Bietigheim-Bissingen Tankstelle ist Vorreiter bei neuem Kraftstoff

Von Uwe Mollenkopf
Avia-Stationsleiter Tobias Gehring betankt ein Auto mit dem neuen Kraftstoff. Foto: /Oliver Bürkle

An der Avia-Station in der Stuttgarter Straße wird ein neuer Diesel-Kraftstoff mit 22 Prozent weniger Treibhausgasemissionen angeboten. Noch ist die Resonanz zurückhaltend.

Beim Bemühen, den Verkehr umwelt- und klimafreundlicher zu machen, liegt der Fokus in Deutschland ganz stark auf dem Elektroauto. Die Mineralölunternehmen sind inzwischen aber auch nicht untätig geblieben und haben begonnen, Lösungen zu entwickeln, mit denen auch der Verbrenner umweltfreundlicher wird. Aral beispielsweise testet zwei neue Kraftstoffe – Aral Futura Super 95 und Aral Futura Diesel – die wenigstens 30 Prozent erneuerbare Kraftstoff-Komponenten enthalten. Tanken kann man diese in Düsseldorf und Berlin. Im Unterschied dazu ist der von Avia angebotene neue Umwelt-Diesel R33 hier in der Region verfügbar – die Avia-Tankstelle in der Stuttgarter Straße 150 in Bietigheim-Bissingen ist eine der Stationen, an denen der neue Kraftstoff seit November letzten Jahres getankt werden kann.

Einziger Anbieter im Kreis

„CO2-Einsparung ist überall ein Thema“, sagt Matthias Breier, der Inhaber der Tankstelle. Ein Problem bei neuen Kraftstoffen sei indes, dass man auch Platz für die Tanks haben müsse, in denen diese lagern. Breier, der im Sommer letzten Jahres nach dem Verkauf des OMV-Tankstellennetzes in Deutschland zu Avia wechselte, hatte diesen Platz und bietet R33 Blue Diesel nun als einzige Tankstelle im Kreis Ludwigsburg an.

Die Oest Tankstellen GmbH & Co. KG in Freudenstadt, einer der großen Gesellschafter von Avia, setzt auf diesen Kraftstoff, der einen regenerativen Anteil von 33 Prozent aufweist – ausschließlich Rest- und Abfallstoffe, wie zum Beispiel Altspeisefette.

Es sei „eine sofort umsetzbare, praktikable Option zur Reduzierung des CO2-Fußabdrucks“, heißt es in einer Mitteilung von Oest. Daneben besteht das Gemisch aus circa 7 Prozent Biodiesel sowie 26 Prozent synthetischem Kraftstoff, die den restlichen fossilen Anteil ergänzen. Im Vergleich zu fossilem Dieselkraftstoff spare R33 mindestens 22 Prozent Treibhausgasemissionen ein.

Entwickelt wurde der neue Kraftstoff von Volkswagen und der Hochschule Coburg in Zusammenarbeit mit weiteren Projektpartnern, unter anderem Bosch und Shell. Der große Vorteil: „Das Besondere an diesem Kraftstoff ist, dass ihn wirklich jeder Diesel-Fahrer tanken kann, im Gegensatz zu anderen neuen Kraftstoffen“, heißt es aus der Oest-Zentrale.

Die bisherige Resonanz? Noch sehr gering, sagt Breier. Denn zum einen sei der Kraftstoff noch nicht so bekannt, zum anderen liege der Preis 14 Cent über normalem Diesel, erklärt Stationsleiter Tobias Gehring.

Firmenkunden im Visier

Man hat jedoch als Kunden vor allem Unternehmen im Auge, die dadurch ohne Investitionen sehr schnell die CO2-Bilanz ihrer Flotte verbessern könnten. So soll die ganze VW-Flotte den Kraftstoff verwenden, schildert Breier. „Wenn es sich mal herumspricht, wird es für viele Kunden lukrativ“, meint der Tankstelleninhaber, dessen Station im Schnitt rund 1500 Kunden pro Tag zählt. Wenn mehr R33 hergestellt werde, sinke auch der Preis.

„Die Frequenz ist bisher noch etwas zurückhaltend, steigt aber nach und nach, da das Interesse an CO2-Einsparungen, die sofort machbar sind, steigt“, ist man auch bei Oest von dem neuen Kraftstoff überzeugt.

An Werkstankstellen schon länger im Einsatz

R33
 ist in Deutschland schon seit mehreren Jahren im Serieneinsatz – unter anderem an Werkstankstellen von Volkswagen und Bosch. Mit der Einführung an Avia-Standorten in Süddeutschland nimmt die Firma Oest nach eigenen Angaben eine Vorreiterrolle ein.

 
 
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