Bietigheim-Bissingen Rehe erschweren die Verjüngung des Waldes

Von Yannik Schuster
Der Verbiss von Rehwild stellt den Wald vor Herausforderungen. Das Nachwachsen junger, klimastabiler Baumarten wird so verzögert oder ganz unmöglich. Foto: /Martin Kalb

In der Sitzung des Verwaltungs- und Finanzausschusses wurde der Forstbetriebsplan vorgestellt. Trotz ausreichend Niederschlag krankt es an vielen Stellen.

Es sei ein relativ gutes Jahr gewesen, was den Niederschlag angeht, sagte Dr. Simon Boden, Fachbereichsleiter Wald des Landratsamtes, als er am Dienstag im Verwaltungs- und Finanzausschuss den Forstbetriebsplan vorstellte. Das „Aber“ folgte jedoch sogleich: Eine solche „Verschnaufpause“ sei lediglich als Verzögerung im Absterbe-Prozess der Bäume zu verstehen. Kranke und kaputte Bäume würden dadurch nicht wieder gesund. Selbst die eigentlich stabile Eiche weise nach Jahren der Dürre Schäden und Insektenbefall auf. Welche Bäume man dem Wald entnehme sei deshalb derzeit keine aktive Entscheidung. „Wir können nur reagieren.“

Verbiss durch Rehe

Das im Frühjahr durchgeführte Forstliche Gutachten zeige zudem, dass der Wildverbiss von Rehen im Stadtwald recht hoch ist. „Rehe sind Feinschmecker. Die fressen in der Regel nur die oberste Knospe. Zudem schmecken die Baumsorten, die für den klimastabilen Wald entscheidend sind, wohl besser“, erklärte Boden den Ausschussmitgliedern. Die Zusammenarbeit mit den Jägern müsse daher weiter intensiviert werden, um zu gewährleisten, dass genügend junge Bäume nachkommen können.

Für das Wirtschaftsjahr 2025 ist eine ordentliche Nutzung von 1000 Festmetern Holz vorgesehen. Das sei etwas weniger als in den Vorjahren, sagte Boden, in der langfristigen Betrachtung müsse man jedoch Jahre mit enormen Entnahmemengen durch Schäden ausgleichen.

Im zurückliegenden Jahr habe man trotz ungünstiger Geschäftslage in der Holzvermarktung durch die stockende Baukonjunktur alle anfallenden Mengen aus dem Stadtwald vermarkten können, heißt es in der Ausschussvorlage. Für die neue Saison zeichnen sich demnach stabile und gute Vermarktungsmöglichkeiten ab. Im Haushalt wurden für 2025 Erlöse in Höhe von 67.000 Euro veranschlagt. Auch aus dem Förderprogramm für klimaangepasstes Waldmanagement des Bundes werde man wieder Mittel erhalten. Unterm Strich plane man jedoch vorsichtig mit einem ausgeglichenen bis geringfügig positiven Ergebnis, so Boden.

Auf Nachfrage von Traute Theurer (GAL) erklärte Boden, der Wildverbiss sei nur dann schlimm, wenn dadurch die gesetzten Ziele für den Wald verfehlt werden. Grob könne man von zehn Jahren ausgehen, bis ein junger Baum mit seinen Knospen außer Reichweite der Rehe gewachsen sei. Bei einem dauerhaften Verbiss müsse man unter Umständen mit Zäunen nachhelfen. Für eine größere Fläche sei dies jedoch keine Lösung.

Claus Stöckle (CDU) erkundigte sich, wie die Zusammenarbeit mit Jagdpächtern verbessert werden könne. Boden sagte, man könne lediglich Empfehlungen aussprechen, den Abschuss zu erhöhen. Formelle Vorgaben hierzu gebe es nicht mehr. Man müsse beobachten, wo die Schwerpunkte im Wald liegen. Dort, wo der Generationenwechsel der Bäume noch nicht anstehe, sei der Verbiss zum Beispiel weniger problematisch.

Der Klimawandel ist schneller

Thomas Reusch-Frey (SPD) wollte wissen, ob man beim Waldumbau bereits Erfolge verzeichnen konnte? Boden antwortete, dass es diese sehr wohl gebe, der gesamte Prozess jedoch sehr langfristig ausgelegt sei. So entnehme man beispielsweise keine Buchenbestände, um den Umbau zu forcieren, sondern schaue, wo sich natürliche Möglichkeiten ergeben.

Doch die Entwicklung durch den Klimawandel schreite viel schneller voran. „Wenn man dem Wald etwas Gutes tun will, sollte man klimabewusst handeln. Wir bekämpfen letztlich nur Symptome“, so Boden und weiter: „Nur ein gesunder Wald kann langfristig CO2 binden.“

 
 
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