Bietigheim-Bissingen Keine Chance auf Bewährung

Von Petra Häussermann
Am Montag begann der Foto: /Rena Weiss

Diebesbande aus Bietigheim-Bissingen erbeutete über 80 000 Euro und hinterlässt mehr als 63 000 Euro Sachschäden. Am Montag begann der Prozess gegen neun Männer am Landgericht Heilbronn.

An den leckeren süßen Stückchen waren sie nicht interessiert, dennoch lockten die Bäckereien in ihrem Wohnumfeld in Bietigheim-Bissingen eine Gruppe Männer besonders häufig an: Als Diebesbande durchkämmten sie nachts systematisch und arbeitsteilig vor allem Bäckereifilialen, aber auch einige andere Geschäfte und ein Wohnhaus an weiteren Orten nach Bargeld und Wertgegenständen. Sie erbeutete auf diese Weise mehr als 80 000 Euro und hinterließ Sachschäden wie kaputte Fenster und Türen oder eingeschlagene Wände in Höhe von über 63 000 Euro.

Mehrjährige Gefängnisstrafen

Mitte Oktober vergangenen Jahres konnte die Polizei dem Treiben ein Ende bereiten und einen Großteil der Gruppierung festnehmen. Seit Montag müssen sich nun neun Männer im Alter zwischen 20 und 40 Jahren wegen gemeinschaftlichen schweren Bandendiebstahls vor der 15. Großen Jugendstrafkammer des Landgerichts Heilbronn verantworten, vor der Jugendkammer, weil der Jüngste nach dem deutschen Strafgesetz noch als Heranwachsender gilt. Dem überwiegenden Teil von ihnen drohen mehrjährige Gefängnisstrafen, Bewährung hat der Kammer zufolge in diesem Verfahren keine Chance. Zwei weitere Männer werden gesondert verfolgt.

Bei der beinahe zweistündigen Verlesung der Anklage listete die Staatsanwaltschaft 18 Taten allein im Zeitraum zwischen Ende Juni und Mitte Oktober 2022 auf. Die Vorgehensweise war stets die gleiche: Nachts zogen mindestens drei Mann in unterschiedlicher Besetzung per Auto, Roller oder auch mal zu Fuß von ihrer gemeinsamen Unterkunft in Bietigheim-Bissingen los, um sich am Tatort aufzuteilen: Einer stand draußen Schmiere, die anderen hebelten brachial Fenster und Schiebetüren auf, um in Büro- oder Geschäftsräume zu gelangen und dort Kassen, Tresore oder in zwei Geschäften Regale mit Tabakwaren und Spirituosen leer zu räumen. Im Hallenbad von Sachsenheim waren nach dem Einbruch der Bande zwar nur 1000 Euro weg, dafür Reparaturarbeiten von über 38 000 Euro notwendig.

Offenbar verfügte die Bande auch über das passende Equipment, denn es wurden Türen aufgeflext, Löcher in Wände gehauen oder Tresore aus der Verankerung gerissen und mitgenommen. Lediglich in einem Schwieberdinger Spielcasino scheiterten die Täter an einer Metalltür, und auch bei einem versuchten Einbruch in eine Bäckerei in Bietigheim-Bissingen flüchteten die Täter unverrichteter Dinge, weil eine Zeugin die Männer bemerkte.

Wirtschaftlich besseres Leben

Die Angeklagten stammen alle aus dem Kosovo, einige kamen erst wenige Monate vor ihrer Verhaftung nach Deutschland, andere versuchten bereits vor vielen Jahren, in Deutschland Fuß zu fassen. Bei den ersten persönlichen Einlassungen am Montag machten die Männer keinen Hehl aus ihren Motiven, sie allesamt suchten nach einem wirtschaftlich besseren Leben.

Die Mehrzahl der Verteidiger kündigte Geständnisse an, nachdem die Vorsitzende Richterin, Ursula Ziegler-Göller, keinen Zweifel am Gang des Verfahrens ließ: „Geständige Einlassungen zu Beginn des Prozesses bringen einen Strafrabatt von etwa einem Drittel der zu erwartenden Strafe.“

 
 
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