Bereits seit geraumer Zeit wurde im Paulaner-Biergarten an der Enz nichts mehr ausgeschenkt. Stattdessen wurde vor Gericht gestritten – Pächter Tim Heilig gegen die Stadt Bietigheim-Bissingen, der das Gelände gehört. Seit einigen Wochen ist der Streit mit dem Auszug des Pächters nun beendet, und damit auch die Geschichte des dortigen Gebäudes, dem einstigen Domizil des Trachtenvereins. Die Stadt will dieses abreißen lassen.
Bietigheim-Bissingen Paulaner ist Geschichte
Nachdem der Pächter des Biergartens draußen ist, lässt die Stadt das ehemalige Trachtenvereinsheim abreißen.
Felswand-Sicherung löst 2019 Streit aus
Rückblick: Im Jahr 2019 war es zum Konflikt gekommen, als der Biergarten auf Anordnung der Stadt zeitweilig den Betrieb einstellen musste, beziehungsweise einen Teilbereich nicht nutzen konnte. Grund war Steinschlaggefahr. Von Mai bis Juli 2019 ließ die Stadt damals für Kosten in Höhe von 240.000 Euro die Felswand sichern. Pächter Heilig klagte darauf auf Schadensersatz, ein Verfahren, das vor zwei Jahren zugunsten der Stadt entschieden wurde.
Als die Stadt das Pachtverhältnis kündigte, das planmäßig Ende 2024 ausgelaufen wäre, zog dies erneut einen Rechtsstreit nach sich, indem der Pächter dagegen vorging. Das Verfahren habe sich in die Länge gezogen, so Anette Hochmuth, die Sprecherin der Stadt. Erst vor einigen Wochen sei nun die Rückgabe des Geländes mit dem Gebäude an die Stadt erfolgt. Grund für den geplanten Abriss sei, dass ein so großes Gebäude nicht mehr wirtschaftlich tragfähig sei, so Hochmuth. Die Abbrucharbeiten sollen im Laufe des Winters ausgeführt werden.
Aus der Bevölkerung hatte es in der Vergangenheit viel Unterstützung für den Erhalt des Biergartens gegeben. 2019, bevor die zeitweilige Schließung zur Felssicherung begann, hatten mehr als 1500 Bürger eine Online-Petition unterschrieben. „Der große, mit Herzblut betriebene Paulaner-Biergarten ist mittlerweile für viele Bietigheimer das zweite Wohnzimmer geworden. Dies darf nicht zu Ende gehen“, hieß es darin.
2022 brachten die Freien Wähler im Gemeinderat einen entsprechenden Antrag ein. Der Biergarten liege direkt am Enztalradweg und biete sowohl für Radfahrer, Spaziergänger als auch für Familien mit Kindern „ein lohnendes Ausflugsziel mit hoher Aufenthaltsqualität inmitten eines Stückchens Natur“, so die Argumentation. Vorgeschlagen wurde, nach Ablauf des Pachtvertrags den Biergarten dort zu belassen.
Wie es nach dem Abriss weitergeht, ist laut Sprecherin Hochmuth jetzt offen. Das Gelände könnte frei von Nutzungen bleiben, es könnte aber auch wieder ein Biergarten entstehen. Eine feste Bebauung soll es aber nicht mehr geben. Ein so großes Gebäude wie jetzt sei für einen Biergarten nicht nötig. Die Verwaltung will sich nun darüber Gedanken machen, entscheiden müssen dann die Stadträte.