Für rund 6500 Menschen in der argentinischen Stadt Tupungato konnte bereits im vergangenen Jahr eine Verbesserung der Trinkwasserversorgung erzielt werden. Die Stadt Bietigheim-Bissingen hatte sich mit Fördermitteln aus dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung an einem entsprechenden Projekt beteiligt (die BZ berichtete).
Bietigheim-Bissingen Stadt beteiligt sich erneut an Trinkwasserprojekt in Argentinien
Im Argentinischen Tupungato soll die Wasserversorgung verbessert werden. Ein erstes Projekt wurde 2024 erfolgreich abgeschlossen.
Nun steht ein zweites Projekt in den Startlöchern, das weitere 25.000 Einwohner Tupungatos unterstützen soll. Konkret umfasst dieses die Verbesserung der Wasserversorgung aus der Quelle „Städtischer Campingplatz“ im Nordwesten der Stadt mit dem Ziel, einen größeren Teil des verfügbaren Wassers aus der Quelle zu gewinnen. Geplant wird das Projekt von der Stadt Tupungato, die Stadtwerke Bietigheim-Bissingen (SWBB) und die hiesige Stadtverwaltung unterstützen auf technischer und organisatorischer Ebene.
10.000 Euro Eigenanteil
Mit rund 10.000 Euro will sich die Stadt an der Maßnahme beteiligen, 50.000 Euro sollen erneut aus dem Fördertopf des Bundes beantragt werden. Die verbleibenden 15.000 Euro trägt Tupungato selbst. Oberbürgermeister Kessing betonte dabei, dass die Gelder nur im Falle einer genehmigten Förderung fließen würden.
Anders als in Deutschland komme das Trinkwasser in der Region Argentiniens nicht aus dem Grundwasser sondern aus den Gletschern in den Anden, erklärte der Technische Leiter der SWBB Lucas Reiber jüngst im Verwaltungs- und Finanzausschuss. Das Wasser trete an der Oberfläche aus und soll über Siebe und Filter der Stadt zugeführt werden. Claus Stöckle (CDU), der schon das erste Projekt kritisch sah, sprühte nicht vor Euphorie. Argentinien liege nicht ums Eck und sei ihm auch nicht als Entwicklungsland bekannt, sagte er in der Sitzung.
OB Kessing erwiderte: „Man darf sich von der Qualität des argentinischen Fußballs nicht täuschen lassen. Argentinien ist ein Dritte-Welt-Land.“ Er machte dabei keinen Hehl daraus, aus der Partnerschaft künftig auch wirtschaftliche Vorteile ziehen zu wollen. Argentinien sei ein rohstoffreiches, wenig erschlossenes Land. Projekte wie dieses könnten dafür auch ein Türöffner sei. Auch der Landkreis Ludwigsburg habe Interesse, solche Kontakte zu knüpfen und zu pflegen, die auch auf wirtschaftlicher Ebene ausgebaut werden können, so Kessing.
Vierfacher Pro-Kopf-Verbrauch
Traute Theurer (GAL) befand es für „wichtig und sinnvoll“ dort unterstützend zu wirken. Thomas Reusch-Frey (SPD) sagte, „Hilfe zur Selbsthilfe“ sei das Motto unter dem Entwicklungshilfe geschehen müsse. Von Lucas Reiber wollte er wissen, wie hoch in Tupungato derzeit die Wasserkosten seien? Dieser erklärte, dass die Bürger dort einen pauschalen Betrag für den Anschluss zahlen, der tatsächliche Verbrauch sei zweitrangig. In dieser Hinsicht wolle man im Zuge des Projekts auch ein Bewusstsein dafür schaffen, das Wasser ein kostbares Gut sei. Der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch in Tupungato sei derzeit nämlich viermal so hoch wie in Deutschland.
Kessing ergänzte, der Grundwasserpegel habe sich in Tupungato in den vergangenen 20 Jahren um 30 Meter abgesenkt. Auch Kritiker Stöckle räumte ein: „Der Transport dieser Botschaft könnte das Projekt rechtfertigen.“
Der Ausschuss stimmte dem Beschluss einstimmig zu.