Bietigheim-Bissingen Jobwechsel in der Mittagspause

Von Uwe Mollenkopf
„Bürgermeistertreffen“ auf dem Robinsonspielplatz (vorne, von links): Baubürgermeister Michael Wolf besuchte die Spielstadt „Robsingen“, empfangen wurde er von „Bürgermeisterin Luna und Karin Wagner. Foto: /Oliver Bürkle

Der Robinsonspielplatz hat sich in eine Spielstadt verwandelt – mit Betrieben, Polizei und Arbeitsamt. Am Mittwoch gab es dort ein „Bürgermeistertreffen“.

Am frühen Nachmittag ist vor dem Bankschalter plötzlich viel los. Eine Schlange bildet sich, alle wollen „Robstaler“ abholen. Der Grund: Die in der Schreinerei von „Robsingen“ gefertigten Holzstühle sollen verkauft werden. Dafür braucht man natürlich Geld. In der einwöchigen Spielstadt auf dem Robinsonspielplatz geht es zu wie im richtigen Leben. Jedenfalls fast.

110 Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren bevölkern die „Gemeinde“ beim Sommerferienprogramm, dazu kommen mehr als 30 Helfer, darunter auch Kinder und Jugendliche, berichtet Karin Wagner. Die jahrzehntelange Platzleiterin des Robinsonspielplatzes war eigentlich im Oktober in den Ruhestand verabschiedet worden. Doch ihre Nachfolgerin kündigte – und Wagner sprang wieder ein. Schließlich habe sie ihren Robinsonspielplatz nicht im Stich lassen können, sagt sie.

Gemeinschaftserlebnis

Ein Höhepunkt am Mittwoch ist der Bürgermeisterempfang. Baubürgermeister Michael Wolf stattet „Robsingen“ einen Besuch ab, empfangen wird er von seiner „Bürgermeisterkollegin“ Luna, die dafür natürlich auch eine Rede vorbereitet hat. Darin hebt sie hervor, dass es in der Spielstadt nur Holzhäuser gebe – und keine Autos. Das Publikum quittiert das mit viel Applaus.

Wolf berichtet, dass auch ein Sohn von ihm in der Spielstadt ist und hebt die Bedeutung der Gemeinschaft hervor, welche die Kinder hier erleben können, inklusive der spielerischen Erfahrung im Umgang mit Geld. Es sei „ein kleines Stück Stadt“, so der Bürgermeister. Das Konzept der Spielstadt besteht darin, dass die Kinder eine ganze Woche lang wie ihre Eltern in der fiktiven Stadt Robsingen ihr eigenes Geld verdienen, um zu essen, Spaß zu haben, zu baden oder ins Kino zu gehen. Handys sind dabei tabu, erklärt Jannik Janßen, der Erste Vorsitzende des Vereins Robinsonspielplatz.

In 22 verschiedenen Betrieben können sich die Kinder als Köche, Bäcker, Schreiner, Steinmetze, Künstler, Bankangestellte oder Mitarbeiter der Stadtreinigung ausprobieren. Auch eine Polizei gibt es, um für Ordnung zu sorgen. Und vom Lohn werden Steuern fällig.

Viel los im Arbeitsamt

Im Arbeitsamt laufen dabei die Fäden zusammen. Hier ist mit Rot vermerkt, welche Jobs gerade besetzt sind, mit Grün, wo es freie Stellen gibt. Nicht besetzt ist an diesem Mittag die Zeitung, die aber bereits eine Ausgabe erstellt hat. „Morgens ist hier die Hölle los“, beschreibt Jannik Janßen die Situation am Arbeitsamt, wenn es um die Jobverteilung geht. Doch bereits zur Mittagszeit bestehe die Möglichkeit, sich eine andere Stelle zu suchen. Und: „Man muss nicht arbeiten, man kann sich auch arbeitslos melden.“ Manche ließen gegen Ende der Woche die Sache etwas ausklingen.

Nächste Woche geht es auf dem Robinsonspielplatz im Ferienprogramm bereits weiter. Dann findet eine Fahrt nach Triberg im Schwarzwald statt. Die Woche darauf steht ganz im Zeichen der Römer, erzählt Janßen, ein Angebot, das es im Sommerferienprogramm zwei Mal gibt. Dabei werden die Teilnehmer als Römer eingekleidet und ausgerüstet. Das hat gleich einen doppelten Nutzen: Als Römer werden die Kinder dann auch beim Umzug des Bietigheimer Pferdemarkts auftreten, so der Vorsitzende.

 
 
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