Bietigheim-Bissingen Sanierung der Friedhofskirche mit 50.000 Euro gefördert

Von Yannik Schuster
Denkmalförderung für die Sanierung der Kirche St. Peter. Von links: Christoph Grüber und Georg Wacker von Lotto BW, Oberbürgermeister Jürgen Kessing und Fritz Fischer von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz bei der Scheckübergabe in Höhe von 50.000 Euro. Foto: /Martin Kalb

Die Natursteinfassade des Chores wird im ersten Abschnitt renoviert. OB Jürgen Kessing nahm dafür die nun die Förderung entgegen.

Das älteste Gebäude der Stadt ist die Friedhofskirche St. Peter, die ursprünglich aus dem 9. Jahrhundert stammt. Die letzte große Sanierung erfolgte im Jahr 1935. Über die Jahrzehnte haben sich nun aber immer mehr Probleme angehäuft. In einem langfristig angelegten Projekt will die Stadt das Gebäude nun sanieren.

Los geht es mit der Natursteinfassade des Chores. Unterstützt wird die Stadt dabei mit einer Förderung über 50.000 Euro von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Am Donnerstag besichtigte Ortskurator Fritz Fischer gemeinsam mit Oberbürgermeister Jürgen Kessing und Lotto BW-Geschäftsführer Georg Wacker das Objekt und überreichte die Förderzusage.

Diverse Beschädigungen

Dabei wurde der Handlungsbedarf deutlich: Es gibt Risse, Ausbrüche, fehlende Verfugungen und umfangreiche Schalenbildungen aufgrund mürbe gewordener Oberflächen. Auch der starke Bewuchs durch kleinere Bäume und Sträucher sowie die Moose und Flechten auf den Steinen müssen entfernt werden. Restauratoren hatten im vergangenen Jahr die Kirche sorgfältig untersucht und den Schaden festgestellt. Im Laufe des Jahres geht es nun an die Sanierung, bei entsprechender Witterung ist der Maßnahmenstart für April vorgesehen. Insgesamt soll das Vorhaben rund 200.000 Euro kosten. Unter anderem soll demnach ein Wasserlauf installiert werden, derzeit gebe es keine Abflussmöglichkeit.

In Zeiten von Fake News seien eingetragene Kulturdenkmäler echt und verlässlich, sagte Ortskurator Fritz Fischer. „Ein Denkmal lebt, ist dynamisch und immer neu echt.“ OB Kessing ergänzte: „Wir haben Kultur und Geschichte und wissen sie zu schätzen.“

Unterstützt wird die Deutsche Stiftung Denkmalschutz dabei auch von der Glücksspirale, wie Lotto BW-Geschäftsführer Wacker erklärte. Allerdings sei man auch auf Spenden von Bürgern angewiesen, die „ihr Umfeld und ihre Identitätsbauten retten wollen“, so Fischer.

Weitergehende Sanierungsarbeiten am Langschiff der Kirche sind in den nächsten Jahren ebenfalls zu erwarten, da auch dort die Natursteinfassade dem Zahn der Zeit unterliegt. Für die Außenfassade sind Kosten in Höhe von rund 1,2 Millionen Euro vorgesehen. Für die ebenfalls notwendige Sanierung des Innenbereichs gebe es aber noch keine Kostenschätzung.

Mutterkirche für die Region

Die Friedhofskirche St. Peter stammt aus dem 9. Jahrhundert und wurde vermutlich vom Kloster Weißenburg begründet. St. Peter war einstmals die auf freiem Feld, an der Landstraße zwischen Bietigheim und Sachsenheim gelegene Taufkirche des Ortes. Sie gilt als Mutterkirche für Bietigheim, Bissingen und Metterzimmern, aber auch für Großsachsenheim, Kleinsachsenheim und Untermberg, früher Remmigheim. In ihrem Umfeld gab es einstmals einen römischen Gutshof, dessen Steine für den ersten Kirchenbau wohl Verwendung fanden.

1390 erfuhr die Kirche ihre heutige Gestalt, indem die Mauerwände auf beiden Seiten weiter hinausgeschoben und im Osten ein gewölbter gotischer Chorraum angefügt wurden. Die Mittel dafür bewilligte die damalige Stadtherrin, die württembergische Gräfin Antonia Visconti. Das Kirchenpatronat war inzwischen von Weißenburg an die Grafen von Vaihingen und von ihnen an das Kloster Denkendorf übergegangen. Der Graf von Württemberg war Vogteiherr des Klosters, weshalb er und seine Frau sich um den Ausbau der Kirche St. Peter, später auch um den Bau der Bietigheimer Stadtkirche kümmerten. Die heutige Friedhofskirche St. Peter verlor zwar ihre Pfarrrechte im 15. Jahrhundert an die Bietigheimer Stadtkirche, ist als ältester Bau in der Stadt und immer noch gut genutzte Friedhofskirche ein wichtiges Zeugnis der langen Stadtgeschichte.

 
 
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