Steigende Kosten, gleichbleibende Einnahmen, das kann für Vereine ein Problem werden, wenn die Finanzen auf eine solide Basis gestellt werden sollen. Doch was tun, wenn die Vereinskasse leer ist? Der Guggenmusikverein D’Wefzga aus Bietigheim-Bissingen steht genau vor diesem Problem. Einfach nur die Mitgliederbeiträge zu erhöhen, würde das Problem nicht lösen. Vor zwei Jahren kam der Vorsitzende Andreas Rehmann während des Pferdemarkts ins Gespräch mit dem Inhaber einer Bietigheimer Marketingagentur. „Wir haben uns unterhalten und dann kam gleich: ‚Aber ihr habt doch etwas zu bieten, das lässt sich doch verkaufen’“, erzählt Rehmann.
Bietigheim-Bissingen Sponsoring für die Vereinskasse
Der Guggenmusikverein D’Wefzga möchte mit einer Marketingbroschüre die Finanzen aufbessern. Die BZ hat nachgefragt, ob andere Vereine in Bietigheim-Bissingen ebenfalls andere Einnahmequellen nutzen müssen.
Schon wenig später trafen sich Wefzga-Mitglieder mit den Marketingprofis, um erste Ideen zu sammeln. „Der Profi hatte da natürlich gleich super Ideen, nicht mehr nur klein, klein, sondern richtige Sponsoringpakete“, erinnert sich der Vorsitzende. Denn mit kleinen Firmenspenden kommen die Wefzga nicht mehr weiter. Gerade die Fahrtkosten sind nach der Pandemie deutlich in die Höhe geschossen. „Eine Fahrt die früher 500 Euro gekostet hat, liegt mittlerweile bei 800 Euro und bei bis zu 19 Fahrten im Jahr summiert sich das“, so Rehmann.
Mitgliedsbeitrag bringt wenig
Über einen erhöhten Mitgliederbeitrag, der derzeit bei 35 Euro im Jahr liegt, sei dieser Kostenzuwachs auch nicht mehr abzufangen. „Unsere Mitglieder bezahlen ja auch ihre Instrumente selbst und kümmern sich um die Herstellung des Häs, nur den Stoff stellt der Verein“, erklärt der Vorsitzende. Dazu kommen noch die Ausgaben für Essen und Getränke bei den Auftritten, die die Guggenmusiker selbst bezahlen, damit laste bereits genug finanziell auf den Schultern der Mitglieder.
Also doch lieber weniger Auftritte, um die Fahrtkosten einzusparen? „Das ist auch keine Option, denn wenn man zu häufig bei den Anfragen absagt, ist man schnell weg vom Fenster“, erklärt Rehmann und die Gagen reichten eben nicht aus, um die höheren Fahrtkosten auszugleichen.
Also musste ein anderer Weg her: Mit der Bietigheimer Marketingagentur Kaleidoskop entwickelte der Verein eine Sponsoring-Broschüre. „So sehen die Firmen unsere Leistungen auf einen Blick und wissen, was sie für ihr Sponsoring von uns bekommen“, erklärt Rehmann.
Broschüre für Sponsoren
Damit wollen sich die Wefzga vor allem mittelständischen Unternehmen aus der Region präsentieren, die auch einen Endverbraucher hier im Kreis haben. Seit Kurzem gibt es nun die gedruckte Sponsoring-Broschüre der Wefzga mit der die Werbung nun auch bald beginnen soll. „Wir hoffen, dass es gut anläuft und wir dieses Jahr auch schon zwei bis drei Sponsoringpakete verkaufen können, um die Kosten für die Broschüre wieder reinzuholen“, so Rehmann. Danach ginge es darum, das Defizit aus den vergangenen Jahren auf Null zu bringen und die Finanzen des Vereins auf ein solides Fundament zu setzen.
Die Kostensteigerungen spüren auch andere Vereine in Bietigheim-Bissingen. Teurere Lebensmittelpreise wirken sich auch auf den Backhausverein Bietigheim-Bissingen aus. „Wir haben ein kleines Problem, das wir in den vergangenen Jahren bei Festen, Ferienprogrammen und auch dem Spendenverkauf gemerkt haben: Die Bestellungen gehen zurück“, sagt die Vorsitzende Ute Silcher. Mit 30 Mitgliedern gehört der Verein zu den kleineren Vereinen der Stadt und bei einem Jahresbeitrag von 30 Euro komme eben auch kein großes Vermögen zusammen. „Wir mussten die hohen Lebensmittelkosten weiterreichen und die Preise für unsere Backwaren erhöhen“, so Silcher.
Alle Posten im Blick
Dadurch funktioniere es mit den Finanzen ganz gut. Da die Stadt den Verein das Backhaus unentgeltlich nutzen lässt, und nur die Versicherung die Vereinskasse belaste, habe man die Kosten gut im Griff. „Mit der Vorsitzenden und der Kassiererin sitzen zwei Zahlenmenschen auf den Posten, wir haben das ganz gut im Blick“, sagt Silcher und lacht.
Auch der Obst- und Gartenbauverein Bietigheim kommt mit den Ausgaben zurecht. „Wir halten uns schon seit Jahren auf einem gleichen Niveau“, erklärt Klaus Freyburger, stellvertretender Vorsitzender und Kassier des OGV Bietigheim. „Bei uns kommen allerdings auch nicht so hohe Kosten auf. Wenn wir Ausflüge machen, bezahlen die Mitglieder ihre Fahrtkosten und Eintritte selbst, der Verein kümmert sich um die Organisation.“
Zehn Euro kostet die Jahresmitgliedschaft beim OGV. Das Material, das für Kinderveranstaltungen benötigt wird, zahlt der Verein aus der eigenen Kasse. „Das sind aber meistens nur ein paar Blumentöpfe, Erde und Getränke, das hält sich in Grenzen“, so Freyburger. Sollten die Kosten doch einmal deutlich steigen, wäre die Erhöhung des Mitgliederbeitrags das erste Mittel der Wahl, vermutet der Kassier. So sei die Idee des Sponsorings wie bei den Wefzga zwar ein interessanter Ansatz, doch für den OGV mit den geringen Ausgaben keine Notwendigkeit.