Bietigheim-Bissingen RKH-Kliniken reaktivieren Landeplatz

Von bz/um
Der Hubschrauberlandeplatz am Bietigheimer Krankenhaus wurde reaktiviert. Er ist jetzt eine sogenannte „kleine Landestelle“. Foto: /Martin Kalb

Am Bietigheimer Krankenhaus kann jetzt wieder der Hubschrauber für schwere Notfälle und Intensivpatienten landen. Das Konsolidierungsprogramm der RKH-Kliniken läuft auf Hochtouren.

Beim Besuch von Dr. Marc Nickel, dem Medizinischen Geschäftsführer der RKH-Kliniken, im April im Bietigheim-Bissinger Gemeinderat hatte CDU-Stadtrat Dr. Alfred Theil (CDU) unter anderem vorgeschlagen, zur Stärkung des Bietigheimer Krankenhauses wieder einen Hubschrauberlandeplatz anzulegen. Dieser Wunsch geht nun in Erfüllung, wie aus einer Mitteilung der RKH-Kliniken von Dienstag hervorgeht.

Demnach wurde der alte Landeplatz auf der Wiese vor dem Klinikgebäude als sogenannte PIS-Landestelle, also als „kleiner“ Landeplatz nach Paragraf 25, Absatz 4, des Luftverkehrsgesetzes instandgesetzt, um schwere Notfälle und Intensivpatienten zu- und abverlegen zu können. Diese Maßnahme sei auch eine Voraussetzung für künftige Strukturprüfungen und Zertifizierungen wie die Prüfung der Notfallstufe und Zertifizierung der Notaufnahme durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) und für die Re-Zertifizierung als regionales Traumazentrum sowie die Teilnahme am Verletztenartenverfahren der Berufsgenossenschaften, heißt es zur Begründung.

In den früheren Planungen unter Klinikchef Professor Jörg Martin sollte der Landeplatz für die Klinikerweiterung überbaut werden, ein Ersatz sollte auf dem Dach des Neubaus entstehen. Diese Planungen sind inzwischen gestoppt worden.

Die Maßnahme ist Teil einer Reihe von „gezielten Investitionen“ in Qualität, Infrastruktur und Mitarbeitergewinnung, um die Klinikstandorte Ludwigsburg, Bietigheim und Markgröningen auch in Zeiten wirtschaftlicher Anspannung zukunftsfähig und attraktiv zu halten, wie es in der Kliniken-Mitteilung heißt. Dabei stünden sowohl der medizinische Fortschritt als auch die bauliche und digitale Weiterentwicklung im Fokus.

Wohnraum für Fachkräfte

Unter anderem ist mit der Erarbeitung einer IT-Strategie begonnen worden. Mit dieser sollen nach den Worten des Kaufmännischen Geschäftsführers Axel Hechenberger der Behandlungsprozess und auch die administrativen Prozesse besser unterstützt werden. Eine teilautomatisierte Dienstkleiderausgabe sowie der WLAN-Ausbau sollen sowohl Arbeitsabläufe als auch den Patientenkomfort verbessern.

Um Wohnraum zur Fachkräftebindung zu schaffen schreitet in Bietigheim die Sanierung eines Appartementgebäudes planmäßig voran. Zusätzlich entstehen durch eine Kooperation mit der Stiftung der Diakoniestation in Bietigheim-Bissingen neue Wohnungen. Auch in Kornwestheim stehen künftig 17 weitere Appartements durch die Anmietung eines Wohngebäudes zur Verfügung.

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Kliniken haben sich wie berichtet dramatisch verschlechtert. Die RKH-Kliniken Ludwigsburg-Bietigheim schlossen das Geschäftsjahr 2024 mit einem Defizit in Höhe von 48,3 Millionen Euro ab, als wesentliche Ursachen gelten gestiegene Personal- und Sachkosten sowie der Fachkräftemangel, der zu einem Rückgang an Leistungen und erhöhtem Einsatz von Leiharbeit führte. Die Orthopädische Klinik Markgröningen verzeichnete ein vergleichsweise geringes Minus von 0,65 Millionen Euro.

Hoffen auf Bundesregierung

Laut der Mitteilung hoffen die Kliniken nun auf die Bundespolitik. Als positives Signal wird gewertet, dass der Bundesrat in einem Beschluss die Bundesregierung zu einem vierprozentigen Zuschlag auf den Landesbasisfallwert aufgefordert hat, was ein Schritt zur Deckung der inflationsbedingten finanziellen Lücke im Gesundheitswesen wäre. Zudem habe Gesundheitsministerin Nina Warken angekündigt, die Krankenhausreform praxisnäher zu gestalten. Geplant seien längere Übergangsfristen, mehr regionale Ausnahmen und angepasste Qualitätsvorgaben.

Landrat Dietmar Allgaier, der Vorsitzende des Aufsichtsrats der RKH-Kliniken Ludwigsburg-Bietigheim, spricht von Schritten in die richtige Richtung. „Konkrete Aussagen, welche Auswirkungen die Krankenhausreform auf die einzelnen Klinikstandorte haben wird, können aber voraussichtlich erst Ende des Jahres oder im ersten Quartal 2026 getroffen werden“, sagt der Kliniken-Chef Marc Nickel.

Ergebnisse am Jahresende

Das Konsolidierungsprogramm zur wirtschaftlichen Stabilisierung läuft indes laut der Mitteilung auf Hochtouren. Eine Personal- und Organisationsanalyse und die Optimierung der Sachkosten bilden zentrale Bausteine. Parallel würden Bestandsimmobilien bewertet, um zukunftsfähige Projekte zu priorisieren. Die Ergebnisse sollen Ende des Jahres vorliegen.

„Wir schauen differenziert auf alle Bereiche und identifizieren konkrete Stellschrauben, um wirtschaftlich wieder in sicheres Fahrwasser zu gelangen“, sagt Axel Hechenberger. Das Ganze passiere ohne Kompromisse bei der Versorgungsqualität, so wird versichert.

 
 
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