Vor zwölf Jahren hat Dirk Frintrop sein Testament aufgesetzt. Darin legte der Vorstandsvorsitzende der Bütema AG fest, dass nach seinem Tod eine Stiftung gegründet werden soll. Doch es kam anders. Die Bedingungen waren günstig, deshalb wurde die Stiftung „Lernen um zu leben“ bereits 2019 gegründet. Eine Million Euro stiftete Frintrop selbst, eine weitere Million kam von Bütema. Von den Zinsen dieses Grundstocks hat die Stiftung bisher andere Initiativen durch Spenden unterstützt, wie den Verein zur Förderung von Jugendlichen, die Kinderschutzstiftung Hänsel und Gretel, den Verein für sozialpädagogisches Segeln oder „Das andere Klassenzimmer“. In Kürze will Frintrop mit seiner Stiftung erste eigene Projekte initiieren – eine Herausforderung.
Bietigheim-Bissingen Stiftung will junge Menschen fördern
Die Stiftung „Lernen um zu leben“ will junge Menschen zwischen Schule und Beruf fördern – durch Mentoren, Coachings und Weiterbildungsangebote.
Klare Vorstellungen
Frintrop hat klare Vorstellungen, wen er fördern möchte: „Für Hochbegabte und Menschen mit Behinderungen gibt es viele Fördermöglichkeiten“, sagt er. „Wir möchten jungen Menschen aus dem Großraum Stuttgart zwischen Schule und Beruf einen Mentor zur Seite stellen, Coaching und Weiterbildungsangebote vermitteln und finanziell unterstützen.“ Dabei richtet er sich an Menschen, „die zwar Ziele formulieren können, diese jedoch aus eigenem Antrieb nicht erreichen“, sagt Frintrop, etwa Jugendliche, denen eine Stütze im sozialen Umfeld fehlt; die vielleicht eine Ausbildung machen wollen, aber nicht wissen, wie sie an eine Stelle kommen; denen die Lernmethode fehlt oder eine Bleibe, um richtig zu lernen.
„Solche Menschen sind mir vielfach begegnet“, sagt Frintrop. Bei Bütema habe zum Beispiel ein junger Mann in der Lagerlogistik angefangen, dem der Führerschein fehlte, um im Außendienst eingesetzt zu werden. Frintrop habe ihm angeboten, den Führerschein zu zahlen, wenn er ihn besteht. Doch der junge Mann habe nicht gewusst, wie man lernt. Frintrop unterstützte ihn, der Mitarbeiter machte nicht nur den Führerschein, sondern stieg zum Technischen Leiter auf.
„Wir haben die Stiftung ‚Lernen um zu Leben‘ genau für jemanden wie dich gegründet“, heißt es auf der Homepage der Stiftung: „Weil wir wissen, dass etwas Großartiges in dir steckt – aber du vielleicht einfach noch nicht das Handwerkszeug mit auf den Weg bekommen hast, das es dir ermöglicht, dieses Super-Ich frei zu setzen.“
Der Bütema-Vorstandsvorsitzende weiß, dass nicht alle, die die Stiftung als Mentor unterstützen wird, es auch schaffen werden. „Dankbarkeit darf man nicht erwarten“, sagt er, denn eine gewisse Strenge und Disziplin sei bei dieser individuellen Unterstützung über mehrere Jahre sinnvoll. Ihm ist wichtig, dass sich die jungen Menschen im Gegenzug auch engagieren müssen, zum Beispiel in einem Verein. Er möchte, dass sie in der Mitte der Gesellschaft ankommen.
20.000 Euro ist die Marke, ab der die Stiftung eigene Projekte starten möchte. Diese ist nun erreicht. Durch weitere Zustiftungen von Bütema, aber auch durch Spenden wachse das Vermögen weiter.
Individueller Ansatz
Bei ihren Recherchen zu möglichen Mentee stehen Frintrop und Vorstand Jens Schönfeld im Austausch mit dem Landratsamt Ludwigsburg. Aber man kann die Stiftung über die Homepage auch selbst kontaktieren. „Wir wollen uns auf einzelne konzentrieren“, sagt Frintrop, „und ihnen einen sozialen Rahmen geben, ein Umfeld schaffen.“ Doch diese Mentee zu finden, sei gar nicht so leicht. Nur Sprachkurse zu finanzieren, reicht ihm nicht, sagt Frintrop.
Aber wo liegt die Grenze des möglichen Engagements und wie kann das jeweilige Ziel erreicht werden? Frintrop ist bewusst, dass der individuelle Ansatz der Stiftung „Lernen um zu leben“ gleichzeitig eine große Herausforderung ist. Dennoch ist er optimistisch: „Im Moment diskutierten wir noch, aber wir werden auch viel ausprobieren müssen“, sagt Bütema-Vorstandsvorsitzende.