Die Tafeln sind wie ein kleiner Stachel, der die Verantwortlichen in der Politik daran erinnert, dass nicht alles funktioniert“, sagt Johannes Schockenhoff, erster Vorsitzender der Bietigheim-Bissinger Tafel. Seit 20 Jahren gibt es die Tafel in der Stadt bereits.
Bietigheim-Bissingen Tafel: Von 60 auf 750 Kunden pro Woche
Seit 20 Jahren gibt es bereits den Tafelladen in Bietigheim-Bissingen. Mehrere Umzüge und vor allem zahlreiche Helfer machen den Laden zu dem was er heute ist.
2005 wurde eine Ladenfläche in der Bahnhofstraße eröffnet, gerade einmal 60 Quadratmeter hatte der Verein hier zur Verfügung. Damals öffnete der Laden zwei Mal die Woche seine Türen und ermöglichte so 30 Kunden pro Tag einen günstigen Einkauf. „Bei der Tafel geht es nicht nur darum, einen bezahlbaren Einkauf für Menschen mit geringem Einkommen zu ermöglichen, sondern auch die Lebensmittelverschwendung soll reduziert werden“, erklärt Schockenhoff. Aus 20 Supermärkten aus der Umgebung können die ehrenamtlichen Fahrer der Tafel Ware abholen, die ansonsten im Müll landen würde.
Ware gibt es immer ausreichend
„Wir haben immer reichlich Lebensmittel für unsere Kunden im Verkauf“, erklärt Ladenleiterin Ingrid Brandl. Denn über die Landestafel aber auch über die Tafel Deutschland werden große Chargen an Lebensmittel, die zum Beispiel falsch ausgezeichnet wurden, direkt an die Tafeln weitergegeben, um die Lebensmittel so vor der Vernichtung zu retten.
Die Kundenzahl wuchs und die Bahnhofsstraße, in der es auch ein kleines Café gab, wurde zu klein. 2013 zog der Tafelladen dann in die Freiberger Straße und bot in den Räumen direkt neben dem Diakonieladen nun die Waren an. Mit 120 Quadratmetern konnte der Verein nun die Größe verdoppeln. Das war auch notwendig, denn schnell wuchs der Bedarf und die Tafel versorgte 150 Kunden pro Tag.
Drei Tage die Woche öffnete die Tafel ihre Türen in der Freiberger Straße und bot auch ein kleines Café an, in dem man sich unterhalten und austauschen konnte. „Für viele Kunden hat der Einkauf auch einen sozialen Aspekt. Sie nutzen dann auch gerne die Möglichkeit für ein kurzes Gespräch“, erklärt Brandl. Dann kam die Pandemie und die Räume in der Freiberger Straße waren zu klein, um dort mit Abstandsregelungen die Einkäufe zu ermöglichen. So zog die Tafel als Interimsstandort in die Bissinger Jahnhalle. Doch es galt einen neuen Standort zu finden, mit ausreichend Platz.
Keine Warteliste mehr
Diesen gab es dann in der Flößerstraße. Das ehemalige Vereinsheim der Kleintierzüchter wurde umgebaut und bietet der Tafel nun 400 Quadratmeter, auf denen die Lebensmittel sortiert und verkauft werden können. Mittlerweile hat der Tafelladen fünf Tage die Woche geöffnet. „Es gibt keine Warteliste mehr für Kunden“, sagt Brandl. Das war noch vor einigen Jahren anders.
Gerade nach dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine stieg die Kundenzahl bei der Tafel extrem an, sodass die Tafel nicht mehr ausreichend Verkaufszeiten bieten konnte. Im vergangenen Jahr wurden dann die Öffnungszeiten erweitert. „Das ging nur, weil wir so viele tolle Ehrenamtliche haben, die hier mitarbeiten“, betont Brandl.
25 Ehrenamtliche arbeiten täglich im Tafelladen, sowohl im Verkauf, als auch in der Küche und im Fahrdienst. Die mittlerweile 150 Helfer sind das Rückgrat des Vereins, denn ohne ihr ehrenamtliches Engagement könnten die 150 Kunden pro Tag nicht einkaufen.
Mietvertrag für zehn Jahre
„Wir haben da eine gute Durchmischung. Sowohl Menschen, die hier einkaufen, als auch Rentner oder auch Berufstätige helfen mit“, freut sich Brandl. Alle fühlen sich wohl am Standort Flößerstraße und auch das Problem mit dem feuchten Anbau, der als Lagerfläche genutzt wird, konnte behoben werden (die BZ berichtete). Einen Mietvertrag für zehn Jahre unterschrieb der Verein für die Flößerstraße.
„Es wird nie ruhig sein“, ist sich Schockenhoff sicher. Bisher habe man auf die verschiedenen aufkommenden Krisen immer reagieren müssen und auch können. Was die Zukunft bringt, werde die Zeit zeigen.
Doch einen Wunsch, der auch mehrmals beim Tag der offenen Tür zum 20-jährigen Bestehen aufkam, war wieder ein Café bei der Tafel zu haben. „Doch das ist jetzt erst einmal ein Wunsch. Wir werden sehen was die Zukunft bringt“, so der Vorsitzende Schockenhoff.
Der Tafelladen in Bietigheim-Bissingen
Die Tafel rettet rund eine Tonne Lebensmittel vor dem Müll. Eine vierköpfige Familie kann mit dem regelmäßigen Einkauf bei der Tafel bis zu 400 Euro pro Monat einsparen.
„Niemand muss sich davor fürchten hier einzukaufen. Der Laden ist nicht auf dem Präsentierteller“, betont Schockenhoff, denn gerade vielen Rentnerinnen und Rentnern falle der erste Einkauf im Tafelladen schwer.
Momentan würde sich das Tafelteam über weitere ehrenamtliche Fahrer freuen. Alle Informationen und auch Ansprechpartner findet man online auf der Homepage unter www.bietigheim-bissinger-tafel.elk-wue.de.