Bietigheim-Bissingen Kirchenjubiläum: Impulse für die Zukunft setzen

Von Jonathan Lung
Zur Auftaktveranstaltung im Jubiläumsjahr war die Stadtkirche Bietigheim am vergangenen Samstagabend gut besucht. Foto: /Oliver Bürkle

In der Stadtkirche Bietigheim startete man in ein dreifaches Jubiläumsjahr. Es soll ein offenes Fest mit vielen Angeboten werden.

Neues ausprobieren“, das wolle man jetzt gleich mal versuchen, versprach Pfarrer Bernhard Ritter am Ende der Veranstaltung: Und dann hieß es „Film ab“ in der Stadtkirche Bietigheim bei der Auftaktveranstaltung zum Jubiläumsjahr.

Diese gibt es bereits 625 Jahre – zusammen mit dem 525. Geburtstag von Sebastian Hornmold und dem seit 400 Jahre bestehenden Pfarrhaus eins von drei Jubiläen dieses Jahr, die am vergangenen Samstagnachmittag in einem Festakt eingeläutet wurden. Drei Jubiläen in einem Jahr, in dem sich ohnehin schon einiges jährt, wie Pfarrer Ritter erinnerte: 500 Jahre Bauernkrieg, 500 Jahre Hochzeit von Martin Luther, 80 Jahre Ermordung von Dietrich Bonhoeffer und Kriegsende – und natürlich 50 Jahre „Hochzeit“ Bietigheims mit Bissingens. „Ein Jahr voller Jubiläen.“

Motto: „Weniger Mauern, mehr Fenster“

Das Dreifach-Jubiläum von Stadtkirche, Pfarrhaus und Sebastian Hornmold, der die Reformation in erster Reihe vorantrieb und so dazu beitrug, dass die Kirche heute protestantisch und nicht mehr, wie bei ihrer Gründung, katholisch ist, ist für den Pfarrer eine Gelegenheit einmal die eigene Herkunft kennenzulernen. Davon ausgehend die Gegenwart zu betrachten und davon wiederum „Impulse für die Zukunft“ zu setzen, stellte er klar „weniger Mauern, mehr Fenster“. Das sei das Motto, das auch bei der Gestaltung der Veranstaltungen im Jubiläumsjahr leitend war. „Offen“ sollen die sein und Raum für Impulse lassen, so Ritter.

/Oliver Bürkle

Die drei Jubiläen zeigten, fand Oberbürgermeister Jürgen Kessing, „wie Kirche, Stadt und Gesellschaft verwoben sind“. Ohne eine aktive Kirchengemeinde sei in früheren Jahrhunderten auch in der Stadt wenig gelaufen, unterstrich er die sozialpolitische Bedeutung der Glaubenseinrichtung. Und wo die Kirche gehindert worden sei, eine wichtige soziale Rolle einzunehmen, etwa im deutschen Osten, könne das vielleicht auch eine Erklärung für heutige „komische Wahlergebnisse“ sein, findet er.

Das Pfarrhaus als gesellschaftliches Zentrum

Prälatin Gabriele Arnold unterstrich die Rolle der Pfarrhäuser, in denen sie selbst als Pfarrerstochter die meiste Zeit wohnte. Das Konzept geht zurück auf Luther und seine Ehefrau Katharina von Bora, die die gemeinsame Behausung zu einem gesellschaftlichen und auch wirtschaftlichen Zentrum machte. „Mut und Verantwortung“ könne man in einem Pfarrhaus lernen, war es doch ein Ort, an dem im Nationalsozialismus Verfolgte versteckt wurden. „Das Leben“ könne man dort ebenso lernen: hier kommen die Leute zusammen, hier bricht sie als Pfarrerin auf zu Beerdigungen. Es steht also im Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens, ist auch der Ort der Auseinandersetzung.

Das Jubiläum feiert man dabei auch nicht allein. In der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) kommen alle Kirchen der Stadt zusammen – auch hier sei der Austausch „unglaublich bereichernd“, findet Pfarrer Ritter.

Kurzfilme, Diskussion und ein Überraschungsschnaps

Die Kurzfilme machten den Abschluss vom Auftakt. „Wenn nach verdorrten Apfelbäumen es zu einer Erleuchtung kommt und man sich auf der Brücke einigt, dann gibt es gute Nachrichten“, fasste sie Pfarrer Ritter zusammen. Ein Mann zog Mauern zu seinem Nachbarn hoch, bis sein Apfelbaum keine Sonne mehr bekam und man lernte, dass Kompromisse weiter führten als Beharren auf den eigenen Ansichten.

Impulse also noch zum Nachdenken und zum gemeinsamen Diskutieren: Man blieb bei Catering durch die Nachhaltigkeits-AG der Ellentalgymnasien Team N noch beisammen. Und bei einem Überraschungsschnaps, hundert Prozent aus dem Pfarrhausgarten, der ebenso in diesem Jubiläumsjahr geöffnet wird.

 
 
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