Sagen hat und was neu ist, berichten Evangelos Tsimopoulos und seine Tochter Maria.

Detailverliebt ist wohl das erste Wort, das einem beim Besuch des Hotels Schiller am Marktplatz 4 und 5 in Bietigheim-Bissingen einfällt. Die bordeauxroten Wände mit den schwarzen Scherenschnitten aus den 90er-Jahren sind modernen Wänden gewichen. Doch nicht alle Wände sind weiß. „Meine Tochter ist extra ins Stadtarchiv gegangen und hat ein historisches Foto vom Viadukt herausgesucht“, erzählt Evangelos Tsimopoulos stolz. Aus diesem Motiv habe die Familie dann eine Tapete fertigen lassen, die sich nun im Flur des ersten Stocks bewundern lässt. „Wir wollten den Charme des alten, Bietigheimer Gebäudes hervorheben“, ergänzt Tochter Maria Tsimopoulou.

Befreundete Familien

Evangelos Tsimopoulos ist der neue Pächter des Hotels, das seit 2021 Onur Deniz gehört. Der Besitzer betreibt das Restaurant Vita sowie das Café Dolce Vita, die sich im Erdgeschoss des Gebäudes auf der Vorderseite zum Marktplatz hin befinden (die BZ berichtete). Den Hotelbetrieb jedoch legte er in die Hände der Bietigheimer Familie mit griechischen Wurzeln. „Unsere Familien sind schon lange befreundet“, berichtet Evangelos Tsimopoulos und seine Tochter ergänzt: „Das gute Verhältnis macht es auch aus. So können wir uns bei Bedarf gegenseitig unter die Arme greifen.“

Tochter Maria ist Juniorchefin. Sie kümmert sich um die Planung sowie Buchungen und das Marketing. Die 25-Jährige hat vor einem Jahr ihr Management-Studium abgeschlossen. „Es ist zwar etwas ganz Neues für mich, aber ich wollte den Schritt wagen“, sagt sie. Ihr Schwerpunkt lag im Bereich Vertrieb. Neben dem Studium habe sie im Einzelhandel gearbeitet, Kundenkontakt sei ihr also nicht fremd. Auch ihr 29-jähriger Bruder Konstantinos arbeitet nebenberuflich im Hotel mit, ebenso der Onkel. Den Familienbetrieb ergänzen bislang zwei Mitarbeiter.

Auch der Vater ist sozusagen ein Hotellerie-Quereinsteiger. Der gebürtige Bietigheimer arbeitete als Prozessentwickler, ehe er sich selbstständig machte. Er betreibt noch heute eine Schneiderei in Stuttgart, das nämlich ist der Beruf, den er gelernt hat: Schneider. So spontan, wie die damalige Entscheidung, selbstständig zu werden, sei auch die Hotel-Entscheidung gefallen „und ich habe es nicht bereut“, sagt er und lacht.

Im Hotel sei er der Mann für jeden Job, „der Umsetzer“, wie er sagt. Ob das Anfertigen von Zierleisten für die Wände oder das Aufstellen der Schlüsselfächer für den 24-Stunden-Check-in. „Meine Frau Catherine ist hier die Designerin und Innenausstatterin“, sagt er und weist auf die liebevoll ausgesuchten Möbelstücke hin. Allesamt Einzelstücke, die seine Frau erstanden hat. Barock anmutende Kommoden im Chippendale-Stil, Lampenschirme mit Fransen und mit Samt bestickte Kissen sollen die alte Substanz des Hauses hervorheben. „Es macht auch einfach Spaß, ein altes Haus wieder fit zu machen“, sagt Tsimopoulos.

14 Zimmer gibt es im Hotel Schiller. Alle wurden renoviert, jedes ist individuell eingerichtet. So tragen die Gästezimmer Namen von Werken des in Marbach geborenen Namensgebers Friedrich Schiller. „Kabale und Liebe“, „Die Räuber“ und „Johanna von Orleans“ liest man an den Türschildern.

Eigene Note ist der Familie wichtig

Zahlreiche Handwerker habe man beschäftigt, erzählt der Pächter, für den eine Investition und die Modernisierung unumgänglich gewesen sei, um eine eigene Note reinzubringen. Der neue Eingang ist übrigens etwas versteckt, seitlich am Haus, wo sich der ehemalige Nachteingang befand. Seit dem 1. Juni hat das Hotel wieder geöffnet. Die Übernachtungsgäste seien unterschiedlich, berichten Vater und Tochter. Neben Geschäftsleuten seien es auch viele Touristen und „Festivalgäste“, wie der Vater sagt: „Am Wochenende übernachteten Konzertbesucher von Sarah Connor und Kontra K bei uns.“ Auch dem jungen Publikum habe es gut gefallen in dem historischen Gebäude, freut sich Tochter Maria. Das mache sicherlich der besondere Charme des kleinen Hotels aus.

http://www.hotelschiller-bibi.de/

 
 
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