Am 28. März hat sich in der Region Sagaing in Myanmar ein Erdbeben der Stärke 7,7 ereignet, das schwere Schäden verursacht hat, auch im Nachbarland Thailand. Zahlreiche Häuser und Brücken stürzten ein, Straßen wurden aufgerissen, es kam zu Stromausfällen. In Myanmar kamen nach ersten Angaben der Militär-Junta etwa 1700 Menschen ums Leben, mehr als 3400 wurden verletzt. Weil die Kommunikationsnetze instabil sind, dürften aber viele Meldungen von Todesopfern noch fehlen.
Bietigheim-Bissingen/Myanmar Nach Erdbeben gibt es Risse am Gebäude
Die Bewohner des von Dr. Wassilios Amanatidis unterstützten Waisenhauses übernachten derzeit in Zelten.
175 Kilometer südlich des Epizentrums des Erdbebens liegt die Stadt Taunggyi, in der sich das Waisenhaus befindet, für das sich der frühere Kinderarzt und Stadtrat Dr. Wassilios Amanatidis aus Bietigheim-Bissingen seit Jahrzehnten engagiert. Aufgrund schlechter Telefon- und Internetverbindungen sei es schwer, von dort Informationen zur aktuellen Lage zu erhalten, berichtete Amanatidis am Montag im Gespräch mit der BZ. Am Samstag gelang es ihm, telefonisch Kontakt aufzunehmen. „Erfreulicherweise haben wir keine Verletzten im Haus“, teilt der Vorsitzende des Vereins „Pro Waisenhäuser Süd-Ost-Asien“ mit.
130 Kinder und acht bis zehn Betreuer betroffen
Allerdings: Wie er erfuhr, haben sich durch die Erschütterung Wandrisse an dem großen, zweigeschossigen Gebäude dort gebildet. Aus Angst vor einem Einsturz übernachten die Kinder, die derzeit Schulferien haben, und das Personal nun in Zelten.
Er denke, dass man jetzt einen Statiker suche, der die Schäden am Gebäude begutachten soll, sagt Amanatidis. Wie lange dies dauere, lasse sich nicht sagen. Betroffen sind 130 Kinder und acht bis zehn Betreuer. In einem weiteren Gebäude dort werden Flüchtlinge betreut, die es in Myanmar aufgrund des Bürgerkrieges zwischen der Militär-Junta und verschiedenen ethnischen Minderheiten gibt.
Dass nicht mehr passiert sei, sei fast ein Wunder, sagt Wassilios Amanatidis, gerade wenn man bedenke, welche Schäden das Erdbeben in der viel weiter entfernten thailändischen Hauptstadt Bangkok verursacht hat. Auch in der Stadt Taunggyi gebe es zum Glück keine Verletzten.
Hierzulande ist nach den Fernsehbildern über die Naturkatastrophe die Sorge groß. Er habe rund 50 Mails erhalten, in denen sich Menschen nach der Situation im Waisenhaus erkundigten, berichtet Amanatidis. Er will nun Spenden sammeln, um den Menschen dort zu helfen. Das Waisenhaus-Hilfsprojekt hat zuletzt weitere Fortschritte gemacht. Ein drittes Grundstück wurde gekauft, und weil die Stromversorgung in dem Land unzuverlässig ist und es oft gar keinen Strom gibt, wurde eine Photovoltaikanlage gebaut. Im November letzten Jahres nahmen die Bewohner mit eigenen Produkten am „Thanksgiving Day“ teil und bewirteten 250 Gäste.
Amanatidis selbst war zuletzt 2019 in Myanmar. Für 2020 hatte er bereits ein Flugticket – doch dann kam die Corona-Pandemie dazwischen. Und inzwischen werde wegen des Bürgerkrieges von Reisen in das südostasiatische Land abgeraten.
Info
Wer helfen will, kann mit Dr. Wassilios Amanatidis Kontakt aufnehmen. Er ist per E-Mail unter w.amanatidis@t-online.de zu erreichen.