Bietigheim-Bissingen Lasse schwingt sich als Tarzan von Liane zu Liane

Von Petra Neset-Ruppert
Lasse kennt das Prozedere: In der Maske sitzt er ganz entspannt und lässt sich in den jungen Tarzan verwandeln. Foto: /Petra Neset-Ruppert

Der elfjährige Lasse Beck aus Bietigheim-Bissingen spielt im Stuttgarter Musical die Rolle des jungen Tarzans. Er war nahm gleich am ersten Casting teil.

Wie geht ein Affe? Mit welcher Technik erreicht man am besten die Liane? Und wie hört sich ein richtiger Dschungelruf an? Diese Fragen begegnen einem Bietigheim-Bissinger Jungen eher selten im Stadtalltag. Doch der elfjährige Lasse Beck hat sich damit tatsächlich schon beschäftigt. Allerdings nicht, um sich gegen den Bissinger „Dschungel“ zu wappnen, sondern um als kleiner Tarzan auf der Bühne des Stage Palladium Theaters in Stuttgart zu stehen.

Seit mehr als einem Jahr ist der elfjährige Bissinger Teil der Künstlercrew des Disney-Musicals Tarzan. Wie das kam? „Meine Handballtrainerin hat mir damals die Anzeige für das Casting gezeigt und meinte: ‚Das wäre doch was für dich.’ Also hab ich es probiert“, erzählt Lasse ganz schüchtern. Beim allerersten Casting in Stuttgart war er dabei. Hat gesungen, getanzt und bewiesen, dass er keine Höhenangst hat, denn das ist bei der Aufführung wirklich wichtig. Bis zu 16 Meter hoch ist das Bühnenbild, auf dem Lasse als Tarzan unterwegs ist – natürlich immer mit Sicherungsaffe im Schlepptau.

Fit und musikalisch

Musik gehört für ihn schon immer zu seinem Leben. Er spielt im Tammer Harmonieorchester Trompete und wenn er Mamas Musikapp nutzt, ist die Playlist häufig voll mit Liedern aus verschiedenen Musicals. Doch nicht nur Musikalität ist beim Tarzan-Musical wichtig, auch Fitness und Akrobatik braucht es, um sich spielend leicht von Liane zu Liane zu schwingen. „Da hat das Handballtraining geholfen. Da machen wir auch viel für unsere Kondition“, verrät Lasse.

Als er damals beim Casting mitmachte, rechnete er sich keine großen Chancen aus. Er wollte es einfach einmal ausprobieren. „Ich hätte nie gedacht, dass ich so weit komme. Bei der ersten Show war ich noch richtig aufgeregt, mittlerweile geht es“, erzählt der Gymnasiast. Während der Show sieht Lasse nur die ersten fünf Reihen im Publikum. Erst beim Abschlussapplaus erhellt sich auch der Zuschauerraum und die Künstler sehen das ganze Publikum. „Das ist einer meiner Lieblingsmomente, wenn man die ganzen Leute sieht und sie klatschen und sich freuen“, erzählt Lasse.

Im vergangenen Jahr probte Lasse von Mai bis November für seinen ersten Auftritt im Musical. An maximal 30 Vorstellungen pro Jahr dürfen die Kinderdarsteller teilnehmen, deshalb braucht es auch einen größeren Pool an jungen Tarzanen, um die Vorstellungen mit ihnen besetzen zu können. Zum Training treffen sich die jungen Darsteller wöchentlich. „Da habe ich auch Freunde gefunden“, sagt der Elfjährige.

Aufführung vor der Klasse

Als er anfing, war er noch in der Grundschule. Zum Abschluss der Grundschulzeit kamen seine Klassenkameraden ins Musical und sahen sich ihren Lasse an. Der Klassenlehrer hat ihn damals viel unterstützt und auch jetzt am Gymnasium ist das Musical-Engagement kein Problem.

Zuhause ist Tarzan auch immer wieder ein Thema. „Ich spiele gerne mit Playmobil und baue mir dann die Tarzan-Bühne nach“, verrät Lasse. Natürlich hat er sich das Musical auch schon aus dem Zuschauerraum angesehen. Die erwachsenen Darsteller beneidet er darum, dass sie an den Lianen über die Köpfe des Publikums schwingen dürfen. „Das würde ich auch gerne machen.“ Doch seinen Lianenflug am Ende des Lieds „So ein Mann“ genießt er jedes Mal in vollen Zügen, denn da geht es wild zu. Ein wenig Nervenkitzel gibt es dabei immer, ob er auch den Griff zu fassen bekommt.

Nie allein

Während der Show haben die Kinder-Darsteller eigene Betreuer, die sie von der Maske, zum Aufwärmen, zum Einsingen und bis hin zum Schlussapplaus begleiten.

In der Maske sitzt Lasse ganz routiniert und entspannt, das Prozedere kennt er und nebenher kann er auch noch mit den anderen Darstellern reden. Damit die Perücke und das Mikro halten, hat Lasse sich extra die Haare wachsen lassen. Nach dem Aufwärmen schlüpft Lasse in sein Kostüm. Er ist bereit, das Publikum hat auf die Plätze gefunden.

Und dann geht das Licht aus im Saal, Musik ertönt und er steht da: der junge Tarzan, der ja eigentlich Lasse heißt, und aus Bissingen kommt. Doch für diesen Auftritt bewegt er sich sicher durch den Dschungel, als hätte er nie etwas anderes gemacht.

Ob er sich wieder für ein Musical bewerben würde? „Auf jeden Fall. Ich bin schon gespannt, was als nächstes nach Stuttgart kommt. Bei Mary Poppins oder dem Wunder von Bern würde ich wahrscheinlich altertechnisch auch noch passen“, überlegt er grinsend.

 
 
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