Bietigheim-Bissingen Seniorentanzkurs: Im Alter beweglich bleiben

Von Petra Neset-Ruppert
„Tanzen ist auch eine Sturzprophylaxe“, sagt Trainer Bernd Junghans (rechts) von der TSG Bietigheim. Seit vielen Jahren bietet er über den Verein einen Seniorentanzkurs an.⇥ Foto: Martin Kalb

Am 29. April ist der Welttag des Tanzes. Dieser Sport ist gut für alle Altersstufen. Die TSG Bietigheim bietet seit vielen Jahren auch Tanzkurse für Senioren an. Für die Teilnehmer ist nicht nur der gesundheitliche Aspekt wichtig.

Alle schauen konzentriert zu, während Bernd Junghans mit seiner Partnerin Christine Uhlemann die Schrittfolge für einen Slowfox zeigt. Dann heißt es selbst probieren, erst einmal trocken, ohne Musik und dann geht es los – die Paare tanzen über das Parkett.

Ja klar, so ist das eben in Tanzkursen, werden sich einige denken, doch dieser Kurs findet nicht abends nach der Arbeit statt, sondern vormittags. Er ist nicht für junge, ambitionierte Profitänzer gedacht, sondern für Senioren. Einer der Gründe, weshalb Tanzen im Alter eine gute Idee ist: „Tanzen hilft der Muskulatur, die man im Alter nicht mehr so nutzt. Es ist definitiv auch eine Sturzprophylaxe, denn wer den Rumpf dreht, fällt nicht mehr um“, erklärt Bernd Junghans, Trainer bei der Tanzsportgemeinschaft (TSG) Bietigheim. Er unterrichtet seit Jahren Tanzkurse für Senioren.

Morgens besser konzentrieren

Inge und Michael sind schon seit vier Jahren mit dabei. „Wir haben uns vor 50 Jahren beim Squaredance kennengelernt. Aber dann durch die Arbeit und Familie keine Zeit mehr fürs Tanzen gefunden“, erzählt Inge. Als ihr Mann dann in den Ruhestand ging, waren sie auf der Suche nach einem gemeinsamen Hobby und kamen über einen VHS-Kurs zur TSG. „Das Tanzen schenkt uns Freude. Ich hätte nie gedacht, dass wir das schaffen, aber unser langsamer Walzer ist gar nicht so schlecht“, lacht Inge und Michael nickt bestätigend.

Gemeinsam mit den Aktiven Senioren entstand die Idee, Tanzkurse für Senioren anzubieten. Seit acht Jahren hat sich der Kurs als feste Institution etabliert. „Da kann es Hunde und Katzen regnen, aber Dienstagvormittag bin ich immer hier beim Tanzen“, sagt Michaela Göpfert. Sie fing vor 13 Jahren noch bei dem Kurs in Ludwigsburg an, den es mittlerweile nicht mehr gibt.

„Jeder macht hier, was er leisten kann. Bernd hat ein Händchen dafür, jeden dort abzuholen, wo er gerade steht“, erzählt Göpfert. Obwohl sie auch noch in den regulären Kursen mittanzt, weiß sie das Vormittagsangebot zu schätzen: „Die Konzentration lässt abends im Alter einfach nach. Da kommt man in den späten Kursen irgendwann nicht mehr richtig mit.“ Auch Udo Fürderer von den Aktiven Senioren weiß: „Ich merke, dass man die Schritte häufiger wiederholen und üben muss, aber das macht Bernd einfach richtig gut.“

Musikauswahl wichtig

Der Trainer Bernd Junghans weiß, dass auch die Musikauswahl eine wichtige Rolle spielt: „Wer sich mit der Musik an seine Jugend erinnert, fühlt sich auch jung und nimmt die Schmerzen nicht mehr so wahr.“ Tanz kann sich auf unterschiedlichste Weise positiv auf verschiedene Erkrankungen auswirken. Bei Demenzerkrankungen kann durch das Einüben von Schrittfolgen das Gedächtnis trainiert werden und die Musik kann positive Emotionen hervorrufen. Auch bei Parkinson kann tanzen helfen.

„Wir planen einen Kurs für Parkinson-Patienten anzubieten und haben bereits Kontakt zu einer Gruppe aus Sachsenheim, die Interesse daran hätte“, so Junghans. Allerdings sei die Organisation etwas aufwändiger, da pro Teilnehmer zwei Betreuungspersonen benötigt werden. „Parkinson bedeutet, dass man Bewegungen schlecht starten und stoppen kann, der Rhythmus der Musik unterstützt die Koordination der Bewegung und hilft den Menschen sich fließender zu bewegen“, erklärt Christine Uhlemann. Als Physio- und Bobath-Therapeutin steht sie häufig mit Parkinson-Patienten in Kontakt. Die Bobath-Therapie ist ein spezielles Behandlungskonzept für Menschen mit Störungen des zentralen Nervensystems.

„Tanz ist für alle gut und bringt Spaß“, betont Junghans. Das sieht man auch beim Seniorenkurs. Immer wieder wird gelacht, eine neue Schrittfolge ausprobiert oder einfach nur zur Musik gewippt. Von langsamer Walzer bis hin zu Cha-Cha-Cha wird alles ausprobiert an diesem Dienstagvormittag. Die Teilnehmer sind froh, dass nach den langen coronabedingten Pausen jetzt wieder regulär getanzt werden kann – sogar mit Partnerwechsel.

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Info Weitere Informationen zum Angebot des TSG gibt es im Internet unter www.tanzjetzt.de.

 
 
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