Bietigheim-Bissingen Mit Service-Roboter und virtueller Kuckucksuhr

Von Uwe Mollenkopf
Im „Innovation Hub“ in der Bietigheimer Kelter finden auch Workshops zu verschiedenen Themen statt. Im Bild spricht Julian Kemmer (links) über die Generation Z und die Anforderungen an den Einzelhandel. Foto: /Martin Kalb

Das Heilbronner Innovationslabor präsentiert sich derzeit in der Kelter. Gesucht werden digitale Lösungen für den lokalen Einzelhandel.

Im April 2023 ist des Innovationslabor „Urban Innovation Hub“ für den Einzelhandel in der Heilbronner Innenstadt eröffnet worden. Inzwischen geht das vom Wirtschaftsministerium des Landes geförderte Projekt auch auf Tour, und sein fünfter Standort ist derzeit die Kelter in Bietigheim – als Gemeinschaftsveranstaltung mit der Stadt und den Aktiven Unternehmern. „Wir wollen vor allem in den Austausch kommen“, sagte Lena Ahner von dem mobilen Labor am Montagabend vor Mitgliedern der Aktiven Unternehmer und des Gemeinderats.

App hilft beim Einkauf

Anregungen dazu liefert eine Ausstellung, die technische Innovationen präsentiert. Diese werden teilweise von Unternehmen in Baden-Württemberg schon eingesetzt, teilweise sind es Neuentwicklungen. Darunter ist zum Beispiel ein Service-Roboter, der in der Kelter durch den Raum fährt. Er kann dazu eingesetzt werden, um Kunden zu begrüßen oder in der Gastronomie Essen zu bringen. Ganz billig ist die Anschaffung allerdings nicht: 15.000 Euro kostet der Roboter laut Lucas Beyer vom Fraunhofer Institut in Konstanz, das Projektpartner des Labors ist. Je nach Funktionen wird’s noch teurer.

Eine App hilft beim Schuheinkauf, indem sie unter anderem anzeigt, wie der gewünschte Schuh in anderen Farben aussieht. Eine andere App eines Uhrenhändlers aus dem Schwarzwald projiziert Kuckucksuhren virtuell auf die eigenen Wände, um zu testen, wie sie sich im eigenen Zuhause machen würde. Auch ein Gerät zur Erkennung und Neutralisierung unangenehmer Gerüche mit geeigneten Wohlfühldüften gibt es.

„Eine hervorragende Präsentation“, bewertete Oberbürgermeister Jürgen Kessing die Ausstellung, die noch an diesem Mittwoch zu sehen ist. Es sei eine Gelegenheit für Einzelhändler, sich über innovative Geschäftsideen zu informieren. Digitale Angebote seien wichtig, um sich gegen den Internethandel zu behaupten, so Kessing. Das Einzelhandelsangebot in der Stadt bewertete der Oberbürgermeister als „in Summe noch attraktiv“, der eine oder andere Leerstand sei nur vorübergehend.

Was der lokale Einzelhandel tun kann, um digital mitzuhalten, darüber berichtete am Montagabend Thomas Meiren vom Fraunhofer Institut. „Wir leben in einer sehr dynamischen Welt und merken es manchmal gar nicht“, beschrieb er die aktuelle Lage. Der Handel sei auch, aber nicht nur durch die Pandemie getroffen worden. Herausforderungen seien unter anderem der Fachkräftemangel, der Trend zum Onlinehandel sowie neue digitale Technologien.

Tablets für das Personal

Meiren schlug einen Strauß an Lösungen vor, aus denen jeder das für ihn Passende herausgreifen könne. „Es ist wichtig, eine eigene Strategie zu entwickeln“, so der Experte. Die „allererste Empfehlung“ sei ein Unternehmensprofil im Internet. Weiter könne das Internet auch als Kanal genutzt werden, um zusammen mit dem stationären Geschäft einen Internet-Shop zu betreiben. Digitale Preisschilder in Supermärkten oder Tablets für das Personal im Handel, um immer gleich zu wissen, welche Produkte vorrätig sind, waren weitere Vorschläge, ebenso wie mobiles Bezahlen und der Einsatz von Servicerobotern. Die Bildung von Netzwerken sei wichtig, ebenso die Suche nach Fördermöglichkeiten.

Meiren empfahl den Anwesenden, den Wandel zuzulassen und den Kopf nicht in den Sand zu stecken. Er sei der Überzeugung, dass der Handel ohne Digitalisierung in Zukunft nicht mehr existent sein werde. Allerdings: „Innenstädte leben auch von guter Erreichbarkeit“, fügte der Fachmann hinzu, um für Bietigheim-Bissingen aus eigener Erfahrung verstopfte Straßen als negativ, sehr günstiges Parken als positiv hervorzuheben.

 
 
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