Bietigheim-Bissingen Neue Räume für den Kinderschutzbund

Von Petra Neset-Ruppert
Christa Holtzhausen, Ulrike Ballschmieter, Nadine Erhardt-Rump und Franziska Rampp (Von links) freuen sich über die neuen Räume in der Ziegelstraße, in denen nun begleitete Umgänge für Familien stattfinden. Foto: /Oliver Bürkle

Der Kinderschutzbund Kreisverband Ludwigsburg bietet seit Kurzem nun auch begleitete Umgänge in der Ziegelstraße in Bietigheim-Bissingen an. Diese Erweiterung sei notwendig gewesen, die Räume in Ludwigsburg reichen nicht mehr aus.

Die Warteliste ist lang, beim Kinderschutzbund Kreisverband Ludwigsburg. Der Verein ist der einzige Anbieter für das Angebot „begleiteter Umgang“. Seit Kurzem hat der Kreisverband nun auch neue Räume in der Bietigheimer Altstadt bezogen. In der Ziegelstraße können Familien aus der Umgebung sich für den begleiteten Umgang treffen. „In Ludwigsburg hatten wir keine Möglichkeit mehr, uns zu vergrößern. Wir haben für den begleiteten Umgang mehr Räume gebraucht“, erklärt Christa Holtzhauser, Vorsitzende des Kinderschutzbundes Kreisverband Ludwigsburg im Gesoräch mit der BZ.

Durch einen glücklichen Zufall habe der Allgemeine Soziale Dienst des Landkreises sie auf die leer stehenden Räume in der Ziegelstraße aufmerksam gemacht. Schnell stand fest: Die Räume passen gut für den begleiteten Umgang und bieten mit ihrer zentralen Lage ganz neue Möglichkeiten für die Familien.

Konfliktfreie Treffen ermöglichen

Beim begleiteten Umgang wird Familien ein Rahmen geboten innerhalb dessen sich Elternteile oder auch andere Familienmitglieder mit den Kindern treffen können, wenn sie diese zum Beispiel auf Grund von Trennungen, Scheidungen oder Aufnahme in Pflegefamilien nicht sehen können. Der begleitete Umgang wird immer dann notwendig, wenn diese Treffen nicht konfliktfrei stattfinden können und findet je nach Familie alle zwei bis acht Wochen statt. So kann zum Beispiel das Jugendamt oder das Gericht einen solchen begleiteten Umgang festlegen. Der Kinderschutzbund erhält dann die Anfragen und Unterlagen zu den Familien und kann daraufhin den begleiteten Umgang organisieren. In der Regel gibt es zwölf Termine pro Familie.

Neue Erkenntnisse gibt es immer

„Wir betreuen rund 100 Familien pro Jahr beim begleiteten Umgang. Gerade wenn die Fälle vom Gericht kommen ist es meist schwierig, zu einer gütlichen Lösung zu kommen“, erklärt Ulrike Ballschmieter. Sie ist eine von drei studierten Sozialpädagoginnen, die für den begleiteten Umgang beim Kinderschutzbund im Kreis zuständig sind. 2024 konnte der Verein 30 Fälle abschließen, sechs davon mit einer Abschlussvereinbarung. „Selbst wenn man abbricht, kommt man trotzdem immer zu neuen Erkenntnissen“, betont Ballschmieter. Und genau das sei wichtig, denn im Zentrum der Bemühungen stehe immer das Wohl des Kindes.

„Es geht häufig darum, auch wieder in die Rolle zu finden. Denn obwohl sie kein Paar mehr sind, bleiben sie doch immer Eltern“, ergänzt Holtzhauser. Häufig müsse bei den begleiteten Umgängen wieder gelernt werden, wie man die Informationen über das Kind austauscht und das es dabei auch wichtig ist, dass man das Kind nicht über das Leben des Expartners beziehungsweise der Expartnerin „aushorcht“. Doch nicht nur die Sozialpädagoginnen machen den begleiteten Umgang möglich: 15 Ehrenamtliche helfen dem Kinderschutzbund Kreis Ludwigsburg. „Das sind alles Fälle, bei denen wir verantworten können, dass die Ehrenamtlichen sie eigenständig übernehmen“, betont Ballschmieter.

Die Ehrenamtlichen haben eigens hierfür eine spezielle Schulung erhalten. In regelmäßigen Abständen gibt es Supervisionen gemeinsam mit den Sozialpädagoginnen und Besprechungen für die Helferinnen und Helfer. „Es braucht keine Ausbildung im sozialen Bereich, wir freuen uns auch über Quereinsteiger, die zum Beispiel nun in der Rente nach neuen Aufgaben suchen“, erklärt Nadine Erhardt-Rump, Sozialpädagogin beim Kinderschutzbund.

Neue Möglichkeiten

Seit vergangener Woche hat der Kinderschutzbund mit den begleiteten Umgängen in der Ziegelstraße begonnen. Franziska Rampp, eine der drei Sozialpädagoginnen, durfte den Raum als erstes nutzen – und ist begeistert: „Diese Räume bringen frischen Wind in die begleiteten Umgängen. Wir sind auch gleich zur Enz gegangen und haben draußen ein Eis gegessen.“ Da auch Spielplätze in unmittelbarer Nähe sind, können sich die Sozialpädagoginnen vorstellen, dass, je nach Fall, auch die Umgebung mehr für die Familien genutzt werden kann.

Die Miete für die neuen Räume in der Ziegelstraße übernimmt der Amtliche Soziale Dienst (ASD) für den Kinderschutzbund. „Wir sind ein Verein und müssen mit unseren Finanzen gut haushalten. Daher sind wir sehr dankbar, dass der ASD die Miete für uns übernimmt“, erklärt Holtzhauser.

Das ein oder andere Möbelstück wird in den kommenden Wochen noch in die Ziegelstraße geliefert. Aber Spielzeug und Kindermöbel sowie eine Küche stehen bereits jetzt den Familien in Bietigheim-Bissingen zur Verfügung.

Sobald alles fertig eingerichtet ist, werde man sehen, wie man mit den Familien die Räume nutzen könne. „Eventuell könnte man auch kochen oder auch zwei Familien gleichzeitig die abgetrennten Bereiche nutzen, eventuell auch eine längere Zeit zusammen sein. Das ist ein ganz neuer Rahmen, der hier möglich wird“, schwärmt Nadine Erhardt-Rump.

Vor allem Familien aus der Umgebung, sollen die neuen Räume nutzen können und damit lange Anfahrtswege reduzieren. Ob das Angebot in Zukunft erweitert werde, sei aber auch eine Frage des Personals. Zuerst einmal müsse man sehen, wie sich alles am neuen Standort entwickelt, dann könne man weiterplanen.

 
 
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