Bietigheim-Bissingen Immer mehr Schwangere sind übergewichtig

Von Jennifer Stahl
Schwangere, die an Übergewicht leiden, sind oft anfällig für einen erhöhten Bluthochdruck. Foto: IMAGO/Pond5 Images//xmrwed54x

Welche Folgen hat das und was kann man tun? Die BZ sprach mit der Bietigheimer Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe.

Übergewicht in der Schwangerschaft – nicht nur gefährlich für die werdende Mutter, sondern auch für das ungeborene Kind. Bei einem Body Mass Index (BMI) von 25 spricht man bereits von Übergewicht, ab 30 ist von Adipositas die Rede.

Ein BMI von 18,5 bis 24,9 zählt wiederum als Normalgewicht. „In einer Schwangerschaft sind zehn bis zwölf, höchstens 15 Kilogramm Zunahme normal“, meint Carola Lienig, Bereichsleitung Pflege der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Krankenhaus Bietigheim-Bissingen.

Mehr übergewichtige Schwangere

Lienig bezieht sich auf eine Studie des Robert Koch Institut (RKI) aus dem Jahr 2017, die besagt, dass zu diesem Zeitpunkt 15,7 Prozent der schwangeren Frauen zu Beginn der Schwangerschaft von Adipositas betroffen gewesen seien. Wie viele das heute in der Klinik im Schnitt sind, sei so allgemein nicht zu beantworten. „Wir stellen aber auf jeden Fall fest, dass es immer mehr übergewichtige Schwangere gibt.“ Die meisten Risikoschwangeren gelten schon vor Beginn der Schwangerschaft als übergewichtig, fügt der ärztliche Direktor der Klinik Dr. med. Jens-Paul Seldte hinzu. Wichtig sei deshalb, schon vor der Schwangerschaft seine Lebensziele zu ändern und beispielsweise die Ernährung umzustellen. „Adipöse Frauen werden von ihrem Frauenarzt oder dem Diabetologen betreut“, sagt Lienig, „es gibt auch Risikosprechstunden, in denen über die Gefahren aufgeklärt, und Maßnahmen angesprochen werden.“

Erhöhte Risiken durch Übergewicht

Zu solchen Gefahren für die schwangere Mutter gehören unter anderem ein erhöhter Bluthochdruck, Diabetes oder das Risiko, eine Thrombose zu erleiden.

„Es besteht ein erhöhtes Risiko für Frühgeburten, es werden auch nicht selten besonders große Babys zur Welt gebracht“, sagt Lienig. Bei der Entbindung eines Kindes, das ein Geburtsgewicht von über vier Kilo hat, sei ein erhöhter Blutverlusts der Frau gefährlich, es kann auch sein, dass dringend eine operative Entbindung durchgeführt werden muss. Auch die Schulterdystokie gelte als Geburtsrisiko, hier läuft das Baby Gefahr, während der Geburt mit den Schultern stecken zu bleiben. Seldte empfiehlt, während einer Schwangerschaft keine Diäten durchzuführen, die Ernährung sollte stattdessen, wie sonst auch empfohlen, gesund und ausgewogen sein.

„Viele Schwangere leiden außerdem unter Bewegungsmangel weil ihnen oft eingetrichtert wird, dass sie sich schonen sollen“, meint Seldte. Bewegungsangebote gebe es für Schwangere genügend, „es sollte natürlich etwas moderates sein, da reicht aber schon ein Spaziergang oder Schwangerenyoga.“ Laut ihm sei die Bildung vor und während einer Schwangerschaft ebenfalls entscheidend. „Zu wenig Wissen führt häufig dazu, dass man ungesund lebt und Adipositas daraus resultiert.“ Seine Empfehlung: „Es ist nicht egal, mit welchem Gewicht man in eine Schwangerschaft startet. Da reicht es oft schon, davor ein paar Kilo abzunehmen.“ Die Motivation, seine Ernährung umzustellen und sich mehr zu bewegen, sei für eine gesunde Schwangerschaft entscheidend. Jennifer Stahl

 
 
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