Bietigheim-Bissingen Schüler simulieren Klimakonferenz

Von Yannik Schuster
Rund 120 Schülerinnen und Schüler nahmen an der Klimakonferenz-Simulation teil. Foto: /Oliver Bürkle

An den Ellentalgymnasien schlüpften die Elftklässler in die Rollen von Delegierten aus aller Welt. Oberstes Ziel war die Begrenzung der Erderwärmung bis 2100 auf zwei Grad.

Ich sehe Delegierte, die noch in ihrer eigenen Lebenszeit die Konsequenzen ihrer heutigen Entscheidung spüren werden.“ Das sagt in diesem Fall nicht António Guterres sondern Sebastian Saurle vom Verein Multivision in der Rolle des UN-Generalsekretärs. An den Ellentalgymnasien moderierte er am Montag eine Simulation der UN-Klimakonferenz an der etwa 120 Schülerinnen und Schüler der Klasse 11 teilnahmen.

Kompromiss finden

In verschiedenen Arbeitsgruppen, die jeweils bestimmten Staaten entsprachen – die USA, China, die EU, Indien, andere Industrienationen und andere Entwicklungsländer – mussten sie sich über ihre individuellen Ziele beraten und diese schließlich in mehreren Verhandlungsrunden bestmöglich verteidigen. Diskutiert wurde dabei unter anderem über Emissionsziele für fossile Brennstoffe, politische Strategien im Bereich der Entwaldung und Aufforstung oder den Landverbrauch.

Am Ende sollte dabei ein internationales Abkommen herauskommen, das die globale Erwärmung bis zum Jahr 2100 auf maximal zwei Grad begrenzt sowie 300 Milliarden Euro für einen Klimafonds bereitstellt, erklärt Saurle. Klar ist: Industriestaaten wie die USA und China agieren zurückhaltend und wollen ihrer heimischen Wirtschaft nicht schaden, Entwicklungsländer argumentieren hingegen für Klimagerechtigkeit. „Am Ende geht es darum, einen Mittelweg zu finden, mit dem alle Parteien leben können“, sagt Geografie-Lehrer Konrad Kaufmann.

In den Gruppen galt es daher, sich Strategien zu überlegen für die späteren Verhandlungen. Für die Delegierten der USA war zum Beispiel schnell klar: Mehr als China werde man nicht zum Gelingen beitragen, schließlich würde dort ja viel mehr Treibhausgase in die Atmosphäre geblasen. Indien hingegen argumentierte, dass die Steigerung des eigenen Lebensstandards Berücksichtigung finden müsse, während die EU etwa für weltweite Zusammenarbeit plädierte.

Wettbewerb oder Kooperation?

Zu den üblichen Herausforderungen gehöre, einerseits den Ernst der Lage anzuerkennen und gleichzeitig einen gemeinsamen Weg zu finden, der ans Ziel führt, sagt Sebastian Saurle. Schließlich gebe es die Option des Wettbewerbs – jeder schaut nur auf sich – oder den Weg der Kooperation. Die Schülerinnen und Schüler finden dabei selbst heraus, welcher Weg zu Ihnen passt und für die Weltgemeinschaft Sinn ergibt. Auch sollen sich die Schülerinnen und Schüler Gedanken darüber machen, in welcher Zukunft sie ganz konkret leben möchten, sagt Saurle. Nicht selten treten bei dem ein oder anderen dabei bislang ungeahnte Talente im Kommunizieren, Verhandeln oder Reden halten zutage, weiß er aus Erfahrung.

Zu Beginn des Projekts hatte Saurle abgefragt, wie optimistisch die Jugendlichen in die Zukunft blicken. Die meisten glaubten demnach daran, dem Klimawandel zwar auf technischer Ebene Herr werden zu können, nicht aber an die gesellschaftliche Akzeptanz. Für die Simulation sei das eine super Grundlage, schließlich hatten die Schülerinnen und Schüler im Anschluss selbst die Chance, gesellschaftlichen Konsens zu erarbeiten – wenn auch nur in der Theorie.

 
 
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