Bietigheim-Bissingen Neuer Geschäftsführer soll Stadtwerke auf Kurs bringen

Von Mollenkopf
Richard Mastenbroek, hier in der neuen Energiezentrale Mitte, hat seine Tätigkeit bei den Stadtwerken niedergelegt. Foto: /Martin Kalb

Richard Mastenbroek legt seine Tätigkeit nieder. Nachfolger wird Herbert Marquard, der Chef der Stadtwerke Pforzheim.

Paukenschlag bei den Bietigheim-Bissinger Stadtwerken: Die bisherigen Geschäftsführer Richard Mastenbroek und der Erste Bürgermeister Michael Hanus legen ihre Tätigkeit nieder, um Platz für neue Köpfe zu machen. Stattdessen hat der Aufsichtsrat den Geschäftsführer der Stadtwerke Pforzheim, Herbert Marquard, für eine Übergangszeit zum Geschäftsführer bestellt. Er soll bereits zum 1. August 2025 seine Arbeit aufnehmen.

Wie die Stadtverwaltung auf Anfrage der BZ mitteilt, erfolgt der Führungswechsel vor dem Hintergrund der Probleme, denen sich das städtische Tochterunternehmen nach dem Beginn des Krieges gegen die Ukraine stellen musste. Die danach folgenden Schwankungen auf dem Energiemarkt hätten auch die Stadtwerke Bietigheim-Bissingen nicht unbeschadet gelassen, die Gewinne seien stark zurückgegangen. Zudem seien „einige unkalkulierbare Ertragsminderungen durch persönliches Fehlverhalten einzelner Mitarbeiter und Insolvenzen von Partnerfirmen“ hinzugekommen, die zu hohen Einbußen führten.

Wie berichtet rutschten die Stadtwerke in die Verlustzone und schlossen im Jahr 2022 erstmals mit einem Minus (von 2,2 Millionen Euro) ab. 2023 betrug das Defizit dann 2,5 Millionen Euro. Gegen die Ex-Mitarbeiter, welchen Fehlverhalten vorgeworfen wurde, zogen die Stadtwerke vors Arbeitsgericht Stuttgart, um einen Millionenschaden geltend zu machen, erlitten dabei aber eine Schlappe: Die Klage wurde abgewiesen.

„Persönlich stark getroffen“

Die aktuelle Geschäftsführung sei „durch die schwierigen Zeiten auch persönlich stark getroffen“, heißt es in der Stellungnahme der Stadtverwaltung weiter. Deshalb habe der Aufsichtsrat des Unternehmens nun in der Leitungsebene Einschnitte veranlasst, „um das Unternehmen wieder mit neuer Kraft voranzubringen“. Laut Anette Hochmuth, der Sprecherin der Stadt, handelt es sich bei dem Ausscheiden Mastenbroeks, der seit November 2020 Stadtwerke-Chef war, um eine einvernehmliche Aufhebung des Vertrags.

Ziel sei es jetzt, wieder frischen Wind für das Unternehmen zu erhalten. Die „Impulse von außen“ sollen den Stadtwerken „die früher gewohnten wirtschaftlichen Erfolge zurückbringen“. Oberbürgermeister Jürgen Kessing, der Vorsitzende des Aufsichtsrats, erhofft sich laut Mitteilung auch wieder mehr Ruhe für die Mitarbeiter der Stadtwerke Bietigheim-Bissingen, die durch die vielfältigen Schwierigkeiten auch um ihre Arbeitsplätze bangen würden. Der neue Geschäftsführer, Herbert Marquard, habe bereits bei seinen früheren beruflichen Stationen gezeigt, dass er ein Energieversorgungsunternehmen erfolgreich aufstellen könne.

Marquard, Jahrgang 1954, wurde in Mülheim an der Ruhr geboren. Er machte eine kaufmännische und IT-Ausbildung in der Energiewirtschaft. Bevor er Geschäftsführer in Pforzheim wurde, war er unter anderem kaufmännischer Geschäftsführer der „Eins Energie“ in Chemnitz, kaufmännischer Geschäftsführer der Stadtwerke Pirna und Vorstand bei der Enso, heute Sachsen Energie. Seine Tätigkeit in Pforzheim, die er schon im Rentenalter angetreten hatte, war bis Frühsommer 2025 befristet.

Der Erster Bürgermeister Michael Hanus wird sich laut Mitteilung künftig verstärkt um seine Aufgaben in der Stadtverwaltung kümmern, wo er die Bereiche Finanzen, Jugend, Bildung und Betreuung, Kultur und Sport sowie Ordnung und Soziales leitet.

 
 
- Anzeige -