Das Jugendhaus in der Farbstraße war von 1983 bis zum Abriss im Jahr 2012 Dreh- und Angelpunkt der damaligen Jugendszene der Region. Die Jugendlichen trafen sich zum Abhängen, es gab Proberäume zum Jammen, ein Tonstudio zum Aufnehmen und Instrumente sowie Verstärker konnten ausgeliehen werden. Das Jugendhaus war immer auch ein Ort für Konzerte. Dort spielten zahlreiche Bands aus der Stadt wie Klebefront, The Aend und Paradox Indeed. Die Geschichte der Jugendhäuser geht zurück bis 1974. In diesem Jahr 2024 könnte man nun das 50-jährige Jubiläum dieser Einrichtungen feiern.
Bietigheim-Bissingen Jugendhäuser waren immer auch Bühnen
Ein Konzert im 4D am 2. November erinnert an das 2012 abgerissene Jugendhaus Farbstraße. Bereits vor 50 Jahren gab es das erste Jugendhaus in der Holzgartenstraße.
Eine Bühne für das Schlagzeug
Von 1974 bis 1976 gab es für kurze Zeit ein vom Bietigheimer Jugendhaus-Verein verwaltetes Jugendhaus in der Holzgartenstraße 12, dem ehemaligen Haus des Försters Nübel. Es lag etwas versteckt hinter den Häusern an der Holzgartenstraße und war über einen kleinen Fußweg zu erreichen, wie in der Stadtgeschichte nachzulesen ist. Eine der Bands, die dort auftraten, waren The Fools, für das Schlagzeug gab es eine erhöhte Bühne. 1976 musste das Haus dem Bau der Auwiesenbrücke weichen.
Die nächsten vier Jahre diente dann das ehemalige Wohnhaus der Familie Halm in der Talstraße 28 als Ausweichquartier. Auch dieses Jugendhaus musste der Verkehrsplanung weichen: 1980 wurde es im Zuge des Ausbaus der B 27 abgebrochen. Danach gab es das Jugendhaus „Cafe Gall“ am St. Peter-Weg als Zwischenlösung bis zur Eröffnung des Zentralen Jugendhauses in der Farbstraße 15 im Juni 1983 – dem Vorgänger des 2013 eröffneten neuen Jugendhauses 4D. Oft vergessen wird dabei das Jugendhaus in Bissingen. Eine der wenigen Bands, die dort auftraten, waren Out of Order (Ex-Fools), die 1976 dort spielten, unter den Gästen war eine große Zahl von Rockern. An der Stelle des früheren Jugendhauses steht heute das Hotel und Restaurant Litz.
So waren die Jugendhäuser in Bietigheim-Bissingen nicht nur Orte der Kommunikation, sondern immer auch Bühnen für junge Musiker. Diese konnten sich hier ausprobieren und testen, wie sie beim Publikum ankamen. Rockmusik, so der langjährige Jugendhausleiter Harald Finkbeiner in seiner Diplomarbeit, beschäftige sich hauptsächlich mit den besonderen Problemen im Jugendalter. Sie vermittle in einer verunsicherten und diffusen Übergangsphase Gefühle wie Freude, Hoffnung, Halt, Kraft und Solidarität. In den Jugendhäusern der Stadt wurden diese Gefühle verstärkt erlebt.
50 Jahre nach den ersten Treffpunkten für Jugendliche feiert die Jugendhausszene Anfang November im 4D. Bislang gab es zwei Konzerte, ein drittes Konzert findet am Samstag, 2. November, um 19 Uhr statt. Die Vorarbeiten und die Serie mit dem Namen „BiBiPop goes Jugendhaus“ hat Dr. Hansjörg Knorr initiiert, der bereits 1972 bei der Aktion Jugendhaus dabei war, die dann das erste Jugendhaus 1974 in der Holzgartenstraße erkämpfte.
Deutschrock-Band Geröllheimers
Während bei den ersten beiden Konzertabenden unter anderem bekannte Jugendhausbands wie FKA-Crew, Ivanhoe, Mindead und Darkness Ablaze dabei waren, sind auch bekannte Namen für das dritte Konzert Anfang November angekündigt.
Mit dabei sind der „Rock’n‘Roll Diktator“ (Jörg Kaier), Liedermacher und Entertainer, sowie die Deutschrock-Band Geröllheimers. Naevus ist eine Doom Metal Jugendhaus-Band aus den 1990er Jahren. Und Skinflint ist die frühere Folk-Rock Band von Marc Lewandowsky, der seit 2009 die Irish Folk Band Colludie Stone hat.