Eine Häufung von Straftaten am Bahnhof hat im Dezember letzten Jahres die Polizei auf den Plan gerufen. Die Vorfälle liefen immer nach dem gleichen Muster ab, wie Volker Kehl, der Leiter des Polizeireviers Bietigheim-Bissingen, am Dienstag im Gemeinderat schilderte: Raub, in Verbindung mit gefährlicher Körperverletzung, begangen in der Gruppe. Neun solcher Taten wurden im Dezember 2024 und Januar 2025 registriert. Die Polizei reagierte darauf mit einer massiven Erhöhung der Präsenz – mit Erfolg, wie dem Bericht des Polizeidirektors zu entnehmen war.
Bietigheim-Bissingen Polizei zieht am Bahnhof alle Register
Laut Revierleiter Volker Kehl haben die Beamten mit massiver Präsenz auf Gewalttaten um die Jahreswende reagiert. Für eine Videoüberwachung laufen die Erhebungen.
Dass der Bahnhof generell ein unsicheres Pflaster ist, belegen die Zahlen Kehls für das Jahr 2023. Damals gab es 102 Straftaten, darunter 19 sogenannte „Rohheitsdelikte“. Unter letztere fallen Straftaten wie Raub, räuberische Erpressung, Körperverletzung oder Bedrohung. Damit gab es rechnerisch alle drei bis vier Tage eine Straftat. Für 2024 seien die Zahlen noch nicht ausgewertet, so Kehl, es zeichne sich aber eine rückläufige Tendenz bei den Straftaten allgemein ab, hin zu einer niedrigen zweistelligen Zahl. Dagegen habe es mehr Rohheitsdelikte gegeben.
Polizei richtet Ermittlungsgruppe ein
Letztere führten Mitte Dezember zu dem geschilderten Durchgreifen der Polizei. Man habe die Kontrollen erhöht, mit geschlossenen Einheiten Präsenz gezeigt, und dazu auch die Bereitschaftspolizei herangezogen, berichtete der Revierleiter. Am 30. Dezember sei zudem eine Ermittlungsgruppe speziell für diese Taten gebildet worden. Die Polizei verhänge auch Aufenthaltsverbote und greife durch, wenn diese missachtet würden – bis hin zum Gewahrsam. „Wir haben alle Register gezogen“, sagte Kehl. Erfahrungsgemäß dauere es immer etwas, bis solche Maßnahmen Wirkung zeigten, aber seit dem 18. Januar habe man am Bahnhof „keine signifikanten Taten mehr“ registriert, so der Polizeidirektor.
Die Streifentätigkeit der Polizei gehe aber immer noch über das normale Maß hinaus, beschrieb Kehl die aktuelle Situation. Die Kontrollen und die Ermittlungen liefen weiter, es gebe eine fortlaufende Beurteilung der Situation. Im Moment sei die Lage am Bahnhof aber ruhig, so das Fazit des Revierleiters.
Im Gremium gab es viel Lob und Dank für das Vorgehen der Ordnungshüter. Wie Kehl auf Nachfrage von SPD-Fraktionschef Thomas Reusch-Frey sagte, gibt es in der Stadt keine weiteren Plätze mit einer solchen Häufung von Straftaten wie am Bahnhof. Die Polizei inspiziere bei ihren Kontrollgängen aber auch die Bereiche Wobach, Innenstadt und Bürgergarten.
Am Bahnhof sei es weniger der Bahnhofsvorplatz, der Sorgen mache, denn dieser sei relativ überschaubar. Straftaten würden vielmehr in „dunklen Ecken“ begangen, wo die Täter ihre Opfer auch in die Enge treiben könnten, so der Revierleiter in Antwort auf eine Frage von Attila Tür (GAL). Kehl nannte als Beispiel die Unterführung Richtung Wobach.
Absage an Polizeibüro am Bahnhof
Auf Bitte der Stadt sammelt die Polizei jetzt auch Daten, um entscheiden zu können, ob eine Videoüberwachung im Bahnhofsumfeld in Frage kommt. Die SPD hatte dies im Februar im Gemeinderat angeregt, was von den übrigen Fraktionen unterstützt wurde (die BZ berichtete).
Dem Vorschlag von Thomas Reusch-Frey, ob die Polizei nicht mit einem Büro im Spillmanngebäude dauerhaft am Bahnhof vor Ort sein könne, erteilte Volker Kehl indes eine Absage. „Wir brauchen unsere Logistik“, erklärte er. Wenn ein Einsatzfahrzeug eine Stunde lang am Bahnhof stehe oder die Bereitschaftspolizei vor Ort in voller Montur unterwegs sei, habe das auch bessere Wirkung. Oberbürgermeister Jürgen Kessing sagte, der Bahnhof sei immer wieder mit Problemen behaftet. Die Polizei habe richtig reagiert, in der Vergangenheit habe es wiederholt Klagen über zu wenig Polizeipräsenz gegeben.
Wie der Leiter des städtischen Ordnungsamtes, Matthias Volk, auf Nachfrage aus dem Gremium berichtete, setzt die Stadt zudem auch private Sicherheitsleute im Stadtgebiet ein. So sei an Wochenenden abends immer eine „Citystreife“ unterwegs.