Bietigheim-Bissingen „So lange ich gehen kann, komme ich ins Hospiz“

Von Petra Neset-Ruppert
Von links: Laudatorin Susanne Kränzle, Ursula Sauerbrey vom Hospiz Bietigheim-Bissingen, Anne Christensen vom Hospiz Horn, Dr. Reiner Haseloff, Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt und Laudator Professor Winfried Hardinghaus bei der Preisverleihung in Berlin. Foto: /Ines Grabner

Ursula Sauerbrey vom Hospiz Bietigheim-Bissingen erhielt vor Kurzem vom Deutschen Hospiz- und Palliativ Verband in Berlin den Ehrenpreis für ihre ehrenamtliche Arbeit.

Sie wusste nichts davon, ich habe ihr einfach meine Bewerbung vorgelesen und ihr dann gesagt, dass sie den Preis gewonnen hat“, erzählt Magdalene Wolf, Leiterin des Ambulanten Hospizdienstes. Sie hatte nach Absprache mit Ute Epple, Vorsitzende des Aufsichtsrats des Trägerverein Hospiz Bietigheim-Bissingen, dem Deutschen Hospiz- und Palliativ Verband (DHPV) Ursula Sauerbrey als Kandidatin für den DHPV-Ehrenpreis in der Kategorie Ehrenamt vorgeschlagen, der ihr vor Kurzem in Berlin überreicht wurde.

„Den Preis habe ich aber für meine Kolleginnen und Kollegen angenommen. Was hier jeden Tag geleistet wird, schaffen wir nur, weil ganz viele Menschen mithelfen“, stellt Ursula Sauerbrey klar. Zwischen 80 und 100 Menschen engagieren sich ehrenamtlich im Hospiz Bietigheim-Bissingen.

3360 Stunden im Monat

Rund 60 Ehrenamtliche sind in der stationären Begleitung und rund 20 in der Ambulanten aktiv. Im Hospiz kümmern sich montags bis sonntags täglich vier Ehrenamtliche in zwei Schichten um die Begleitung der schwerstkranken und sterbenden Menschen. Das sind 112 Stunden pro Woche und 3360 Stunden im Monat mit denen die die Hospizbegleiterinnen und -begleiter den Verein unterstützen.

„Unsere Ehrenamtlichen machen es möglich, dass Hospizarbeit geschehen kann“, macht Magdalene Wolf deutlich. Deshalb seien auch Preise wie der des DHPV so wichtig. Damit könne man auf diese Arbeit aufmerksam machen und das Thema Tod und Sterben in den gesellschaftlichen Diskurs bringen.

Neben Ursula Sauerbrey erhielten in Berlin auch Anne Christensen vom Hospiz Horn in Bremen, sowie Dr. Reiner Haseloff, Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt und der Sänger und Schauspieler Florian Silbereisen einen Preis. Alle Preisträger setzen sich bereits seit vielen Jahren für die Hospizbewegung ein.

Für Ursula Sauerbrey war es die erste Preisverleihung, an der sie teilgenommen hat. Dass Florian Silbereisen per Videobotschaft vom Traumschiff aus zugeschaltet wurde und dass sie sich mit der SPD-Politikerin Herta Däubler-Gmelin unterhalten konnte, sei wirklich interessant und unterhaltsam gewesen, erzählt Sauerbrey. Auch der Austausch mit anderen Ehrenamtlichen Hospizmitarbeitern sei spannend gewesen. „Ich habe mit einem Lehrer aus Norddeutschland und mit der Kollegin aus Bremen gesprochen. Das war wirklich interessant, weil die ja zum Teil ganz anders arbeiten. Für diesen Austausch hätte ich mir an diesem Abend mehr Zeit gewünscht“, verrät Sauerbrey und zeigt damit: Die Hospizarbeit liegt ihr einfach am Herzen.

Antwort auf jede Frage

Seit 2002 ist Ursula Sauerbrey im Hospiz Bietigheim-Bissingen aktiv: Als stellvertretende Einsatzleitung, Leiterin der Trauergruppe und des Trauercafé sowie beim Projekt „Hospiz macht Schule“ engagiert sie sich in sehr großem Maß ehrenamtlich und investiert viel Zeit in die Hospizarbeit. „Sie ist einfach wichtig. Egal welche Frage gestellt wird: Uschi weiß es. Deshalb lasse ich gerne die Neuen am Anfang mit ihr zusammen arbeiten, denn sie kennt sich einfach mit allem aus“, sagt Wolf.

Zwar wollte sie keinen Preis für ihre Arbeit, aber die Aufmerksamkeit in Berlin hat Ursula Sauerbrey dann gleich genutzt um Werbung für das Hospiz zu machen.

„Hospiz macht Schule“

„Wenn ich mir eines für die Zukunft wünschen darf, dann wäre das, dass es weiterhin so menschlich und empathisch bei uns bleiben soll. Wir weiterhin Hand in Hand arbeiten und unsere Projekte fortführen können“, so Sauerbrey.

Gerade für das Projekt „Hospiz macht Schule“ wünscht sie sich für die Zukunft wieder mehr Schulen aus dem Kreis, die daran teilnehmen. In diesem Schuljahr ist Sauerbrey erst einmal in Hohenhaslach und spricht dort mit den Schülern über das Thema Trauer und Tod. Wie lange sie diese Arbeit noch machen möchte? „So lange ich gehen kann, komme ich ins Hospiz“, lautet Sauerbreys Antwort.

 
 
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