Bietigheim-Bissingen Neue Schulart soll fit für die Ausbildung machen

Von Uwe Mollenkopf
Die neue Schulart setzt auf individualisierte Lernbegleitung. Foto: BSZ

Das Berufliche Schulzentrum Bietigheim-Bissingen führt das Programm „Ausbildungsvorbereitung dual“ ein. Es ersetzt bisherige Bildungsgänge zur Berufsvorbereitung.

Wir brauchen neue pädagogische Antworten“, sagt Stefan Ranzinger, der Leiter des Beruflichen Schulzentrums (BSZ) in Bietigheim-Bissingen und meint damit den Übergangsbereich von Schule zum Beruf. Denn derzeit verlassen in Deutschland circa sieben Prozent der Schüler die allgemeinbildenden Schulen ohne Abschluss, mehr als 20 Prozent der 15-Jährigen können nur eingeschränkt lesen, schreiben und rechnen. Eine Besserung soll durch die neue Schulart „Ausbildungsvorbereitung dual“, kurz AVdual, erreicht werden, die im Beruflichen Schulzentrum zum nächsten Schuljahr eingeführt wird.

 In der Vergangenheit seien im beruflichen Schulwesen für Schüler, denen es fachlich oder auch bezüglich ihres Sozialverhaltens an Ausbildungsreife mangele, immer wieder neue Bildungsgänge entwickelt worden, sagt Ranzinger. Zum Beispiel das Berufsvorbereitungsjahr (BVJ), das Berufseinstiegsjahr (BEJ) oder das Vorqualifizierungsjahr Arbeit/Beruf (VAB). Doch: Auch dieses differenzierte Angebot habe immer seltener zu den gewünschten Bildungserfolgen geführt.

Vorgesehen sind sechs Klassen

Nun soll das vom Kultusministerium landesweit initiierte Angebot AVdual die bisherigen berufsvorbereitenden Bildungsgänge ersetzen und verbessern. Am BSZ werden das BEJ, das VAB und Teile der zweijährigen Berufsfachschule in die neue Schulart integriert. Nach einem Jahr können die Schüler den AVdual- und den Hauptschulabschluss erwerben, gute Schüler können auch auf der Berufsfachschule weitermachen, die nach zwei Jahren zum mittleren Bildungsabschluss beziehungsweise zur Fachschulreife führt, so Ranzinger.

Die Schulart richte sich vor allem an Schüler mit einem schlechten Hauptschulabschluss, sagt der Schulleiter, oder Schüler ohne Abschluss. Vorgesehen seien sechs Klassen, wobei eine Klasse 20 bis 25 Schüler haben kann.

Den Erfolg von AVdual sollen einige wesentliche Änderungen gegenüber der bisherigen Berufsvorbereitung bringen. So soll es eine stärker individualisierte Lernbegleitung geben. Die Schüler würden enger von ihren Lehrern betreut, sagt Ranzinger. Dafür falle dann etwas vom klassischen Unterricht weg. Die Schüler seien teilweise so schwach, dass es nichts bringe, ihnen zum dritten Mal etwas zur Weimarer Republik zu erzählen, nennt der Schulleiter ein Beispiel.

Lernen in kleineren Gruppen

In Zukunft werde in den Klassen auf zwei oder drei unterschiedlichen Niveaustufen unterrichtet. Feste Lehrerteams „coachen“ regelmäßig intensiv kleinere Lerngruppen.

Gleichzeitig solle es mehr Freiräume für selbstständiges und eigenverantwortliches Lernen geben, was durch ein Ganztagsmodell gewährleistet werden soll. Die Schüler sollen drei oder vier Tage in der Woche auch nachmittags an der Schule sein. Das sei insbesondere für Schüler aus schwierigem sozialen Umfeld wichtig, erklärt Ranzinger.

Ein weiteres wichtiges Element dieser Schulart besteht in der intensiven Praktikumsbetreuung. Mindestens an einem Tag pro Woche werden die Schüler in einer Firma sein. Dabei werden sie von so genannten „AVdual-Begleitern“, die beim Landratsamt , dem Schulträger, angestellt sind, betreut. Motivation der Firmen könnte dabei sein, Auszubildende zu finden, wenn ihnen die Praktikanten zusagen.

Hauptverantwortliche am Beruflichen Schulzentrum für die neue Schulart sind Studiendirektorin Christiane Andreae und Studiendirektor Ralph Peter Dröge. Derzeit bereiten sich laut Schulleiter Ranzinger rund 40 Lehrkräfte am BSZ intensiv auf die neue Schulart vor. Es seien keine zusätzlichen Lehrer, sondern solche, die bisher in den wegfallenden Bildungsgängen zur Berufsvorbereitung unterrichtet haben.

Anmeldungen zum AVdual sind bereits jetzt und bis spätestens 1. Mai möglich.

Das BSZ in Bietigheim-Bissingen

Genauere Informationen zu der neuen Schulart, aber auch über alle anderen Bildungsgänge und über das Berufskolleg gibt es im Beruflichen Schulzentrum (BSZ) am Fischerpfad bei einem am Tag der offenen Schule am Samstag, 11. Februar, von 10 bis 14 Uhr. Ein Vortrag von Zukunftsforscher und Wissenschaftsjournalist Dr. Ulrich Eberl über globale Krisen und Lösungen der Wissenschaft findet um 11.15 Uhr statt und ist kostenfrei.

Auch die Allgemeine Hochschulreife kann am BSZ an den Beruflichen Gymnasien erworben werden. Die Schule ist laut Schulleiter Stefan Ranzinger größter Standort im Kreis mit dem breitesten Angebot. Am Wirtschaftsgymnasium (WG) gibt es zwei Profile: das klassische WGW und das WGI, wobei I für Internationale Wirtschaft steht. Am Technischen Gymnasium (TG) kann zwischen dem TG-Mechatronik, dem TG-Informationstechnik und dem TG-Technik und Management gewählt werden. Einzigartig im Kreis Ludwigsburg sei das 6-jährige Technische Gymnasium.

 
 
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