Faktoren wie steigende Baukosten und Zinsen, Inflation, Fachkräftemangel und eine geringere Nachfrage haben 2022 zu einer Krise im deutschen Baugewerbe geführt, die bis heute nachwirkt. Obwohl der Bedarf an Wohnungen hoch ist, wurde der Wohnungsbau ausgebremst – auch in der Region. Die BZ fragte bei der Bietigheimer Wohnbau nach, ob eine Besserung in Sicht ist.
Bietigheim-Bissingen Stimmung in der Bauwirtschaft etwas aufgehellt
Die Bietigheimer Wohnbau will sich aktuell ganz auf die Entwicklung des Aurain-Carrés konzentrieren.
Noch gebe es keinen generellen Aufschwung, aber wieder erste Preissteigerungen im Neubau, sagt Sabrina Peer, die Sprecherin des Tochterunternehmens der Stadt Bietigheim-Bissingen. Seit Herbst 2024 helle sich die Stimmung der Marktakteure leicht auf und die Nachfrage und Kaufbereitschaft nähmen zu. Es gibt also eine Trendwende, das vorherige Niveau sei allerdings noch lange nicht erreicht, so Peer.
Zum Jahresbeginn 2025 lässt sich laut der Sprecherin noch keine einheitliche Tendenz erkennen. Eine allzu optimistische Einschätzung sei daher nicht gerechtfertigt. Peer: „Zwar ist die Stimmung am Kaufmarkt besser als vor einem Jahr, aber Verkäufe finden in der Breite nur zu angepassten Preisen statt, die Nachfrage ist noch verhalten, die Kaufbereitschaft noch zu gering.“ Käufer hätten klare Anforderungen an Qualität, Lage sowie energetische Standards und würden sich nur für den Kauf entscheiden, wenn diese Kriterien erfüllt seien und sie ein hohes Maß an Sicherheit empfinden.
Nachfrage von Eigennutzern
Der Kreis derjenigen, die jetzt an einem Wohnungskauf interessiert sind, setzt sich nach den Erfahrungen der Wohnbau vorwiegend aus Personen mit „klassischen Kaufmotiven“ und „solider Bonität“ zusammen, die mit Bedacht am Markt agierten. Die Nachfrage werde in erster Linie von Eigennutzern bestimmt, so Peer. Kapitalanleger hätten derzeit zwar die Möglichkeit, durch erhöhte steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten Immobilien zu erwerben, die vor der Marktveränderung im Jahr 2022 schwer erreichbar waren, zeigten sich jedoch noch zurückhaltend. „Dies dürfte den geopolitischen und wirtschaftspolitischen Unsicherheiten geschuldet sein“, vermutet die Sprecherin.
Wer eine Neubauwohnung in guten Lagen haben will, muss derzeit mit Kosten zwischen 6500 bis 7000 Euro je Quadratmeter Wohnfläche rechnen, mit leicht steigender Tendenz.
Was heißt das nun für die Baupolitik der Wohnbau? Für den zweiten Bauabschnitt Nord im Lothar-Späth-Carré gibt es laut Peer bislang weiterhin nur einen Rahmenplan über den 2. Bauabschnitt und kein Bebauungsplanverfahren. „Wir würden gerne dort weiterbauen, aber die Stadtverwaltung steht immer noch in Verhandlungen mit der Wohnbau Layher über eine Einigung der notwendigen Umlegung und Erschließung der Bauflächen“, erläutert die Sprecherin die aktuelle Situation. Voran geht es hingegen beim sogenannten „Green Building“: Der Umzug der Wohnbau in ihr neues Verwaltungsgebäude ist Ende Juni geplant.
Parkhaus: erst 2029 Baustart
Ansonsten gilt für das städtische Tochterunternehmen, dass man sich ganz auf die Entwicklung des Aurain-Carrés mit rund 200 Wohnungen konzentriert. „Als ersten Bauabschnitt bereiten wir gerade ein Baugesuch um 44 Wohnungen an der Austraße vor, die im Herbst 2025 in die Vermarktung gehen“, schildert Sabrina Peer. Zwei weitere Bauabschnitte in der Quartiersmitte mit voraussichtlich rund 70 Wohnungen seien in der planerischen Vorbereitung und sollen dann 2026 auf den Markt kommen. Der Baustart im Aurain-Carré sei Anfang 2026 geplant.
Bis Ende dieses Jahres stellt die Wohnbau dort dem Regierungspräsidium, der Stadtverwaltung und den Stadtwerken dringend notwendige Flächen für Ausweichparkplätze sowie Baustelleinrichtung und Materiallager im Rahmen der B 27-Sanierung zur Verfügung. Für das als Mobilitätszentrum geplante Parkhaus auf dem früheren Postgelände soll erst Anfang 2029 Baustart sein. Uwe Mollenkopf