Seine erste Sommerresidenz hat dem Württembergischen Kammerorchester (WKO) gut getan. Verjüngt kann es im September in die neue Spielsaison starten. Die Schweizer Pop- und Soulsängerin Stefanie Heinzmann und der für seine außergewöhnlichen Live-Konzerte bekannte Geiger und Konzertmeister Miki Kekenj haben eines der besten Kammerorchester Europas im Bietigheimer Kronensaal auf völlig neue Pfade entführt.
Bietigheim-Bissingen Musikalischer Abend auf Augenhöhe
Im Kronensaal gab es eine klangvolle Zusammenarbeit von Stefanie Heinzmann und dem Württembergischen Kammerorchester.
Frenetischer Applaus, schon bevor sie den ersten Ton gespielt haben? Das gibt es in klassischen Konzerten eher selten. Anders, wenn sich die klassischen Musiker vom Heilbronner Heimathafen aus auf eine Abenteuerreise begeben. Der Lohn: Nicht nur strahlende Gesichter beim Publikum, auch die Minen der Musiker wechselten zwischen Erstaunen und Strahlen ob des begeisterten Beifalls und der stehenden Ovationen, sobald der letzte Ton verklungen war. „Ihr spielt nicht nur zauberhaft, ihr seid auch alle so nett“, lobte Stefanie Heinzmann die Kammermusiker. Normalerweise tritt sie mit ihrer eigenen Band auf. Doch für dieses Projekt begab sich die Sängerin mit der markanten Stimme und den raspelkurzen Haaren auf Neuland, wie sie im Laufe des Abend zwischen ihren Liedern, die wie Musikstücke erklangen, berichtet hat.
Auswahl aus sechs Alben
Ermöglicht hat die ungewöhnliche Zusammenarbeit Miki Kekenj, der im Sommer vergangenen Jahres bei Heinzmann anrief. Gut zwei Wochen lang haben sie sich gegenseitig hinterher telefoniert, bis sie sich an der Strippe hatten und über diese Konzertreihe sprechen konnten. Aus ihren sechs Alben, die sie seit dem Gewinn eines Castingwettbewerbs im Januar 2008 veröffentlicht hat, sollte sie etwa zwei Handvoll Songs auswählen, die ihr wichtig sind. Dabei lagen ihr in jungen Jahren Liebeslieder überhaupt nicht, die fand sie zu kitschig. Inzwischen hält sie begeisterte Plädoyers für das starke Gefühl: „Liebe ist so viel mehr. Pure Liebe ist, was ihr hier macht, ein wunderschöner Abend mit guter Musik, Wertschätzung und Respekt“, rief Heinzmann dem Publikum zu.
Gemeinsam mit ihrer Gesangspartnerin Leslie Jost interpretierte sie ihre Lieder wie „All We Need Is Love“ oder „Little Universe“ - untermalt vom Orchester. „Ihr seid hier keine Deko – diese Zusammenarbeit ist unglaublich beeindruckend und inspirierend“, dankte die Sängerin dem Ensemble. Auch bei Miki Kekenj, mit dem sie meist locker plaudernd gemeinsam moderierte, bedankte sich die sympathische Künstlerin: „Danke für deinen großartigen Mut solche Musikstile zu einer eigenen Welt zu verbinden.“ Immer wieder bedankte sich Stefanie Heinzmann zwischen den Liedern bei den Menschen auf der Bühne und im Publikum für den Abend auf Augenhöhe.
Ebenfalls mit im Boot für die gelungene Zusammenarbeit waren der scheidende Intendant des WKO Rainer Neumann und die neue Kulturamtsleiterin Michaela Ruof, deren vorherige berufliche Station in Heilbronn war. „Welch wunderbare Idee, einen Arrangeur wie Miki Kekenj mit einer Singer-Songwriterin wie Stefanie Heinzmann zu kombinieren. So entsteht eine neue Welt“, lobte Neumann. Die erste Sommerresidenz des WKO mit Überraschungskonzert in der Alten Kelter, grenzenlosem Jazz mit dem Frank Dupree Trio sowie dem krönenden Abschluss im Kronenzentrum lasse nach dem gelungenen Auftakt auf eine Fortsetzung im nächsten Jahr hoffen.
Publikum singt mit
Zum Schluss lockte Stefanie Heinzmann das begeisterte Publikum noch zum Mitsingen – denn anders als bei klassischen Konzerten sei das in der Popwelt völlig normal: „Es muss nicht schön sein, ihr müsst nur laut mitsingen“ und erntete ein vielstimmiges „Who you need ist Love“.