Noch gibt es die Straße durch das neue Baugebiet Aurain-Carré gegenüber dem Bietigheimer Bahnhof nicht, aber wenn die freigeräumte Fläche dort erschlossen wird, braucht man sich über den Straßennamen keine Gedanken mehr zu machen. Wie der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig beschlossen hat, soll sie „Friedrich-Elbe-Straße“ heißen, benannt nach dem Gründer des Unternehmens, das hier früher ansässig war und von dem ein Ensemble historischer Gebäude auf der Fläche für neue Nutzungen auch erhalten wurde.
Bietigheim-Bissingen Straße erinnert an Firmengründer
Die neu anzulegende Straße im Aurain-Carré wird auf Beschluss des Gemeinderats nach Friedrich Elbe benannt, der die vorher hier ansässige Firma Elbe 1889 gründete.
Bebauung soll dieses Jahr starten
Der Bebauungsplan für das Gesamtareal Stuttgarter-, Wilhelm-, Hans-Stangenberger-, Austraße, zu dem auch das Grundstück der früheren Firma Elbe gehört, wurde vom Gemeinderat im Juni 2024 beschlossen. Wie die Stadtverwaltung in der Ratssitzung schriftlich mitteilte, beabsichtigt die Bietigheimer Wohnbau GmbH als jetzige Grundstückseigentümerin, im Laufe dieses Jahres erste Baugesuche für ein Mehrfamilienhaus im südlichen Baubereich vorzulegen. Zur Erschließung des inneren Baugebiets ist die neue Friedrich-Elbe-Straße vorgesehen. Diese zieht sich weitestgehend durch das Gebiet, welches früher vom Elbe-Schleifmittelwerk genutzt wurde.
Die Firma wurde 1889 gegründet und zählt damit zu den ältesten Firmen in Bietigheim-Bissingen. Der Anfang war bescheiden, der Firmengründer Konrad Friedrich Elbe nutzte zunächst eine Scheune für sein Werk. Der ehemalige Bissinger begann laut der Ratsvorlage damit, kleine Schleifscheiben zu produzieren, die zum Schärfen von Werkzeugen und zum Grobschleifen verwendet wurden.
Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Firma dann in drei Abschnitten auf dem Gelände nahe des Bahnhofs gebaut. Keramische Bindungen wurden entwickelt und neue künstliche Schleifrohstoffe eingeführt. 1924 verstarb der Firmengründer.
Produktion verlagert
Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es viele Veränderungen. Laut der Firmenchronik stellte das Werk 1955 von keramischen Brennöfen auf neuartige, gasbeheizte Öfen um. Um das Jahr 1960 wurde die Produktion zur Herstellung von einfachen Schleifwerkzeugtypen – wie zum Beispiel Wetzsteine – eingestellt, 1965 folgte die Verlagerung auf die Herstellung von hochwertigen Präzisionsschleifwerkzeugen für moderne Schleifverfahren. Als zusätzlicher Produktionszweig wurde die Herstellung von Formschleifkörpern für das Trommel- und Gleitschleifverfahren etabliert. Im Jahr 2016 wurde die Firma schließlich von der Comet Schleifscheiben GmbH übernommen, die Produktion wurde nach Sachsenheim verlagert. Der neue Name lautete nun „Elbe CBN easydress“.
Mit dem Straßennamen soll laut Stadtverwaltung an den Firmengründer erinnert werden. Der Vorname Konrad sei in der Firmenwerbung nicht benutzt worden, nur der Name Friedrich Elbe, weshalb diese Bezeichnung auch für die Straßenbenennung vorgeschlagen wurde. Die Firma hat der Straßenbenennung zugestimmt.
Im Bewusstsein halten
SPD-Fraktionschef Thomas Reusch-Frey sagte in der Ratssitzung, es sei richtig und gut, „dass wir die Vergangenheit der Firma Elbe Schleifmittelwerk durch den Straßennamen des Firmengründers Friedrich Elbe im Bewusstsein halten“. Damit werde nicht nur ein Stück Industriegeschichte lebendig gehalten, die Stadt mache damit auch deutlich, „dass wir es hier mit einem Vorzeigeprojekt für die Transformation und die gelungene Anpassung alter Gebäude an die aktuellen Bedürfnisse für eine Nutzung vor Augen haben“. Es sei „ein wirklich beeindruckendes Ensemble alter Backsteinbauten“ erhalten geblieben.
Gut sei auch, so Reusch-Frey, dass der Name des Firmengründers aus Bissingen die bereits im Aurain vorhandenen Straßennamen von Führungspersonen der DLW wie Schoeller, Heilner und Hans Stangenberger ergänze. Weil vielleicht nicht alle wüssten, wer sich hinter den mit der DLW verbundenen Namen Nairn, Karl-August Maerz oder auch Albert Eber verberge, bitte die SPD-Fraktion darum, eine Erklärung unter die vorhandenen Straßenschilder anzubringen.
Wichtiger Steuerzahler
Reusch-Frey erinnerte daran, dass die Firma Elbe immer auch Gewerbesteuer an die Stadt gezahlt habe. Im Jahr 1910 seien es genau 15.875 Goldmark gewesen, was neben der Schaffung von Arbeitsplätzen nicht ganz unbedeutend gewesen sei. Einen Vergleich zu heute gab es in der Sitzung allerdings nicht. Denn, wie Oberbürgermeister Jürgen Kessing dazu anmerkte, falle heutzutage die Nennung der Gewerbesteuerzahlungen einzelner Firmen unter das Steuergeheimnis und sei strafbar.