Bietigheim-Bissingen Prozess: Einbrecher entschuldigen sich

Von Bernd Winckler
Am Landgericht Stuttgart kam im Prozess gegen drei Männer wegen Einbruchs nun eine Geschädigte zu Wort. Foto: /Oliver Bürkle

Beim Prozess am Stuttgarter Landgericht gegen drei Männer berichtete nun die Geschädigte aus Bietigheim-Bissingen als Zeugin.

Beute in Höhe von mehr als 60.000 Euro erbeuteten drei Männer bei einem einzigen Wohnungseinbruch im November vergangenes Jahr in einem Einfamilienhaus. Die drei seit Mitte August wegen 29-fachen Einbruchs am Stuttgarter Landgericht angeklagten Bosnier sollen diese Beute eingeheimst haben. Die Hausbesitzerin, die gestern dazu gehört wurde, lebt nunmehr in Angst, wie sie beim Prozess in Stuttgart sagt.

Es muss am späten Nachmittag passiert sein, resümiert die 43-jährige Zeugin, die gestern genau gegenüber den drei mutmaßlichen Serieneinbrechern sitzt. An jenem Novemberabend sei sie von der Arbeit nach Hause gekommen und habe sich zunächst gewundert, dass die Gartentüre offen stand. Dann sah sie auch die offenstehende Haustüre, die Terrassentüre und die Türen zu den inneren Räumen des Hauses. Letztere wurde mit einem Schraubendreher offensichtlich aufgehebelt, meint der Staatsanwalt in der Anklageschrift.

Sogar die Eheringe waren weg

Im Schlafzimmer lagen Kleider auf dem Boden, die Türen des Kleiderschranks seien offen gestanden, Schubladen herausgezogen, Schmuck und eine wertvolle Uhrensammlung, sowie Münzen waren weg. Selbst die Eheringe hatten die Diebe mitgenommen, so die Zeugin weiter.

Ähnlich habe es auch in den übrigen Räumen ihres Heims ausgesehen. Auf Fotos, die die Polizei noch an diesem Abend am Tatort machte, sind die Verwüstungen jetzt am großen Bildschirm im Stuttgarter Gerichtssaal zu sehen. Was ist gestohlen worden?, fragen die drei Berufsrichterinnen der 14. Großen Strafkammer. Die Zeugin hat es für ihre Versicherung aufgelistet: Schmuck, Halsketten, Diamantringe- und Armbänder, Ohrstecker aus Weißgold, Einzelpreise von manchen Schmuckteilen in Höhe bis zu 3000 Euro. Medaillen und Münzen. Den Gesamtschaden der Wertsachen hat der Staatsanwalt in der Anklageschrift allein in diesem einzelnen Fall gegen das Trio auf 68.000 Euro taxiert. Die Versicherung jedoch, habe recht wenig ersetzt, sagt die Zeugin. Und der Sachschaden geht ebenfalls in die Tausende.

Sie habe sich danach in ihrem eigenen Haus nicht mehr recht wohl gefühlt, schlecht geschlafen. Die Angst sei immer noch vorhanden, auch heute noch. In den danach folgenden Alltag habe sie das Geschehene auch weiterhin schwer belastet.

Beute in Höhe von 150.000 Euro

Insgesamt 29 solche Einbrüche sollen die drei angeklagten Männer in der Zeit zwischen Oktober und Dezember vergangenen Jahres in und um Bietigheim-Bissingen, Tamm, Markgröningen, Remseck, Stuttgart und dem Landkreis Esslingen begangen und eine Beute im Gesamtwert von 150.000 Euro gemacht haben. Gegenüber der gestern gehörten Zeugin wiederholten sie jene Entschuldigung, die sie schon gegenüber anderen geschädigten Zeugen gemacht hatten. Doch die Frau ist nicht in der Lage, diese Entschuldigung zu akzeptieren. Zu sehr ist sie betroffen von der Dreistigkeit der Diebe.

Wie geht es weiter in dem Prozess gegen das Trio? Am gestrigen Verhandlungstag stellten die Berufsrichter und ihre Schöffen anhand von Verlesungen noch den durch die Einbrüche entstandenen Sachschaden fest – an die 30.000 Euro. Alle Drei haben inzwischen Geständnisse abgegeben. Am nächsten Prozesstag, Mittwoch, sollen die Plädoyers gehalten und am 30. September dann die Urteile gesprochen werden.  Bernd Winckler

 
 
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