Bietigheim-Bissingen Malteser übernehmen Betreuung

Von Yannik Schuster
Mithilfe der Malteser, die ab Februar an zwei städtischen Kitas jeweils zwei Spiel- und Betreuungsstunden täglich anbieten, soll die Ganztagesbetreuung wieder gewährleistet werden. Foto: Werner Kuhnle

Zum 1. Februar führt die Stadt das Offenburger Modell ein. So soll trotz Fachkräftemangel eine Ganztagesbetreuung gewährleistet werden.

Seit September kann in den städtischen Kindertageseinrichtungen aufgrund des Personalmangels keine Zehn-Stunden-Betreuung mehr angeboten werden. Für viele Eltern ergibt sich daraus eine schwierige Situation, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird auf die Probe gestellt. Mit einem neuen Ansatz, dem sogenannten Offenburger Modell, will die Stadt in einer Pilotphase nun zumindest in zwei Kinderhäusern für Entlastung sorgen.

Besagtes Offenburger Modell sieht vor, den regulären Kita-Betrieb durch eine anschließende Spiel- und Betreuungszeit in den Räumlichkeiten der Kita zu ergänzen. Die Betreuung während der zusätzlichen zehn Stunden pro Woche erfolgt dabei durch den Malteser-Hilfsdienst, dessen Betreuer zuvor ein mehrtägiges Schulungsprogramm zu pädagogischen Grundlagen, Elternkommunikation, Prävention/Kinderschutz und Erster Hilfe am Kind durchlaufen.

Pilotphase für zwei Jahre

Die Stadt wird das Offenburger Modell zum 1. Februar 2025 an den Kinderhäusern Malefiz und Domino einführen. Das hat der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig beschlossen.

Für Ü3-Kinder sollen so wieder Betreuungszeiten von 7 bis 17 Uhr gewährleistet werden – die ersten acht Stunden im Rahmen des städtischen Kita-Betriebs, im Anschluss übernimmt der Malteser-Hilfsdienst. Eltern können die ergänzende Spiel- und Betreuungszeit optional buchen. Ohne Familienpass erstrecken sich die monatlichen Gebühren dafür von 75 Euro für Familien mit einem Kind bis zu zehn Euro für Familien mit vier Kindern.

Bei Vorlage eines Familienpasses reduziert sich die jeweilige Gebühr um 50 Prozent. Die Kalkulation für die beiden Pilot-Kitas erfolgte laut Stadtverwaltung für insgesamt 45 Kinder. Dafür würden sieben Malteser-Mitarbeiter benötigt. Die Pilotphase ist zunächst auf zwei Jahre ausgelegt, bei Erfolg sei eine Ausweitung jedoch denkbar, sagte Erster Bürgermeister Michael Hanus in der Sitzung. Für die Stadt entstehen Kosten in Höhe von rund 200.000 Euro, die sonst jedoch in vergleichbarer Höhe für eigenes Betreuungspersonal vorgesehen waren.

Karin Wittig (CDU) sagte, die vorübergehende Reduzierung der Betreuungszeiten bringe viele Eltern in die Bredouille. Zumindest bei den Ü3-Kindern könne man mit dem Offenburger Modell Abhilfe schaffen. Wichtig sei ihr die vorherige Schulung der Betreuungskräfte, um die Kinder in guten Händen zu wissen.

Kritischer Punkt: Die Übergabe

Thomas-Reusch-Frey (SPD) sagte, dass es verschiedene Ansätze gebe, dem Fachkräftemangel entgegenzutreten. Eine Erhöhung der Ausbildungsplätze werde aber wohl erst in einigen Jahren Früchte tragen, eine Erhöhung der Gruppengrößen sei keine generelle Lösung. Das Offenburger Modell sei ein weiterer gangbarer Weg, den seine Fraktion begrüße. Dabei sei nicht zu unterschätzen, dass man einem neuen Träger Einlass in die städtischen Kitas gestatte. „Uns muss bewusst sein, dass wir damit ein Stück Verantwortung übertragen.“

Als kritischen Punkt machte Reusch-Frey die Übergabe der Kinder von einer Vertrauensperson zur nächsten aus. Dafür müsse genug Zeit eingeplant werden. An den Kommunalverband für Jugend und Soziales richtete er sich mit einer abschließenden Frage: „Warum darf die Stadt dieses Angebot nicht selbst machen?“

Traute Theurer (GAL) sagte, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf genieße in ihrer Fraktion eine hohe Priorität. Wunsch und Wirklichkeit würden dabei jedoch auseinanderklaffen. Die aktuelle Situation mit den begrenzten Betreuungszeiten sei für viele Familien eine große Belastung. Auch sie lege Wert auf eine geordnete Übergabe. Für Kinder unter drei Jahren sei ein Wechsel der Bezugsperson psychologisch nur schwer zu vermitteln, deshalb könne man das Angebot nur für ältere Kinder anbieten.

Dr. Arno Steilner (FDP) begrüßte die Einführung des Offenburger Modells. Auch die Befristung und Evaluierung nach einem Jahr halte er für sinnvoll.

 
 
- Anzeige -