Bietigheim-Bissingen Nur 50 Stammgäste im Hallenbad

Von Yannik Schuster
Das Bissinger Hallenbad ist künftig nur noch für Schulen und Vereine nutzbar. Foto: Martin Kalb

Durch die Abschaffung der öffentlichen Bäderzeiten wollen die Stadtwerke 90.000 Euro an Personalkosten einsparen. Einer Petition dagegen schlossen sich bereits über 570 Menschen an.

Seit vergangenem Wochenende müssen Bissinger, die privat schwimmen gehen wollen, den Weg bis nach Bietigheim auf sich nehmen – entweder in das Bad am Viadukt oder im Sommer in den Badepark Ellental.

Der Grund: Die öffentlichen Bäderzeiten des Bissinger Hallenbads werden nicht mehr angeboten, zu groß sei der finanzielle Verlust der damit einhergehe, begründeten die Stadtwerke Bietigheim-Bissingen (SWBB) diese Entscheidung (die BZ berichtete). So koste der Betrieb des Hallenbads jährlich rund 600.000 Euro, die Schwimmzeiten am Dienstagvormittag und am Freitag brachten hingegen lediglich circa 20.000 Euro an Erlösen.

Mehr als 500 Unterschriften unter Petition

Durch den Wegfall dieser Zeiten können nun alleine Personalkosten von rund 90.000 Euro eingespart werden, teilt eine Sprecherin der Stadtwerke auf BZ-Nachfrage mit. „An den zwei bisherigen Öffnungstagen müssen ein Schwimmmeister und eine Reinigungskraft im Bad anwesend sein, die dadurch zum großen Teil nicht mehr benötigt werden.“

Geplant ist, die frei werdenden Schwimmzeiten den Schulen und Vereinen aus Bietigheim-Bissingen und der Region zur Verfügung zu stellen, entsprechende Anfragen liegen den Stadtwerken vor. „Die Umsätze mit diesen Nutzern sind höher als die Einnahmen aus dem öffentlichen Badebetrieb“, heißt es. Bei den Bissingern sorgt die Entscheidung der SWBB für reichlich Unmut. Einer Petition auf der Plattform Change.org von Petra Frey, die die Schließung des Hallenbads doch noch abwenden sollte, schlossen sich immerhin 573 Personen an (Stand: 20. Mai, 11.17 Uhr). Für die Stadtwerke ein „starkes Zeichen, das uns berührt und zeigt, wie sehr das Bad vielen am Herzen liegt“.

Ideeller Wert reicht nicht für Existenz

Dennoch bleibe ein Beigeschmack: Denn über die Jahre hinweg habe man lediglich rund 50 treue Stammgäste gehabt, die das Angebot kontinuierlich nutzten. Hätten die Unterstützer der Petition das Bad regelmäßig besucht, hätte man die Öffnungszeiten nicht reduzieren müssen, lassen die Stadtwerke verlautbaren. „Es schmerzt, diese Entscheidung treffen zu müssen, gerade weil wir wissen, welchen ideellen Wert das Bad für viele hat. Aber allein vom ideellen Wert kann ein Schwimmbad leider nicht existieren.“ In den Gremien werde man das Thema nochmals vertieft einbringen.

„Insbesondere die Frühschwimmerinnen, die bislang gerne am Dienstagmorgen (ab 6 Uhr) oder am Freitagmorgen (ab 8 Uhr) schwimmen, sind betroffen. An beiden Tagen öffnet das Bad am Viadukt nämlich erst um 10.30 Uhr“, heißt es in der Beschreibung der Petition. Die Stadtwerke verweisen darauf, dass man weiterhin zwei Frühbadetage anbiete: donnerstags im Bad am Viadukt und freitags im Badepark Ellental. 

„Ein Bad ohne Luxus und Komfort, das allen Bissingern zur Verfügung steht“

Die Entstehungsgeschichte des Bissinger Hallenbades reicht zurück bis ins Jahr 1962. Damals beschloss der Gemeinderat den Standort in den Fürhauptwiesen. Die Planungsphase zog sich jedoch in die Länge – über insgesamt zwölfeinhalb Jahre, ehe der Plan für eine Schwimmhalle mit Sauna und Milchbar festgezurrt wurde.

Die BZ schrieb damals vom „wohl bedeutsamsten Werk, das durch die Gemeinde in der ihr bemessenen Zeit der Selbstständigkeit noch in Angriff genommen wird“. Von keinem anderen Projekt habe es so viele Planungen gegeben, sagte Bürgermeister Silcher beim Spatenstich. Dieser erfolgte am 5. Oktober 1974 unter den Augen von hunderten Interessierten Bissingern. „Wir wollen ein Bad ohne Luxus und Komfort. Ein Bad, das allen Bissingern zur Verfügung steht und auch in der neuen Stadt seine Funktion erfüllt“, sagte Silcher.

Die Einweihung erfolgte schließlich nach einer fünfzehnmonatigen Bauzeit am 12. März 1976, die Inbetriebnahme am Folgetag. In der Zwischenzeit hatten sich Bietigheim und Bissingen zur heutigen Gesamtstadt zusammengeschlossen. Etwa 3,7 Millionen D-Mark standen letztlich für das Hallenbad zu Buche.

 
 
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