Bietigheim-Bissingen Mehr Personal für den Robinsonspielplatz

Von Heidi Vogelhuber
Seit über 50 Jahren ist der Robinsonspielplatz im Bietigheimer Stadtteil Buch ein Ort für Abenteuer, Spiel und Spaß. Auf diesem Foto lernen Kinder, ohne Feuerzeug oder Streichholz ein Feuer zu entzünden, um anschließend Stockbrot zu essen. Foto: / Helmut Pangerl

Der Gemeinderat Bietigheim-Bissingen stimmt zu, das pädagogische Personal des Robinsonspielplatzes von 1,5 auf zwei Stellen zu erhöhen. Das sind jährlich zwischen 26 000 und 28 000 Euro mehr (je nach Entgeltstufe).

Seit über 50 Jahren gibt es den Robinsonspielplatz in der Freiberger Straße 81 am Rand des Waldes Brandholz im Wohngebiet Buch. 1969 schlossen sich Eltern aus Bietigheim-Bissingen zusammen und gründeten die Bürgeraktion Robinsonspielplatz, später ein eingetragener Verein. Ziel war, einen Abenteuerspielplatz zu schaffen, auf dem der Fantasie der Kinder keine Grenzen gesetzt werden, viel ausprobiert, gewerkelt und geschaffen werden kann. Frei, aber doch unter professioneller Aufsicht.

Bürgerengagement und Unterstützung durch die Stadt

Es war ein einzigartiges Modellprojekt für Baden-Württemberg. Der Spielplatz wurde von den Mitgliedern selbst errichtet, die Stadt gab das Gebiet mit 50 Ar und 15 000 D-Mark Startkapital – noch immer pachtet der Verein das Grundstück unentgeltlich von der Stadt. 1972 war die Eröffnung.

Auch heute unterstützt die Stadt den Spielplatz noch. Im Mai 2019 kam ein Hilferuf vom Verein: Das pädagogische Personal ist zu knapp. Seit 30 Jahren ist Karin Wagner Teil des pädagogischen „Robs“-Teams, seit vielen Jahren ist sie Platzleiterin – mit einer 50-Prozent-Stelle. Der Arbeitsumfang erfordere aber durch den stark frequentierten Spielplatzbetrieb seit Jahren mehr Arbeitseinsatz. Ihr Sohn Tobias Wagner, der Erzieher gelernt hat, hat seit 2014 eine 100-Prozent-Stelle.

Aufgrund der Corona-Pandemie wurde die Bitte um Aufstockung nach ersten Gesprächen mit der Stadt auf Eis gelegt. Im Juli diesen Jahres jedoch kam das Thema wieder auf den Tisch. Das zuständige Dezernat für Bildung, Jugend und Betreuung machte sich ein Bild von der Situation vor Ort und beschloss, einen Antrag zu stellen, der in der jüngsten Gemeinderatssitzung zur Abstimmung gebracht wurde. Das Ziel: Die Stelle von Karin Wagner aufzustocken und bei Nachbesetzung der Stelle – voraussichtlich wird sie in den kommenden zwei Jahren in den Ruhestand eintreten – durch eine ausgebildete Erzieherin den Zuschuss entsprechend der erhöhten Personalkosten (Entgeltgruppe S8a) anzupassen. Um die Kosten für die Stadt dennoch in einem kalkulierbaren Rahmen zu halten, soll der Zuschuss, wie bislang auch, bei der Entgelthöhe der Erfahrungsstufe 2 eingefroren werden.

Mindestens 26 000 Euro Mehrausgaben pro Jahr

Konkret sind das bei 50 Prozent mehr in der Entgeltstufe S4 rund 26 000 Euro pro Jahr mehr. Insgesamt gibt die Stadt ab Anfang nächsten Jahres für zwei Vollzeitstellen (eine EG S4 und eine EG S8a) rund 108 000 Euro aus. Wird die Stelle mit einer zweiten ausgebildeten Erzieherin nachbesetzt sind es insgesamt circa 111 650 Euro jährlich für die Stadt.

Thomas Reusch-Frey von der SPD betonte den Wert des Spielplatzes „mit dem Charme, den wir mit Robinson Crusoe verbinden, zusammen mit ein bisschen Pipi Langstrumpf-Flair.“ Dem Spielplatz, der Stadtkindern Naturerleben und Abenteuer ermögliche, gelte die Sympathie der SPD, so Reusch-Frey. Und doch sei die Unterstützung dort eine „Freiwilligkeitsleistung der Stadt“, und es müsse abgewogen werden, ob die bald über 11 000 Euro jährlich aufgebracht werden könnten. Man müsse bedenken, dass es noch immer unbesetzte Stellen in den Kitas der Stadt gebe. Auch müsse berücksichtigt werden, dass der Spielplatz wegen des stetigen Ausbaus der Ganztagsschule künftig möglicherweise weniger genutzt werden könnte. Reusch-Frey schlug daher vor, dass Kitas und Schulen den Robinsonspielplatz durch eine verbindliche Kooperation intensiver nutzen – schon jetzt sind flankierend zum Normalbetrieb vormittags waldpädagogische Angebote buchbar.

„Es ist ein wichtiger und richtiger Ort für schulische und außerschulische Aktivitäten“, sprach sich auch Lara Breier von der CDU für den Antrag aus.

„Auch die, die in ihrer eigenen Jugend in den Genuss gekommen sind, auf dem Robinsonspielplatz zu spielen, dürfen abstimmen und müssen sich nicht wegen Befangenheit enthalten“, leitete Oberbürgermeister Jürgen Kessing die Abstimmung, die einstimmig ausfiel, mit einem Augenzwinkern ein. Der Rat gewährt den Personalkostenzuschuss.

 
 
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