Bietigheim-Bissingen Sport sieht schwierige Zeiten auf sich zukommen

Von Walter Christ
Investition in den Sport: Die Tribünenüberdachung im Ellental nimmt Konturen an. Foto: /Martin Kalb

Bei der Mitgliederversammlung sorgte sich der Stadtverband wegen kommunaler Finanzzwänge. Die Stadt legte ein Bekenntnis zum Sport ab.

Städtische Finanzprobleme, steigende Ansprüche auf Ganztagsbetreuung in Schulen und nach wie vor Bedarf an Sportstätten – auch der Sport in Bietigheim-Bissingen sieht schwierigere Zeiten auf sich zukommen. Trotz aller Orakel will die Kommune versuchen, dem Sport aber so wenig wie möglich abzuverlangen.

Dieses Bekenntnis gaben Oberbürgermeister Jürgen Kessing, Erster Bürgermeister Michael Hanus sowie Sport- und Kulturamtsleiterin Michaela Ruof am Montagabend bei der Mitgliederversammlung des Stadtverbandes für Sport im 08-Heim in Bissingen. Sportförderung für den Nachwuchs, Fahrtkostenzuschüsse für Jugendliche und Grundförderung der Mitglieder sollen demnach möglichst unangetastet bleiben, sieht man mal von denkbaren Änderungen von Spielregeln und Modifikationen ab.

Fragezeichen hinter Zuschüssen

Auch an der kostenfreien Sportstätten-Benutzung solle möglichst nicht gerüttelt werden. „Und da müssen Sie weit fahren im Land, um ähnliche Bedingungen zu finden“, erinnerte der Rathauschef an die optimalen diesbezüglichen Gegebenheiten für die örtlichen Amateurvereine. Ob es bei den rund 600.000 Euro an jährlichen Zuschüssen, die zuletzt immer mehr gefragt waren beziehungsweise anstiegen, bleiben wird, kann aber dennoch mit einem Fragezeichen versehen werden, wie am Montag andeutungsweise rüberkam.

Das Bekenntnis zum Sport verbanden die Genannten mit einem Dankeschön für die „unwahrscheinlich viel geleistete ehrenamtliche Arbeit in den Sportvereinen“ (Michael Hanus), von denen man sehr wohl wisse, welchen räumlichen und personellen Bedarf sie noch hätten, zumal sich in der Stadt im Sport sehr wohl „was tut“ (Oberbürgermeister).

Jugendförderung aussparen

Zuvor hatte Günter Krähling in seinem Jahresbericht konstatiert, dass die Sportvereine die coronabedingten Rückgänge aufgeholt hätten, aber trotzdem noch Defizite in manchen Jahrgängen oder bei der Aktivierung von ehrenamtlichen Leistungen spürten. Damit spannte er den Bogen gleich zur denkbaren nächsten Krise, einer Finanzkrise auch in Bietigheim-Bissingen. „Was hier in der Planung für den nächsten Haushalt auf uns zukommen wird, wenn die Rücklagen der Stadt voraussichtlich aufgebraucht sind, wird in den kommenden Monaten diskutiert werden müssen“, so der SVS-Chef. Freiwillige Leistungen, wie die Sportförderung, stünden da gerne im Mittelpunkt. Es sei absehbar, dass bei anstehenden Sparmaßnahmen auch die Sportvereine ihren Beitrag leisten müssten. In ersten Gesprächen sei man sich aber einig gewesen, dass an der Jugendförderung keine Abstriche gemacht werden dürften.

Krähling zitierte im Zusammenhang mit Freiwilligkeitsleistungen auch den Karlsruher Oberbürgermeister und Städtetagspräsidenten Frank Mentrup, wonach „das, was Städte am Ende eigentlich unterscheidbar macht und was sie von der Lebensqualität ausmacht, meistens diese freiwilligen Leistungen sind.“ Wenn man also in Bietigheim-Bissingen auch weiterhin gerne leben wolle, dürfe man, folgerte der SVS-Sprecher, die freiwilligen Leistungen nicht vollständig dem Sparzwang opfern. Einmal mehr skizzierte der Stadtverband-Repräsentant die ganze Bandbreite des örtlichen Sports, angefangen von den Spitzenteams im Handball, Eishockey und Tanzen über eine erneut sehr gelungene Sportlerehrung mit dickem Lob an Kultur- und Sportamtsleiterin Michaela Ruof mit ihrem kleinen, aber engagierten Team, bis hin zu den diffizilen Ehrungsrichtlinien.

Einbezogen wurden dabei auch die SVS-Unterstützung des Nachführunterrichts für talentierte Jugendliche und die Sportstätten-Situation mit der seit Jahren dargestellten „unbestrittenen Notwendigkeit, dass dringend etwas geschehen muss bezüglich des Hallenbades, der Ballsporthalle und der Tribüne im Ellental-Stadion“. Letztlich, forderte Günter Krähling, brauche man aber genügend Trainingsfläche, damit nicht weiterhin Wartelisten geführt werden müssten für Kinder, die sportlich aktiv werden wollten.

In der harmonischen Runde hatte SVS-Schatzmeister Prof. Stefan Epple einmal mehr einen positiven Kassenbericht vorlegen können. Seine Arbeit war von den Kassenprüfern Dieter Fritz und Michael Fissler mit „sorgfältig und ordnungsgemäß“ gelobt worden. Die Vorstandschaft wurde auf Empfehlung des SVS-Ehrenvorsitzenden Hans Noller einstimmig entlastet.

Sicherheitskonzept in Arbeit

Sportkreisvorsitzender Matthias Müller hatte schwieriger werdende Bedingungen für den Sport auch im Landkreis Ludwigsburg angekündigt. Dies insbesondere auch mit Blick auf die 22.000 Schüler im Landkreis, die bis 2029 Anspruch auf Ganztagsbetreuung hätten. „Da kommt was auf uns zu“, argwöhnte er, „dass auch die Sportvereine an dieser Problematik nicht vorbei“ kämen.

Mit Bezug auf das wegen Sicherheitsfragen abgesagte Osterbrunnenfest wollte Günter Krähling wissen, wie es diesbezüglich um die vorgesehenen Feste der Vereine wie beispielsweise das TSV-Waldfest bestellt sei. Michaela Ruof teilte hierzu mit, dass das Ordnungsamt derzeit ein Konzept als Hilfestellung erarbeite. Eines sei aber auf alle Fälle sicher: Die Verantwortung liege immer beim Veranstalter, nicht bei der Stadt.

 
 
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