Bietigheim-Bissingen Räuchermännchen und Co.

Von Gabriele Szczegulski
Gabriele Bruer-Eberhardt mit Exponaten aus ihrer Räuchermännchensammlung. Links in der Vitrine ist der bekittelte Virologe Christian Drosten als Räuchermännchen zu sehen. Foto: Werner Kuhnle

„Räuchermännchen und Lichthäuser“ werden noch bis 1. Januar 2023 im Stadtmuseum Hornmoldhaus aus der Sammlung von Gabriele Bruer-Eberhardt gezeigt.

Virologe Christian Drosten in Arztkittel und mit FFP-2-Maske als Räuchermännchen ist der letzte Schrei aus der Werkstatt der Erzgebirgischen Volkskunst. Da er keine Pfeife hat, aus der der Qualm des Räucherkegels aufsteigen könnte, qualmt ihm der Kopf. Die Künstler der Seiffener Kunstwerkstatt haben Angela Merkel im Angebot, mit typischer Merkel-Raute. Bei der Ex-Kanzlerin kommt der Rauch unter ihrem Pony hervor.

Lichthäuser von Ursula Leykwerden auch gezeigt

Diese beiden und noch mehr besondere, aber auch traditionelle Räuchermännchen gibt es ab Freitag im Stadtmuseum Hornmoldhaus in der Ausstellung „Räuchermännchen und Lichthäuser“ zu sehen. Die 100 Räuchermännchen und wenigen Räucherweibchen stammen aus der Sammlung der Bietigheim-Bissingerin Gabriele Bruer-Eberhardt. Zudem zeigt sie ihre Sammlung von Lichthäusern von Ursula Leyk, die ihre ersten Häuschen auf dem heimischen Küchentisch herstellte und die mittlerweile weltberühmt sind. Als Stadt sind sie auf die das Hinterhaus des Stadtmuseum querenden Bietigheim-Bissinger Stadtmauerresten platziert.

Gabriele Bruer-Eberhardt bekam ihr erstes Räuchermännchen, einen Weihnachtsmann, im Alter von vier Jahren von ihrer Großmutter, die in der DDR lebte, geschenkt. Ihr erstes Stück sieht man aber in der Ausstellung nicht. „Das ist mein Lieblingsstück, das gebe ich nicht her“, sagt sie. Erzgebirgische Kunst in allen Variationen sammelt sie. Mittlerweile besitzt sie 160 Räuchermännchen, 120 Nussknacker, viele Schwibbögen und die Sammlung Leykscher Lichthäuser und vieles mehr.

„Erst in neuerer Zeit entstehen im Erzgebirge, wo die meisten Objekte herkommen, auch weibliche Figuren“, so Bruer-Eberhardt. Deswegen gibt es Omas, eine Thüringer Klöße kochende Köchin oder eine Berliner Straßenmusikerin in der Sammlung. Einige Exemplare hat die Sammlerin auch von den sogenannten „Räuchertürken“. Als die Räuchermännchen-Kunst Mitte des 19. Jahrhunderts entstand, war gerade „a la Turque“ in Mode. Deshalb gehörten die Turban tragenden Männer zu den ersten Räuchermännchen überhaupt.

Auch DDR-Künstler wie Karl-Max Dittmann widmeten sich der Räuchermännchen-Kunst und diese Exemplare aus den 1930er- bis 1950er-Jahre sind Bruer-Eberhardts ganzer Stolz. Original-Figuren von Dittmann werden heute als Sammlerstücke hochpreisig gehandelt. Die Bietigheimerin besitzt unter anderem einen kleinen Sultan des Künstlers.

Die meisten Objekte
aus der Sammlung Gabriele Bruer-Eberhardt stammen aus dem Erzgebirge, sind mit Warenzeichen versehen, stammen aus den Vereinigten Olbernhauer Spielwarenbetrieben, Expertic Olbernhau, Kunstgewerbe-Werkstätten Olbernhau, aus den Seiffener Kunstwerkstätten oder der Erzgebirgischen Volkskunst.

Die ersten gedrechselten
Räuchermännchen kamen um 1850 auf. Erste Modelle waren der „Räuchertürke“, Sultane. Dann kamen regionale Prototypen hinzu wie Bergleute, Händler, Handwerker. Typisch erzgebirgisch sind der Rastelbinder, Kesselflicker und fliegende Händler.

Die Ausstellung „Räuchermännchen und Lichthäuser“ im Hornmoldhaus ist bis zum 6. Januar geöffnet, auch am 26., 27., 28. und 30. Dezember sowie am 1. und 6. Januar.

 
 
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