Seit 2009 gilt in Bietigheim-Bissingen das sogenannte Drei-Zentren-Konzept, 2017 wurde dies im Rahmen des Einzelhandelskonzepts weiter differenziert. So wurde den beiden Zentren Bissingen und Buch ausschließlich eine Nahversorgungsfunktion und dem Zentrum Bietigheim die Funktion des mittelzentralen Zentrums zugewiesen.
Bietigheim-Bissingen Rahmenbedingungen für den Einzelhandel stärken
Der Gemeinenderat beschließt ein Gutachten zur Fortschreibung des Einzelhandelskonzeptes aus dem Jahr 2017.
„Mittlerweile sind verschiedene inhaltliche und formale Aspekte entweder überholt oder zu unpräzise“, heißt es jetzt in einer Gemeinderatsvorlage, die dem Gremium in seiner jüngsten Sitzung zur Abstimmung vorlag.
Neue Entwicklungen und Trends
In den vergangenen Jahren hätten sich neue allgemeine Entwicklungen und einzelhandelsbezogene Trends ergeben oder beschleunigt, die Auswirkungen auf den Einzelhandel in Bietigheim-Bissingen haben, so heißt es weiter. Demnach soll das Einzelhandelskonzept fortgeschrieben werden und eine Aktualisierung der städtebaulichen Begründungen der räumlichen Steuerung erarbeitet werden. Die Grundlage dafür soll ein neues Gutachten legen. Im Rahmen der Fortschreibung sei unter anderem zu beleuchten, wie sich die Versorgungssituation einzelner Sortimentsbereiche seit 2017 verändert haben, wie sich der Einzelhandel auf die unterschiedlichen Standortlagen verteilt, ob die Abgrenzungen der Zentren angepasst werden müssen oder welcher Entwicklungsbedarf zu erwarten ist.
Drei Büros habe man angefragt, ein Angebot für ein entsprechendes Gutachten abzugeben, einzig das Büro Acocella, das bereits das Einzelhandelskonzept 2017 erarbeitet hatte, hat ein Angebot zu 26.900 Euro abgegeben.
Für Thomas Reusch-Frey (SPD) sei die Fortschreibung des Einzelhandelskonzepts ein wichtiger Faktor, den Standort attraktiv zu halten. Gleichzeitig sei dies ein Signal an den Einzelhandel. „Die Attraktivität der Stadt lebt von den belebten Zentren“, sagt Reusch-Frey.
Götz Noller (FDP) äußerte Unverständnis darüber, warum nur wenige Monate nach dem Beschluss des Stadtkonzepts 2035, in dem auch der Erhalt und die Stärkung der drei Zentren niedergeschrieben ist, ein weiteres Gutachten erforderlich sei. In Bezug auf die Entwicklung des Bahnhofsviertels sagte er, eine Nahversorgung in Bahnhofsnähe sei sinnvoll, ein weiteres Zentrum hingegen nicht. Auch im Kreuzäcker sei der Bedarf gedeckt, die Ansiedlung eines Vollsortimenters im Untergeschoss der geplanten Mehrzweckhalle sei überflüssig.
Keine Verbindung zu „Crown“
Baubürgermeister Michael Wolf betonte: „Das ist kein Gefälligkeitsgutachten, um ein Einzelhandelsgeschäft im Projekt ‚Crown’ zu ermöglichen, das geht bereits jetzt.“ Vielmehr müsse man die Rahmenkonzepte an die Entwicklung des Einzelhandels anpassen. Zudem sei im städtebaulichen Konzept vermerkt, dass der Einzelhandel nochmals gesondert aufgegriffen wird.
Auch Claus Stöckle (CDU) pflichtete dem Bürgermeister bei: Er könne keinen Zusammenhang zwischen dem Gutachten und dem Projekt im Kreuzäcker erkennen. Angesichts des Breuningerlands und zunehmenden Internet-Handels habe man vielmehr die Pflicht, bestmögliche Rahmenbedingungen für den Einzelhandel vor Ort zu schaffen.
Lob von Aktiven Unternehmern
Eberhard Blatter (Freie Wähler) sprach sich – auch im Namen der Aktiven Unternehmer – für das Vorhaben aus. Zwar hätte er sich eine größere Auswahl an Angeboten gewünscht, um möglicherweise einen neuen Blick auf die Situation zu erhalten, das Konzept bewerte er jedoch positiv.
Bei drei Gegenstimmen der FDP-Fraktion und einer Enthaltung stimmte der Gemeinderat der Beauftragung des Büros Acocella zu.