Bietigheim-Bissingen Noch nie so viele Wohnmobile

Von Uwe Mollenkopf
Der städtische Wohnmobilstellplatz in der Farbstraße.  Foto: /Helmut Pangerl

Im Ausschuss für Verwaltung und Finanzen wurde am Dienstag der Bericht des 3B-Tourismusteams vorgestellt. Diskutiert wurden die Themen Hotel und Weinkanzel.

Der Tourismus in Baden-Württemberg setzte seine positive Entwicklung 2023 fort und konnte damit nicht nur an die Rekordergebnisse aus 2019 anknüpfen, sondern diese teils auch übertreffen“, heißt es im Rechenschaftsbericht des 3B-Tourismusteams (Bietigheim-Bissingen, Bönnigheim, Besigheim und Partner), der am Dienstag im Ausschuss für Verwaltung und Finanzen vorgelegt wurde. Auch die 3B-Städte konnten zulegen, erreichten allerdings noch nicht das Niveau von 2019.

Laut dem Bericht nahmen die Übernachtungen im „3B-Land“ insgesamt um elf Prozent und die Ankünfte um 17 Prozent zu. Im Vor-Corona-Jahr 2019 seien die Ankünfte noch zehn Prozent und die Übernachtungen 16 Prozent höher als 2023 gewesen. Gleichzeitig war damals aber auch die Bettenkapazität um 18 Prozent größer als 2023.

Bettenauslastung bei 39 Prozent

Blickt man auf die Zahlen für Bietigheim-Bissngen, so ist auch hier festzustellen, dass es mit 64.455 Übernachtungen im vergangenen Jahr weiter aufwärts ging (2022: 60.253), dass aber die Zahlen vor Corona noch nicht erreicht sind. Von den 80.561 Übernachtungen im Jahr 2019 oder gar den 90.057 im Jahr 2013 ist man noch ein beträchtliches Stück entfernt. Der Geschäftsreisetourismus, der im „3B-Land“ und der gesamten Region Stuttgart vor der Pandemie einen Anteil von etwa 70 Prozent einnahm, werde mit den Folgen der Pandemie länger leben müssen als der Urlaubstourismus, heißt es im Bericht.

Einen Rekord gab es hingegen bei den Übernachtungen im Wohnmobil: Noch nie wurden auf dem städtischen Stellplatz in Bietigheim-Bissingen so viele Wohnmobile gezählt wie 2023 (1638 Übernachtungen), wird im Bericht festgestellt.

Eine Diskussion entwickelte sich im Ausschuss angesichts einer Auslastung der Betten von 39,3 Prozent im vergangenen Jahr, was niedrig klingt. Wie das zu den aktuellen Planungen für ein neues Hotel passe, wollte Stadtrat Axel Westram (CDU) wissen. Es stelle sich die Frage, ob man vor diesem Hintergrund überhaupt noch ein Hotel brauche. Auch Thomas Reusch-Frey, der Fraktionschef der SPD, mahnte angesichts der Auslastungszahlen zur Vorsicht und sprach von einer „hochriskanten Investition“.

Chancen durch S 21

Eric Reiter vom 3B-Tourismusteam versuchte die Bedenken zu entkräften. Er wies darauf hin, dass die Auslastung auch vor der Pandemie (2019: 38,7 Prozent) eine ähnliche Größenordnung hatte. Dazwischen war sie auf 22,5 Prozent (2020) gesunken. Auch die Städte Stuttgart und Ludwigsburg hätten eine Auslastung von rund 40 Prozent. Dies liege daran, erläuterte Reiter, dass es sich um eine Auslastung der Betten, nicht der Zimmer, handle. Und Geschäftsreisende würden oft für sich ein Doppelzimmer buchen, sodass eine Auslastung von 100 Prozent gar nicht möglich sei. Ludwigsburg habe in den letzten zehn bis 20 Jahren seine Bettenzahl verdoppelt, so Reiter weiter, während diejenige in Bietigheim-Bissingen von 577 im Jahr 2019 auf 443 im Jahr 2023 zurückgegangen sei. In absoluten Zahlen habe man durch den Bettenabbau Gäste verloren, durch ein neues Hotel könne man wieder welche hinzugewinnen. „Es handelt sich nicht um eine Verdrängung“, sagte Reiter.

Oberbürgermeister Jürgen Kessing sah es ähnlich. Durch den Bettenabbau in der Stadt hätten die Nachbarn profitiert. Eine Hotelkette auf international hohem Niveau garantiere zudem schon eine gewisse Auslastung, bringe diese sozusagen mit. Weitere Chancen werde das Projekt Stuttgart 21 bringen, wenn sich die Fahrtzeit zum Flughafen verkürze.

Ausschank fördern

Zur Frage, wie der Tourismus weiter gefördert werden kann, heißt es im 3B-Bericht, mit Blick auf die wichtigen Nachfrage-Segmente Radtouristen, Wanderurlauber und Genussreisende gebe es hier passende Angebote. Ute Epple, die Sprecherin der Freien Wähler, erinnerte in diesem Zusammenhang an die Forderung ihrer Fraktion nach einer Weinkanzel in den Bietigheimer Steillagen. „Vielleicht wäre der Zeitpunkt jetzt gegeben.“ Eric Reiter befürwortete dies und erklärte, dass man versuche, den Ausschank in den Weinbergen zu fördern. Die Wengerter verdienten dadurch am meisten.

„Die Zeit ist reif“, meinte auch OB Kessing zum Thema Weinkanzel. Er gab bekannt, dass die Stadt einen Antrag auf Förderung bei der Region gestellt habe. Das Ergebnis gelte es jetzt abzuwarten.

 
 
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