Er war noch nicht ganz auf der Bühne in der ausverkauften Kelter und schon applaudierten und jubelten die Menschen im Publikum dem Liedermacher zu: Stephan Sulke steht seit fünf Jahrzehnten auf der Bühne, unterhält mit Tiefgang seine eingeschworene Gemeinde, trägt seine Lieder wie Chansons vor.
Bietigheim-Bissingen Leise Lieder voller Ironie
Der 81 Jahre alte Liedermacher und Sänger Stephan Sulke plaudert und singt in der ausverkauften Bietigheimer Kelter.
81-Jährige erzählt aus seinem Leben
„Toll – schön zu sehen, dass so viele überlebt haben“, spöttelt der 81-jährige Musiker gleich zu Beginn des Konzerts. Zwischen seinen Lieder erzählt er aus seinem Leben, über die Songs oder Menschen, die er kennen und lieben gelernt hat. Mit „Du lieber Gott, komm doch mal runter“ beginnt er den Liederreigen und lässt beim Refrain auch gern das Publikum mitsingen, hält einfach das Mikrofon in deren Richtung und freut sich, wenn es klappt. Er habe sich angewöhnt, so eine Art Wunschkonzert zu singen, das erspare ihm die Entscheidung, welche Lieder er auswähle.
Schreibt seit mehr als 50 Jahren Lieder
Mit sanfter Stimme trägt er vor, berichtet von Träumen, der Zeit der ersten Liebe, vom Abschied der Kinderzeit. Seit mehr als 50 Jahren schreibt er Lieder. Zwischen den gesungenen Geschichten pflegt er Episoden ein oder Witze, die aus der Zeit gefallen scheinen, hält eine Art Zwiegespräch mit dem Publikum. Auch zwei neue Texte hat er dabei, für die es noch gar keine Melodie gibt, anfangs liest er sie vor, doch mit den Strophen scheint er eine Melodie zu finden, die auf die Verse passen.
Wechsel zwischen Flügel, Synthesizer und Gitarre
Es ist ein ruhiger Abend voller Melancholie. Sulke wechselt spielerisch vom Flügel zum Synthesizer oder auch einmal zur Gitarre. Von allen herausgebrachten Alben singt er seine Lieblingslieder, etwa „Ich wollte Ihnen nur mal danke sagen“ oder „In der Schule lernt man eh bloß Quark“ oder „Liebe gibt’s im Kino“, er singt über „Ulla“ und „Lotte“ - bejubelt vom Publikum und witzelt über den Uschi-Ohrwurm und die Gäste, die diesen Song lieben: Die einen Fans kommen nur, weil sie dieses Lied kennen, die anderen kommen, weil sie dieses Lied nicht hören wollen, so seine Einschätzung. „Wenn ich es am Anfang spiele, kann es passieren, dass ich nach der Pause allein da sitze“, erzählt er. Zur Sicherheit spielt er „Ach Uschi, mach kein Quatsch“ erst nach der Pause und prüft die Textsicherheit des Publikums. Beinahe wie im Kanon kommen die von den Gästen gesungenen Textzeilen aus dem Jahre 1981.
Als sich der Schweizer Liedermacher am Ende des Abends verabschieden will, steht das Publikum fast geschlossen auf. Zwei Zugaben gibt er, darunter „Der Mann aus Russland“ - „Ich hätte nie gedacht, dass dieses Lied wieder so aktuell sein wird.“