„Die von der Stadt Bietigheim und der Gemeinde Bissingen an der Enz, beide Landkreis Ludwigsburg, am 28. Juni 1974 abgeschlossene Vereinbarung über die Vereinigung der Gemeinden zur Stadt Bietigheim-Bissingen, wird hiermit nach § 8 Abs. 2 und § 9 Abs. 1 der Gemeindeordnung für Baden-Württemberg vom 25. Juli 1955 (Ges. B1.S.129) mit Wirkung von 1. Januar 1975 genehmigt.“
Bietigheim-Bissingen Stadtgeschichte in vielen Bildern
Die Publikation „Zusammen wachsen“ zeigt 200 Bilder über den Zusammenschluss von Bietigheim-Bissingen.
Es ist dieser einzige Satz, den das Regierungspräsidium Stuttgart kundtat. Ein Satz, der die Zukunft beider Kommunen nachhaltig veränderte und ein Satz, der als erstes Bild der Publikation zur Sonderausstellung „Zusammen wachsen – Bietigheim und Bissingen vor 50 Jahren“ vorangestellt ist.
Gezeigt werden dann auf den folgenden 110 Seiten zahlreiche historische Fotografien und Dokumente aus dem Bildarchiv der Stadt, die aufzeigen, wie Bietigheim-Bissingen durch eine bessere Infrastruktur, durch zentrale Sportstätten und gemeinsame Aktivitäten zusammenwuchs. Die über 200 Abbildungen nehmen mit auf eine spannende Zeitreise, die punktuell die wichtigsten Ereignisse der Stadtentwicklung aufzeigt und viel über die Anstrengungen der Jahre nach 1975 erzählen.
Werbung für die neue Stadt
Zunächst war Skepsis angesagt und der Zusammenschluss – aus Bissinger Sicht – alles andere als selbstverständlich. So zeigt ein Foto einen Werbebus mit Jazz-Kapelle vor dem Bissinger Rathaus. Musik als verbindendes Element. Ein Festwagen beim Pferdemarktumzug mit dem Banner „Alles neu macht der Mai – mit Silcher und List“ warb für „Die neue Stadt“. Der heimliche Motor dieser Ehe, Verhandlungsführer Lothar Späth, wird mit dem einfachen Spruch „Die Chance des Jahrhunderts“ zitiert. Das Foto der ersten Sitzung des „Übergangsgemeinderates“ im Januar 1975, das Foto von der Amtseinführung von Oberbürgermeister Manfred List, gewählt am 9. März 1975, sowie der konstituierenden Sitzung des 32-köpfigen Gemeinderates im Juni 1975 im Kronenzentrum, sind nicht nur kommunalpolitische Zeitdokumente, sondern zeigen auch den eng getakteten Willen aller Akteure, den Zusammenschluss mit Leben zu erfüllen.
Wie sich der Zusammenschluss entwickelte, zeigt die Publikation kurzweilig über viele Themenkapitel. Der Bahnhof, einst an der Gemarkungsgrenze zu Bietigheim und Bissingen gelegen, ist heute ein pulsierendes Zentrum der Stadt. Die Entwicklung des Nahverkehrs lässt sich auf vielen Bildern nachvollziehen. Etwa der Ausbau der B 27, die Omnibusstrecken des Unternehmens Spillmann und die Eröffnung des 640 Meter langen Grotztunnels.
Schwarz-Weiß und in Farbe
Natürlich gibt es in diesem bemerkenswerten Katalog auch jene großen Veränderungen und Verwandlungen zu besichtigen, die heute als Selbstverständlichkeiten gelten. Das Neubaugebiet Buch, die Sanierungen in der Altstadt mit seiner Fußgängerzone, die Auwiesenbrücke, die am 18. Dezember 1976 für den Verkehr freigegeben wurde, die neue Kreuzung in Bissingen, die Vorfahrt für Fußgänger auf der Bietigheimer Hauptstraße und schließlich das Kronenzentrum, in dem am 26. September 1974 das „Karstadt-SB-Warenhaus“ als erstes Selbstbedienungskaufhaus in der Stadt öffnete. Die Bilder in dem Katalog erzählen diese Geschichten des Zusammenwachsens zum größten Teil in nüchternem Schwarz-weiß, bis sich nach und nach Farbbilder einschleichen.
Farbig geht es weiter, wobei in den einzelnen Kapiteln dann doch immer wieder Schwarz-Weiß-Bilder zum Tragen kommen. Erinnerungen an die Landesgartenschau werden geweckt. An die Eröffnung des Badeparks im Ellental, an Gaststätten und Lokale, an die Kunst und Kultur in der Stadt, sowie den Pferdemarkt.
„Zusammen wachsen“ ist weit mehr, als nur Beiwerk zur Sonderausstellung im Hornmoldhaus. Mit seinen vielen Fotos und den erklärenden Texten ist diese Publikation ein Spiegel des gemeinsamen Weges von Bietigheim und Bissingen, die sich vor 50 Jahren zusammengefunden haben. Jörg Palitzsch