Wir sind aus allen Wolken gefallen“, sagt Rolf Knorr, einer der beiden Vorstände des Fußball-Sport-Vereins 08 Bietigheim-Bissingen. Am Sonntagmittag hatte er einen Anruf erhalten, wonach der Mannschaftsbus mit dem großen 08-Logo am Samstag im sächsischen Riesa stand, wo eine Großdemonstration gegen den Bundesparteitag der AfD stattfand. In den sozialen Medien wurde der Verein deshalb angegriffen, auch per E-Mail gingen Beschwerden ein. Dagegen bezieht der Verein nun Stellung.
Bietigheim-Bissingen Mit 08-Bus zur Anti-AfD-Demo: Verein distanziert sich
Mit dem Mannschaftsbus von 08 Bietigheim-Bissingen wurden Demonstranten zum Protest nach Riesa gefahren.
Keine Nullachter dabei
„Dort war von uns niemand dabei“, betont Knorr gegenüber der BZ. Der Bus, der normalerweise die Oberliga-Mannschaft der Fußballer zu den Auswärtsspielen transportiert, gehöre dem Busunternehmen, der Bus Tours GbR aus Aspach, die ihn auch anderweitig vermiete. Darauf habe der Klub keinen Einfluss.
Rolf Knorr und Manfred Bleile, die beiden Vorstände, haben deshalb eine Stellungnahme verfasst und auch in den sozialen Medien veröffentlicht. Darin stellen sie klar, dass der Vereinsbus vom beauftragten Busunternehmen ohne ihr Wissen und ohne ihre Zustimmung für die Beförderung von Teilnehmern zu der Protestaktion in Riesa benutzt worden sei. Man bedanke sich bei allen Hinweisgebern, die den Verein über den Vorfall informiert hätten. „Der FSV 08 Bietigheim-Bissingen und sämtliche Werbepartner distanzieren sich ganz klar von jeglicher politischen Instrumentalisierung“, heißt es in dem Schreiben. Der Bus sei zweckentfremdet genutzt worden.
Weiter wird festgehalten, dass der Verein „für Weltoffenheit, Vielfalt und gegenseitigen Respekt“, stehe. „In unseren Reihen spielen Menschen verschiedenster Nationalitäten, Kulturen und Glaubensrichtungen gemeinsam.“
Der Vorfall soll jetzt intern und mit dem Busunternehmen aufgearbeitet werden. Man wolle dazu das Gespräch suchen, sagt Vorstand Knorr. Laut der Stellungnahme soll sichergestellt werden, dass derartige Situationen künftig ausgeschlossen seien.
Zweck der Fahrt nicht bekannt
Man habe gar nicht gewusst, welchen Zweck die Fahrt habe und wer die Fahrgäste seien, sagt Halit Alcelik, Geschäftsführer der Bus Tours GbR aus Aspach, gegenüber der BZ. Der Bus sei von einer Privatperson gebucht wurden, und „wir googeln nicht jede Fahrt“. Ziel sei zunächst das Gewerkschaftshaus in Stuttgart gewesen, dann ging es weiter nach Riesa. Man habe angenommen, es handle sich um eine Gewerkschaftsangelegenheit. Erst in Riesa habe der Busfahrer erkannt, dass dort eine AfD-Veranstaltung stattfinde.
Gehe es um politische Aktionen, sei man bei der Busvermietung zurückhaltend, sagt Alcelik. Dies geschehe nicht zuletzt auch zur eigenen Sicherheit und aus Angst vor einer Beschädigung des Busses.
Nach BZ-Informationen ist der Bus von einem Mitglied des Bündnisses „widersetzen“ gebucht worden. Das Bündnis organisierte aus ganz Deutschland Fahrten nach Riesa, um den AfD-Parteitag zu stören. Zu der Kundgebung kamen nach Polizeiangaben mehr als 10.000 Demonstranten. Wegen Blockaden begann der Parteitag zwei Stunden später, es kam zu Zusammenstößen zwischen Polizei und Teilnehmern der Protestaktion.